shutterstock_1444621355.jpg

Für ein angenehmes Stadtklima spielen Grünflächen eine große Rolle. Moos-Fassaden sind wartungsfrei und filtern Schadstoffe. (Symbolfoto) © SSaplaima/Shutterstock.com

TU Kaiserslautern

Wartungsfreie Moos-Fassaden

Ein Artikel von Red. | 18.07.2019 - 11:45

Die Luftverschmutzung nimmt zu, es wird wärmer und Starkregen verursacht Überflutungen weil zu viele Flächen versiegelt sind. Um Städte lebenswerter und grüner zu machen bedarf es neue Konzepte, die für ein angenehmes Klima sorgen und die Luft sauber halten. Die Begrünung von Fassaden spielt hier eine große Rolle. Die Gründer des Start-ups der Technischen Universität Kaiserslautern haben ein System zur Begrünung von Fassaden entwickelt, das wartungsfrei und selbstbegrünend ist. In ihrem Unternehmen „Artificial Ecosystems“ vermarkten es die Gründer und wurden dafür mit dem 1. Platz des Ideenpreises Rheinland-Pfalz 2019 ausgezeichnet.

Auf der Erde sind Moose vor rund 400 Millionen Jahren entstanden und besitzen im Vergleich zu anderen Pflanzen keine Wurzeln. „Ihre Nährstoffe filtern sie aus der Luft heraus“, sagt der Botaniker Dr. Tobias Graf, der schon lange zu diesen Pflanzen forscht. „Damals gab es eine Reihe von Vulkanausbrüchen, bei denen viel Asche in die Atmosphäre gelangt ist. Dies haben sich Moose zunutze gemacht und sich so mit Nährstoffen versorgt.“ Heute filtern sie Feinstaub und CO2 aus der Luft und wachsen ohne menschliches Zutun an vielen Stellen in urbanen Gebieten.

Gemeinsam mit dem Informationselektroniker und Wirtschaftsinformatiker Björn Stichler und dem Bauingenieur Martin Hamp hat Tobias Graf die wartungsfreie, selbstbegrünende Fassade entwickelt. Ihre Technik trägt den Namen BryoSYSTEM, der sich vom lateinischen Wort für Moose ableitet. Das rund einen Meter hohe, 15 Zentimeter breite Betonelement, das nur wenige Zentimeter tief ist, ist die kleinste Einheit und kann einfach an Gebäudewände angebracht werden. Oben befindet sich eine Solarzelle, am Boden ein Wassertank. Die Elemente besitzen besondere Strukturen, die es Moosen ermöglicht, auf der Oberfläche zu wachsen und sich optimal zu entwickeln.  „Ganz oben an den Elementen befindet sich eine halbrunde Aussparung, über die die Bewässerung stattfindet. Die eingefassten Rillen sorgen dafür, dass sich das Wasser gleichmäßig verteilt“, sagt Hamp über die Technik.

Das Besondere

Die Fassadenelemente müssen nicht vorab bepflanzt werden, sie werden mit einer speziellen Mischung vorbehandelt, damit sich Moose schneller darauf etablieren. Die Sporen von Moosen in der Luft können sich einfach ansiedeln und finden optimale Wachstumsbedingungen vor. Die Moose sind an das vorherrschende Klima gewöhnt, ganzjährig grün und benötigen keine kostenintensive Pflege wie Rückschnitt oder Pflanzenschutz.

Die zahlreichen Sensoren des BryoSYSTEM überwachen die Feuchtigkeit und andere Umweltparameter und schicken die Daten an ein Messgerät. Dieses passt mithilfe eines Algorithmus die Pflanzennahrung der Wetterlage an. Die Gründer wollen nun herausfinden wie viel CO2 und Feinstaub die Pflanzen filtern können.

Die Technik unterstützt die Städte in Kampf gegen Luftverschmutzung aber erhöht die Biodiversität. Zudem speichern Moose Regenwasser und reduzieren die Lärmbelastung. Auch die Begrünung von Tunneln und U-Bahnstationen kann sich das Trio vorstellen. „Wenn sie mit einer künstlichen Lichtquelle bestrahlt werden, können sie auch dort leben und zum Beispiel helfen, die Luft von Schadstoffen zu reinigen“, erläutert Graf.


Quelle: uni-kl.de