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© DI Ulrike Fassler

Trauerseminar in Stift Melk

Ein Artikel von Ulrike Fassler | 12.10.2015 - 11:29

Franz-Josef Wein, Leiter der Akademie für Naturgestaltung in Stift Zwettl/NÖ hatte die Ausstellung  gemeinsam mit einer Gruppe von 23 Floristen gestaltet.
Diese wurde als spiritueller Weg mit mehreren Stationen durch exklusive  Räumlichkeiten des Stiftes geführt, die den Besuchern gewöhnlich nicht zugänglich sind. In der 1. Station in der Sakramentskapelle des Stiftes wurde der Mythos vom Sündenfall thematisiert. Von dort führte der Weg weiter in die Sommersakristei, wo die Thematik des ewigen Lebens und des Eintritts ins Paradies durch die Überwindung des Todes behandelt wurde.

„Die Blume stellt einen Ausdruck des Verhältnisses zwischen Lebenden und Toten dar“, erklärte Wein. Der Florist sollte es insbesonders in der Trauerfloristik als seine Aufgabe betrachten, mit Blumen individuelle, zu den jeweiligen Lebensthemen der verstorbenen Menschen passende Gestaltungen anzufertigen.

In unmittelbare Nähe zum Tod wurden die Besucher mit ihrem Besuch der Gruft geführt. Wein war es ein Anliegen, die Besucher durch diese Gestaltung die Angst vor diesem Ort vergessen lassen. Unter dem Motto „Das gemeinsame Mal“ war dort eine Tafel für zweimal je 12 Personen angefertigt, wobei eine Seite der Tafel für das Leben und die gegenüberliegende Seite für den Tod stand. Für die Tischdekoration, welche besonders üppig und bunt ausfiel, hatten die Floristen Chrysanthemen und Nelken verwendet. Als Zeichen für die Schönheit toten Naturmaterials schmückte neben den bunten Blumen auch Laub die Tafel.

Trauer ist der emotionale Winter
Mit der Stiftskirche als letzter Station schloss sich der Kreis der Ausstellung. An diesem Ort bestand die Herausforderung darin, das Trauerthema als emotionalen Winter ausschließlich mit Lilien und Gräsern darzustellen. Die zahlreichen Altäre wurden bezugnehmend auf den jeweils dargestellten Heiligen individuell gestaltet.

Der Messaltar war im Gegensatz zu manchen Seitenaltären, die teilweise sehr reduziert floral geschmückt waren, mit zahlreichen Gräsern und mit der Lilie als Symbolträgerin für die weibliche Gottheit ausgestattet.

„Tränen sind in der Trauer wichtig, damit wieder ein emotionaler Frühling erwachen kann“, erklärte der Akademieleiter abschließend die reinigende Kraft des Weinens, die für die Bewältigung des Leidens bedeutend ist.

Ist die Trauerkultur im Wandel?
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, durch welche ORF-NÖ-Moderator Robert Ziegler führte, wurde die Thematik „Wandel in der Trauerfloristik“ diskutiert.
Heute werden die Gräber im Gegensatz zu den 70er und 80er Jahren in einer geringeren Größenordnung geschmückt, jedoch habe die Trauerfloristik weiterhin relevante Präsenz, so Bundesinnungsmeister Rudolf Hajek. Die Trauerkultur hingegen sei mit einer Tendenz hin zu Feuerbestattungen sehr wohl einem Wandel unterlegen, hob Katharina Strack-Dewanger, Obfrau der Bestatter, hervor. Bei Urnenbestattungen gäbe es große Unsicherheiten. Hier seien die Floristen auch dazu gefordert, die Kunden zu beraten.

Landesinnungsmeister Thomas Kaltenböck wies auf die Bedeutung eines einfühlsamen Gespräches  hin. Auch Meisterfloristin Sonja Fojt-Haas betonte, wie wichtig es sei, mit dem Kunden in einer eigenen privaten Zone im Geschäft sprechen zu können. Hierfür sollte im Geschäftslokal ein eigener Bereich vorgesehen sein.

Das Thema Trauer sei auch sehr sensibel anzufassen, wenn es mit Werbung in Verbindung kommt. In ihrem Betrieb nutze man hierfür immer relevante Anlasstage rund um Allerheiligen.

Nicht vergessen solle man auch darauf, insbesonders junge Mitarbeiter, die noch wenig Erfahrung mit dem Trauerschmerz haben, zu schulen so Helmut Hohengartner, Steuerberater.

Er habe außerdem mitverfolgt, dass sich Floristen oft selbst beim Anfertigen von Trauerfloristik wirtschaftlichen Schaden zufügen, indem sie zu schnell über die  Kosten sprechen. Besser sei es, gemeinsam zuerst eine Sprache zu finden, mit welcher sich Emotionen ausdrücken lassen. Hier sei der Florist gefordert, die passende Sprache zu finden. Erst dann solle man die Kosten verhandeln.

Anhand eines Testkaufes von drei Trauerkränzen zum Preis von 150 Euro demonstrierte er, welche großen Qualitätsunterschiede hier nach wie vor im Florstiikfachhandel bestehen.