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Aus Hygienegründen griffen Konsumenten wieder lieber zu foliertem Obst und Gemüse. © Itsanan/Shutterstock.com

Österreich

Corona und der wachsende Plastikmüll

Ein Artikel von Red. | 15.09.2020 - 12:20

Die Pandemie war für viele (ökologische) Bereiche - durch das Stillliegen von Fabriken, Flugverkehr und Autos - ein Segen. Klarere Seen und reinere Luft waren die Folge. Der Kampf gegen die Pandemie verhalf Kunststoffprodukten jedoch zu einem spektakulären Comeback. Plastikhandschuhe, OP-Masken und Schutzanzüge wurden weltweit händeringend gebraucht, selbst im Supermarkt griffen, aus Hygienegründen Konsumenten lieber zu foliertem Obst und Gemüse.
Die Chemiebranche ging als Gewinner aus der Krise und jubelte über den steigenden Absatzmarkt ihres unverzichtbaren Produktes. Doch die Probleme des Plastikbooms werden zunehmend sichtbar, denn der Großteil der Produkte sind Wegwerfartikel. Masken, Handschuhe und Verpackungen werden einmal verwendet und landen, bestenfalls im Müll. Die Solid West Association geht davon aus, dass die Amerikaner im Lockdown mehr als dreimal so viele Wegwerfprodukte verwendeten als im Jahr davor. Auch der Onlinehandel boomt und lässt die Müllberge rasant wachsen. In Europa und den USA kaufen 65% mehr Menschen online ein als noch vor einem Jahr - das führte zu einer Paketflut bei der heimischen Post. Leider sind die Produkte des Versandhandels fast immer in Plastik verpackt und mit Plastikluftkissen gegen Beschädigungen geschützt. Der Markt für Plastikverpackungen soll heuer um 5,5% wachsen. Die französische Umweltschutzorganisation Opération Mer Propre macht sich Sorgen, dass der Coronaplastikmüll im Meer landet.  

Billiges Öl

Das Problem ist nicht so sehr das Plastikaufkommen, denn die Industrie produziert aufgrund der wirtschaftlichen Flaute weniger Kunststoffabfälle als üblich. Das echte Problem ist, dass die Pandemie die Entsorgungsbetriebe in eine tiefe Krise gestürzt hat. Jene Betriebe die Plastik sammeln, aufbereiten und sie dann als Sekundärrohstoffe weiter verkaufen. Derzeit rechnet sich das Geschäft nicht, weil der Ölpreis so niedrig ist, dass es für Betriebe billiger ist, „frischen“ Kunststoff aus Rohöl zu produzieren, als auf wiederverwertete Rohstoffe zurückzugreifen. Laut Gabriele Jüly, Sprecherin der österreichischen Abfallwirtschaft, mussten bereits 70% der heimischen Kunststoffrecycler ihren Betrieb schließen. International sieht es auch nicht besser aus, so wurden schon erste Plastikverbote und -steuern zurückgenommen. Die Möglichkeiten Kunststoff weltweit sauber zu sammeln und zu recyceln sind stark zurückgegangen. Somit wird Plastik wieder verbrannt und landet auf Deponien, in Wäldern und Gewässern.


Quelle: Die Presse