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Die Eindämmungsmaßnahmen in Reaktion auf die Infektion mit dem Coronavirus haben zu einer Rezession in der europäischen Wirtschaft geführt © Ivan Marc/Shutterstock.com

Wirtschaftsentwicklung

Düsterer Konjunkturausblick der EU-Kommission

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 08.07.2020 - 14:05

In der ersten Hälfte des Jahres geriet die europäische Wirtschaft in eine plötzliche Rezession mit dem tiefsten Produktionsrückgang seit dem Zweiten Weltkrieg, so die EU-Kommission (Overview – the Summer 2020 interim forecast). Es wurden weltweit wichtige Eindämmungsmaßnahmen eingeführt und große Teile der Wirtschaft freiwillig geschlossen um der Verbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken.

Vieles deutet darauf hin, dass die Wirtschaft des Euroraumes zur Zeit der strengsten Beschränkungen 25 bis 30 % unter der Kapazität lag, man erwarte, dass die Wirtschaft des Euroraumes 2020 um ca. 8,75 % schrumpft bis sie sich im kommenden Jahr mit einer Wachstumsrate von 6 % erholt. Das deutet nun auf eine unvollständige Erholung hin und reiht die Produktion mit Ende 2021 um ca. 2 % unter der vor der Krise ein.

Tiefere Rezession, größere Unterschiede

Während die Daten für das erste Quartal einen Rückgang des BIP im Euroraum um 3,6 % (Gesamt-EU: 3,2 %) zeigten, obwohl die Beschränkungen in den meisten Ländern erst Mitte März erfolgten, deuten die Indikatoren für das zweite Quartal auf eine Beschleunigung des Rückgangs der Wirtschaftstätigkeit hin. Den Hauptgrund sieht die Kommission im längeren Zeitraum der Sperrung und den nur schrittweise erfolgenden Lockerungsmaßnahmen ab Anfang Mai. Der BIP-Rückgang dürfte mit -13,5 % gegenüber dem Vorquartal besonders ausgeprägt sein. Zwischen den Ländern und Branchen zeigten sich sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal große Unterschiede.

Im Blick auf die zweite Jahreshälfte und 2021 erwartet man eine Erholung der europäischen Wirtschaft, allerdings mit anhaltenden und größeren Unterschieden zwischen den Mitgliedsstaaten. Anzeichen, dass der Tiefpunkt überschritten ist, gab es bereits im Mai, die Indikatoren weisen darauf hin, dass die Wirtschaft im Juni an Dynamik gewonnen habe. Das stelle einen günstigen Ausgangspunkt für eine weiter Belebung im dritten Quartal dar.

Die Prognose basiert auf der Annahme, dass keine größere zweite Infektionswelle erneute Beschränkungen auslöst, Distanzierungsmaßnahmen und die Auswirkung auf die Sektoren mit zwischenmenschlichem Kontakt sind berücksichtigt. Auf globaler Ebene haben sich die Aussichten durch die noch immer steigenden Infektionszahlen (v. a. in den USA und Schwellenländern) verschlechtert. Das wird die europäische Wirtschaft belasten. Hier bildet auch das Fehlen eines Abkommens zwischen Großbritannien und der EU bildet ein entscheidendes Risiko.


Quelle: EU-Kommission