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Um für die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet zu sein, arbeiten Züchter intensiv an Sorten mit Toleranzen gegenüber abiotischem Stress und Sorten mit früher Blüte und Reife. © LEDOMSTOCK/Shutterstock.com

Oberösterreich

Pflanzenzüchter orientieren sich verstärkt am Klimawandel

Ein Artikel von Red. | 10.03.2020 - 12:13

Neue Saatgut-Strategien werden erforderlich sein und einige Sommerungen werden unter Druck geraten. Grund sind die sinkenden Niederschläge und steigenden Temperaturen die ein Forschen nach neuen Sorten notwendig machen wird. „Verbesserungen und Optimierungen in den Bereichen Landtechnik und Düngung scheinen vorerst ausgereizt zu sein. Speziell im Pflanzenschutz ist die Landwirtschaft mit einer sich ausdünnenden Palette an Wirkstoffen konfrontiert. Die Ertragssteigerungen der jüngeren Vergangenheit gehen überwiegend auf besseres Sortenmaterial zurück. Der Fortschritt im Pflanzenbau wird daher künftig in erster Linie von Züchtung und Sortenentwicklung abhängig sein“, sagt Michaela Langer-Weninger, Präsidentin der LK OÖ.
Im Pflanzenbau arbeiten Züchter intensiv, um sich für die kommenden Herausforderungen zu wappnen. Das ist auch notwendig um die Erträge des Pflanzenbaus als Grundlage für die menschliche Ernährung und Tierhaltung erhalten zu können. In den vergangenen Jahrzehnten war die Entwicklung der ackerbauliche Produktivität in Oberösterreich sehr zufriedenstellend. Die genetischen Potenziale der Sorten werden durch unsere Bauern perfekt genutzt. Drei Ursachen sind für diese positive Ertragsentwicklung relevant: bessere Technik in der Bodenbearbeitung, Fortschritte bei der Düngung und im Pflanzenschutz sowie bessere Sorten.  

Frühe Blüte und Züchtung von Winterformen

Das Saatgut muss sich bestmöglich an die geänderten Bedingungen anpassen können, deshalb verfolgt die Pflanzenzüchtung Sorten mit Toleranzen gegenüber abiotischem Stress und Sorten mit früher Blüte und Reife. Schon heute werden künftige Sorten in Regionen getestet, die dem Klima in Österreich in zehn bis 15 Jahren entspricht. Durch ihre späte Reife geraten einige Sommerformen unter Druck und verlieren zunehmend an Bedeutung. „Die Züchtung hat bereits reagiert und investiert vermehrt in die Entwicklung von Winterformen“, erklärt Josef Fraundorfer, Geschäftsführer von Saatbau Linz.

Eine Verschiebung des Kulturspektrums sowie die Bedeutung von wärmeliebenden Kulturen wie Mais oder Soja sind zu beobachten. In Österreich ist die Sojabohne die viertgrößte Ackerkultur, sie bindet Stickstoff aus der Luft und bereichert die heimische Fruchtfolge. Als C3 Pflanze profitiert Soja von einer steigenden CO2-Konzentration in der Luft, diese bewirkt eine Steigerung der Photosynthese und somit eine Ertragssteigerung. Längere Trockenperioden sowie Temperatur über 30°C sind kein Problem für den Mais. Als C4-Pflanze nutzt der wärmeliebende Mais schon heute die klimatischen Bedingungen optimal. Beide sorgen für eine Steigerung der Einkommenssicherheit bei Landwirten.

Anders als man denkt, nehmen die jährlichen Niederschläge in weiten Teilen Österreichs zu, die Verteilung im Jahresverlauf verschiebt sich allerdings von weniger Niederschlag im Sommer zu vermehrter Winterfeuchte mit Starkregen, Hagel aber auch Dürreperioden. Die Wasserverdunstung (Osmose) der Pflanze wird durch höhere Temperaturen automatisch gesteigert, die Züchtung versucht jetzt, diese Wasserabgaben zu verlangsamen.

Von den milden Wintern profitieren auch viele neue Schadinsekten und wandern ein, somit ist mit einem Anstieg an Pflanzenkrankheiten, die von Bakterien, Pilzen oder Viren ausgelöst werden, zu rechnen. Die Landwirte müssen sich auch darauf einstellen, dass immer weniger Wirkstoffe für den chemischen Pflanzenschutz zur Verfügung stehen. Um die betriebswirtschaftlichen Erfolge auch in Zukunft sicherzustellen, wird mit Hochdruck an neuen Sorten mit verbesserten Resistenzen gearbeitet.


Quelle: aiz