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Edelkastanien-Gallwespe breitet sich immer weiter aus

Ein Artikel von Red. | 29.05.2015 - 08:57
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Seit dem Jahr 2002 breitet sich der Schädling durch Pflanzenhandel und auf natürlichen Wegen auch in Europa aus. Die Pflanzenschutzorganisation für Europa und den Mittelmeerraum EPPO hat die Edelkastanien-Gallwespe daher als Quarantäneorganismus eingestuft, dessen Ausbreitung es zu verhindern gilt. Eine geeignete Bekämpfungsmaßnahme ist allerdings noch nicht gefunden.

Mit der winzigen Wespe durch’s Jahr

Die kleine, schwarze Edelkastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) ist für Mensch und Tier ungefährlich. Ohne Fühler ist ihr Körper nur 2,5 bis 3 mm lang. Zwischen Juni und August legen die Weibchen bis zu 30 etwa 0,1 mm kleine Eier in die Knospen der Edelkastanien (Castanea sativa) ab. Vom Spätsommer bis Herbst schlüpfen die weißlichen Larven und überwintern in den Knospen. Erst während des Austriebs der Bäume im Frühjahr werden sie aktiv und stimulieren die Edelkastanien, Gallen anstelle von Blättern, Trieben und Blüten zu bilden.

Nachdem sich die Larven in den Gallen einige Wochen „satt gefressen“ haben, verpuppen sie sich dort. Die neue Wespengeneration fliegt von Mitte Mai bis Ende Juli aus. Aus eigener Kraft können sie sich in einer Region nur über wenige Kilometer im Jahr ausbreiten. Mit Hilfe des Windes sind bis zu 20 km möglich.

Krankheitszeichen an befallenen Edelkastanien

Wenn die kleinen Wespen Edelkastanien befallen, hat das verheerende Auswirkungen für die Bäume: Im Frühling bilden sich an den jungen Trieben, Blütenständen und Blättern 0,5 bis 2,5 cm große, hellgrüne bis rosafarbene Gallen. Infolge dessen können die Pflanzenorgane nicht vollständig wachsen, und einzelne Triebe sterben ab.

Ein starker Befall verringert Trieb- und Kastanienbildung deutlich. Hält er über mehrere Jahre an, werden die Baumkronen schütter. Zwar sterben größere Edelkastanien nicht ab, dennoch kann ihre Vitalität bei einem besonders starken Gallwespenbefall und in Kombination mit dem weitverbreiteten Kastanienrindenkrebs langfristig leiden.

Ausbreitung des gefährlichen Schädlings in Europa

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Die Kastanien-Gallwespe stammt ursprünglich aus Südchina. Wird befallenes Pflanzmaterial transportiert, reist sie mit und breitet sich aus. Mittlerweile in aller Welt. So ist sie seit 2002 in Italien zu finden. Ein Edelkastanien-Baumbesitzer im Tessin entdeckte die Gallwespe 2009 erstmals in der Schweiz. Es dauerte nicht lange, bis der dortige Pflanzenschutzdienst in nahezu allen Kastanienwäldern im Tessin Kastanien-Gallwespen entdeckte. Mittlerweile ist die gesamte Südseite der Alpen befallen.

2011 erreichte die verbreitungsfreudige Wespe auf natürlichen Wegen die Westschweiz. Auch auf der Alpennordseite sind mittlerweile mehrere Befallsgebiete bekannt. 2012 wurde der Schädling erstmals auch in Deutschland entdeckt, 2013 in Österreich. Es ist anzunehmen, dass sich die Gallwespe zukünftig auch in weiteren La?ndern Europas ansiedeln wird.

Wirksame Bekämpfung der Gallwespe noch nicht möglich

Die Bekämpfung ist äußerst schwierig, da sich die winzigen Wespenlarven im Inneren der Bäume befinden und der Befall erst bei der Bildung der Gallen erkennbar wird. Bislang ist noch keine wirksame Gegenstrategie verfügbar: Sowohl mechanische als auch chemische Maßnahmen sind erfolglos, vor allem, da die Larven im Innern der Gallen gut vor Pflanzenschutzmitteln (Insektiziden) geschützt sind.

Lediglich zu Beginn einer Ausbreitung können die Gallen befallener Bäume herausgeschnitten und vernichtet werden. Es ist verboten, Edelkastanien oder auch nur Teile eines Baumes aus den bereits befallenen Gebieten in andere, noch nicht befallene Gebiete zu bringen.

Kleine Hoffnung durch biologischen Gegenspieler

In Japan und mittlerweile auch in Italien und Frankreich wird eine chinesische Schlupfwespenart als biologische Waffe eingesetzt. Die Wespe Torymus sinensis ist ein Parasit der Edelkastaniengallwespe. In Japan ist der Wespenbefall durch den Gegenspieler deutlich zurückgegangen. Diese Freisetzung gilt als Paradebeispiel einer biologischen Bekämpfung mit einem eingeführten, natürlichen Feind. Allerdings ist noch zu klären, wie sich die Freisetzung der Schlupfwespe auf europäische Tier- und Pflanzenarten auswirkt.


Quelle: IVA-Magazin