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Sensation an der BOKU – eine 32.000 Jahre alte Pflanze erblühte im Labor von Prof. Margit Laimer © BOKU/Jakob Vegh

Forschung

Eine Urzeitpflanze erblüht

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 24.06.2020 - 11:43

Eigentlich deutet nichts an der hübschen weißen Blüte, die am Institut für Molekulare Biotechnologie an der BOKU Wien aufgegangen ist, darauf hin, dass hier eine Sensation gelungen ist. Als das Nelkengewächs aber zum letzten Mal blühte, sind noch die Wollmammuts an ihr vorübergezogen denn das Erbgut dieser Silene stenophylla ist bereits 32.000 Jahre alt und hat im sibirischen Permafrostboden die Jahrtausende überdauert. Jetzt ist es der Plant Biotechnology Unit (PBU) unter Leitung von Prof. Margit Laimer gelungen, die Pflanze in vitro zum Blühen zu bringen.

Rückschlüsse auf die Evolution ziehen

Bereits 2012 war es einem Team der Russischen Akademie der Wissenschaften in Pushchino rund um Svetlana Yashina gelungen, Pflanzen aus 32.000 Jahren alten Samen wieder zum Leben zu erwecken und als Gewebekulturen zum Wachsen zu bringen. Durch die guten Kontakte zu den russischen Kollegen erhielt Laimer eine Gewebekultur. 

„Die erfolgreiche Blütenbildung einer in Gewebekultur gezogenen Pflanze hängt von vielen Umwelteinflüssen ab. Nur eines sei verraten – für den Übergang zur Blühreife ist der Pflanzenhormongehalt im Medium ein entscheidender Faktor und benötigt viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl“, sagt Laimer. „Die Wachstumsbedingungen waren für die Silene offenbar so gut, dass sie nun zu blühen begonnen hat.“

Jetzt könne man mittels genetischer Analysen untersuchen, wie sich das Genom der Pflanze entwickelt hat und an die damaligen Klimabedingungen angepasst war. Durch Vergleiche mit heutigen Verwandten wollen die Forscher Grundlagenwissen gewinnen, wie die evolutionäre Entwicklung vor sich ging.


Quelle: BOKU Wien

Urzeitpflanze zum Blühen gebracht