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Die besondere Ausstrahlung der Pflanzen bildet einen schönen Kontrast zu modernen, geometrischen Ziertöpfen. © vrij van rechten/BBH

Zimmerpflanze des Monats

Fleischfressende Pflanzen

Ein Artikel von Red. | 01.08.2019 - 09:42

Die bekanntesten fleischfressenden Pflanzen sind: Die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula), sie verwendet Fangblätter, die sich blitzschnell schließen um ihre Beute zu fangen. Beim Sonnentau (Drosera) bleibt die Beute an den Tentakeln der Blätter kleben. Eine geniale Fangtechnik hat Sarracenia, sie bildet einen Schlauch, in dem die Insekten gefangen werden. Bei der Kannenpflanze (Nepenthes) sind es Kannen, die an den Enden der Blätter herabhängen.

Wann schnappen Sie zu?

Werden die feinen Fühlborsten auf den Fangblättern der Venusfliegenfalle berührt, schnappt die Pflanze zu und die Beute sitzt in der Falle. Ein internationales Forscherteam hat gemeinsam mit der Universität Würzburg analysiert, welche Rolle die feinen Härchen genau spielen und welche Reize die Falle auslöst. Drei Milligramm sind ausreichend, damit die Venusfliegenfalle zuschnappt. Entscheidend ist aber nicht das Gewicht, sondern die Kraft mit der die Fliege die Fühlborsten berührt.

Pflanzenphysiologen der Universität Würzburg haben mit internationalen Kollegen die Fühlborsten der fleischfressenden Pflanzen vermessen und sind so zu diesem Resultat gekommen. Die Fühlborsten, die das Zuschnappen auslösen, sind eindeutig auf den Fangblättern erkennbar. Auf einen Blatt gibt es drei bis neuen Stück der Fühlborsten, bestehend aus einer Basis mit sensorischen Zellen und einer Verjüngung mit Hebel oberhalb. Wird ein solches Haar zweimal innerhalt von 20 Sekunden berührt oder zwei Haare gleichzeitig, schnappt die Falle zu. Das zuvor konvex aufgespannte Blatt entspannt sich und schlägt innerhalb von weniger als 100 Millisekunden in eine konkave Form um und umfasst somit die Beute. Weitere Bewegungen der Beute lassen das Blatt weiter schließen und es beginnt die Verdauung.

Bis jetzt war noch nicht vollständig geklärt, ob die Berührung der Fühlborsten auch tatsächlich für den zweiten Schritt ursächlich ist oder ob weitere sensorische Organe daran beteiligt sind. Forscher haben in der ersten Stunde nach Zuschnappen, rund 60 elektrische Potenziale infolge der Bewegung der Beute gemessen.

Sortimentsauswahl fleischfressender Pflanzen

Die Kannenpflanze ist eine Solistin, während die Venusfliegenfalle, Sonnentau und Schlaupflanzen in gemischten Paletten angeboten wird. Zum Beobachten ist die Venusfliegenfalle am Spektakulärsten.
Bei der Kannenpflanze variieren die Kannen in der Länge und können bis zu 30 cm lang werden. Die Kannen sind umgewandelte Blätter die, die Pflanze bildet wenn sie ausreichend Licht bekommt. Insekten finden am Deckel der Kannen Nektar und kriechen auf der Suche nach mehr nach innen. Knapp unterhalb des Kannenrandes ist noch Nektar zu finden, doch darunter befindet sich eine glatte wachsbeschichtete Fläche, auf der die Beute keinen Halt finden. Die Bewegung der Beute aktiviert die Pflanzendrüsen, die eine starke Säure abgeben und so sind die Insekten innerhalb von zwei Tagen verdaut.
Der Sonnentau bildet in Bodennähe Rosetten mit roten Tentakeln, an deren Enden sich klebrige, glitzernde Tropfen. Die Insekten kleben an den kleinen Tropfen fest und werden von den beweglichen Tentakeln auf der Blattoberfläche festgehalten, wo sie verdaut werden. Beim Insektenfang geht die Schlauchpflanze besonders effektiv vor. Die Insekten werden durch Nektar an die rutschige Kante des Schlauchs gelockt, in den sie hineinfallen und werden dort verdaut.

In der freien Natur sind fleischfressende Pflanzen in Sümpfen und Mooren zu finden, sie bevorzugen feuchte Gebiete mit stickstoffarmen Böden. Die Kannenpflanze ist in Südostasien zu Hause, Venusfliegenfalle und Schlaupflanze kommen ursprünglich aus Nordamerika und der Sonnentau ist auf allen Kontinenten zu finden.

Pflegetipps für Konsumenten

Ein sehr heller Standort ist für die insektenverdaulichen Pflanzen wichtig. Unbedingt sollte saure, feuchte Blumenerde verwendet werden. Die Pflanzen bevorzugen Regenwasser, destilliertes Wasser oder weiches Leitungswasser. Um Pilzbefall zu verhindern, sollten abgestorbenen, braune Blätter und Kelche entfernt werden. Im Winter können die Fallen verkümmern, sie treiben dann im Frühjahr neu aus.

Verkaufs- und Präsentationstipps

Für offene und geschlossene Terrarien oder große Schalen sind fleischfressende Pflanzen im Kleinformat gut geeignet. Größere Exemplare eignen sich besser in einem eigenen Übertopf und können so auch in Gruppen interessant präsentiert werden. Die Kannenpflanzen kommen am besten frei hängend, um ihre spektakulären Kannen ins rechte Licht zu rücken, zur Geltung. Die besondere Optik bildet einen schönen Kontrast zu modernen, geometrischen Ziertöpfen. Um eine natürliche wirkende Präsentation zu erzielen, kann der Tische darunter mit Rinde, Steine und Wasserpflanzen gefüllt werden.


Quelle:BBH/pflanzenforschung.de