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Die LWK Niedersachsen entwickelt gemeinsam mit Ostfalia Hochschule Anwendungsfälle für intelligente Waldsensorik. © Olga Danylenko/Shutterstock.com

Forschung

„Smart Forestry“: Der Wald der Zukunft spricht

Ein Artikel von Red. | 21.09.2020 - 10:40

Um das herauszufinden, entwickelten die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften im engen Austausch mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Anwendungsfälle für intelligente Waldsensorik im 5G-Projekt "Smart Country". Verschiedene Fachdisziplinen der Hochschule, die Niedersächsischen Landesforste, die Stiftung Zukunft Wald sowie das Thünen-Institut sind ebenfalls involviert.

Unter dem Begriff „Smart Forestry“ werden unterschiedliche Anwendungsbereiche, die mittels 5G realisiert werden können, behandelt. Martin Hillmann (Geschäftsbereich Forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer Niedersachsen) ist überzeugt: „Durch die revolutionär neue Technik wird beispielsweise die Inventur von Waldflächen in naher Zukunft auf einen qualitativ bisher nicht erreichten Stand gehoben.“ Heute wird der Zustand des Waldes sowie seine Vitalität mit verschiedenen Methoden wie Begehungen, Zählungen oder Luftbildaufnahmen erfasst und dokumentiert. „5G bietet hier neue Möglichkeiten. Es erlaubt mit seinen speziellen Eigenschaften wie hohen Reichweiten und geringem Energieverbrauch beispielsweise den Einsatz von sehr vielen autarken Sensoren“, so Prof. Dr. Diederich Wermser (Fakultät Elektrotechnik der Ostfalia Hochschule).
Der Baum der Zukunft verfügt über Vitalitätssensoren, die zum Waldfrühwarnsystem beitragen können und vor Trockenschäden, Schädlingsbefall oder Brandgefahr warnen.  

Wie geht es dem Baum?

„Im Grunde erzählt uns dann jeder Baum in Echtzeit über die Messwerte, die er liefert, wie es ihm geht. Ist es ihm zu trocken? Zu feucht? Zu kalt? Zu heiß? Gibt es erste Anzeichen von Borkenkäfern? Wie sieht es mit dem Boden aus, in dem er wurzelt? Wie ist die Umgebungsluft?“, erklärt Prof. Dr. Andreas Ligocki, Dekan der Fakultät Maschinenbau. Im sogenannten „Data-Lake“ werden mittels 5G-Datennetzwerk alle aktuell erfassten Daten des Baumes zusammenfließen. Prof. Dr. Ina Schiering aus der Fakultät Informatik beschäftigt sich mit den Prozessen, der Datenqualität und Datensicherheit - der sogenannten Data-Governance. „Dabei geht es darum, wie diese Vielzahl an Daten intelligent analysiert, sicher verwaltet und zielgerichtet für verschiedene Nutzungszwecke aufbereitet werden können“, erklärt Schiering.

Lernort und vernetzte Holzernte

Eine zusätzliche Nutzungsmöglichkeit der erfassten und analysierten Daten sieht das Forscherteam im Ausbau des Waldes als Lernort und Informationssystem. Die digitalen Daten der Waldsensorik könnten so aufbereitet werden, dass der Wald seinen Besuchern „digitale Geschichten“ erzählt. Das kann über digitale Infotafeln, Webseiten oder Apps erfolgen. Umweltbildung und Klimawandel sind wichtige und zentrale Themen, die von Schulklassen bei einem Waldbesuch verdeutlicht werden können. Projekte wie Schulwälder können dadurch mehr an Attraktivität gewinnen.

Ein weiterer Aspekt des Konzepts zielt auf den Nutzen der vernetzten Holzernte. Holzerntemaschinen sollen im Ernteprozess in Echtzeit Daten zum vorliegenden Rohstoff Holz übermitteln können. Das soll Forstbetrieben, Sägewerken und Händlern die Möglichkeit geben, geplante Erntemengen an die tatsächlichen Holzqualiäten und Holzmaße anzupassen. Im Staatsforst des Lechlumer Holzes und im Privatwald des Rittergutes Lucklum sind Experimentalflächen geplant.



Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen