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Die von der EU-Kommission geplanten "Farm to Fork"- und Biodiversitätsstrategie bedeuten für die Landwirtschaft massive Veränderungen © Irina Kvyatkovskaya/Shutterstock.com

Green Deal

Kritik der Agrarminister

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 12.06.2020 - 10:23

Besonders die osteuropäischen Mitgliedstaaten forderten in der jüngsten Video-Konferenz der Agrarminster weniger Umweltauflagen und dafür mehr finanzielle Anreize für die Landwirte. Österreich, Frankreich und Finnland betonten die Wichtigkeit eines höheren Selbstversorgungsgrads mit Lebensmitteln in der EU in Verbindung mit einem Schwerpunkt bei regionaler Erzeugung. Das solle eine Lehre aus der Corona-Krise sein und neue Umweltauflagen sollten ihr nicht zuwiderlaufen.

Deutliche Worte

Wie es die österreichische Vertreterin Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ausdrückte: „Es kann nicht sein, dass wir in Europa durch diese Strategien weniger Lebensmittel selbst produzieren können und dadurch importabhängiger von Drittstaaten werden.“ Die Landwirtschaft gehöre zur systemrelevanten Infrastruktur und die Reduktion der Betriebsmittel und der landwirtschaftlichen Nutzfläche sei ein massiver Einschnitt in die europäische Lebensmittelproduktion.

Deshalb fordere Köstinger eine Garantie für eine gesicherte europäische Lebensmittelproduktion und eine ehrliche Abschätzung der Folgen aus den Strategien von der EU-Kommission bevor die Ziele in Gesetzen festgeschrieben werden. Ausserdem solle auf die bereits erreichten Niveaus und Vorleistungen Rücksicht genommen werden.

Ebenfalls deutliche Worte fanden Ungarn und Polen. Zsolt Feldman, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium in Budapest erklärte: „Eine Halbierung der Pflanzenschutzmittel bis 2030 und ein Viertel der Fläche für den Bio-Landbau sind nicht möglich.“ Der polnische Minister Krzysztof Ardanowski betonte, dass man die Betriebe durch erhöhte Umweltauflagen nicht zerstören dürfe. Beinahe alle osteuropäischen Vertreter wiesen auf die deutlich weniger intensive Landwirtschaft in ihren Ländern hin, das müsse bei der Umsetzung der Umweltstrategien berücksichtigt werden.

Pflanzenschutz-Diskussion

Köstinger verurteilte auch die kürzlich veröffentlichte Statistik über den gesteigerten Verkauf von Pflanzenschutzmitteln in Österreich zwischen 2011 und 2018 als unseriös und mediale Panikmache. 2016 wurde erstmalig inertes Gas in Form von Kohlendioxid für den Vorratsschutz in Verkehr gebracht, dadurch stieg der Verkauf von Insektiziden um 437 % Prozent an.

Die österreichischen Bauern gingen verantwortungsvoll mit Pflanzenschutz um, sie schützen ihren Grund und Boden den sie bewirtschaften. Sie werden nicht zulassen, dass hier politisches Kleingeld auf dem Rücken der Bauern gemacht werde. Beim Thema Pflanzenschutz setze Österreich ganz klar auf das Motto „So wenig wie möglich und so viel wie notwendig.“

Bauernbund fordert Nachbesserungen

Im EU-Unterausschuss mit Umweltministerin Leonore Gewessler stellte der Bauernbund-Präsident Georg Strasser fest, dass er in den Vorschlägen der EU-Kommission den politischen Dialog und die Praxistauglichkeit vermisse. Unrealistische Reduktionsziele erschweren die Versorgungssicherheit der europäischen Lebensmittelproduktion. Alle Sektoren müssten ihren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten, die Hauptlast dürfe nicht alleine auf den Sektor Landwirtschaft abgewälzt werden. Die österreichischen Landwirte sind mit einer Einsparung von ca. 14 % Emissionen in den vergangenen 30 Jahren bereits Vorreiter.


Quelle: aiz.info