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Angesichts der zunehmenden Verdichtung urbaner Räume auf Kosten grüner Infrastruktur ist die Nutzbarmachung von Dachflächen für den Klimaschutz und für die Klimaanpassung dringend notwendig. © Alison Hancock/Shutterstock.com

Forschung

Insektenfreundliche Dachbegrünungen mit regionaltypischen Pflanzen

Ein Artikel von Red. | 09.09.2020 - 09:00

Bereits im Projekt „Roofs of Biodiversity“, das bis Juni 2020 lief haben Prof. Dr. Kathrin Kiehl und ihr Team Saatmischungen aus regionaltypischen Arten der Sandtrockenrasen entwickelt. Gemeinsam mit Dr. Roland Schröder und Daniel Jeschke bildet sie das Forschungsteam an der Hochschule Osnabrück. In der Regel bestehen extensive Dachbegrünungen aus gebietsfremden, gezüchteten Pflanzenarten, die für die regionaltypische Biodiversität nur einen geringen Wert aufweisen. Deswegen untersucht das Forscherteam welche Pflanzenarten aus Nordwestdeutschland an den extremen Standortbedingungen wachsen.  

Vergleich: regional und konventionell begrünte Dächer

„Im laufenden Projekt gehen wir nun noch einen Schritt weiter und überprüfen, inwiefern die neu entwickelten Mischungen das Vorkommen blütenbesuchender Insekten fördern“, sagt Schröder. Das bedeutet, dass die Projektmitarbeiter, während der Vegetationsperiode, regelmäßig auf den Dachflächen Insekten erfassen, die sie an Blüten finden. Um den Lebensraum Dach für Insekten noch interessanter zu machen, werden auf den Dächern vereinzelt kleinere Sandhaufen angelegt, Totholz platziert und Nistkästchen mit Schilfröhren in unterschiedliche Größen aufgestellt. „Im Laufe der kommenden Monate und Jahre können wir unsere Art der Dachbegrünung mit üblichen Dachbegrünungen und ihrem Nutzen für die Insektenwelt vergleichen. Zudem können wir sehen, welche Pflanzen den Insekten besonders nützen“, so Kiehl.
In Nordwestdeutschen Tiefland werden sechs Modelldächer mit regionaltypischer Wildpflanzen begrünt und auf die Wirksamkeit als Lebensraum für Insekten untersucht und weiterentwickelt. Im September 2018 hat das Team auf dem Dach des Bibliotheks- und Hörsaalgebäudes der Hochschule Osnabrück Versuchsflächen mit einer Größe von 500m2 angelegt. Hinzu kommen auch Gründächer externer Kooperationspartner wie Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz in Schneverdingen, die Friedrich Lütvogt GmbH & Co. KG in Wagenfeld sowie die GEWOBA AG in Bremen.
Schröder betont: „Unser Projekt ist ein Modellvorhaben, dessen Methodik auf urbane Landschaften in anderen Naturräumen Deutschlands übertragbar ist“.
In Kooperation mit dem BuGG- Bundesverband GebäudeGrün e.V. sollen verschiedene Fortbildungsveranstaltungen für Planungs-, Architektur- und Ingenieurbüros, Gartenlandschaftsbau-Unternehmen, aber auch für Behörden, Privatleute, Schüler und Studierende entstehen. So soll sichergestellt werden, dass die Handlungsempfehlungen für insektenfreundliche Dachbegrünungen möglichst viele Menschen erreicht, die sich mit dem Thema beruflich oder privat auseinandersetzen. Das Projekt soll vorallem die Akzeptanz und die Umsetzung grüner Dächer steigern.


Quelle: Hochschule Osnabrück