Pilzerkrankungen wie Falscher Mehltau und Phytophthora bereiten im ökologischen Anbau von Gurken, Tomaten und Kartoffeln große Probleme. Einziger zuverlässiger Wirkstoff ist zurzeit Kupfer, das aber aufgrund seiner Umweltwirkung kritisch gesehen wird.
Als vielversprechende Alternative erwiesen sich bei früheren Studien Extrakte aus Süßholz, die unter kontrollierten Bedingungen hohe Wirkungsgrade von bis zu 90 % gegenüber den Erregern erreichten. Beim Einsatz im Freiland nahm ihre Wirkung allerdings deutlich ab, da die bisherigen Formulierungen keine ausreichende Regen- und UV-Stabilität aufwiesen.
Wirtschaftliche Aufbereitung für großtechnische Anwendung gefunden
Wissenschafter vom Dienstleistungszentrum Rheinland-Pfalz und vom Julius-Kühn-Institut haben gemeinsam mit Experten eines Herstellers von Biopräparaten in einer dreijährigen Studie die Formulierung und Ausbringungstechnik für Süßholzextrakte weiter optimiert. Das Projekt fand im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft statt.
Dabei konnten die Wissenschafter die Wirksamkeit von 3 Inhaltsstoffen des Extrakts bestätigen, die für die befallshemmende Wirkung verantwortlich sind. Eine für die wirtschaftliche Anwendung ausreichende UV- und regenstabile Formulierung wurde während der Projektlaufzeit nicht gefunden. Allerdings gelang es, ein Extraktionsverfahren zu entwickeln, das eine wirtschaftliche Aufbereitung der Wirkstoffe im großtechnischen Maßstab ermöglicht.
Zudem wurden die Formulierungen soweit optimiert, dass der Wirkstoff problemlos mit praxisüblichen Düsen ausgebracht werden kann. Auch der Bedarf an Rohextrakt für die Formulierungen konnte für den Einsatz im Gewächshaus bei gleich hoher Wirksamkeit um 60 % verringert werden.
Problem mit UV-Stabilität noch nicht gelöst
Beim Einsatz in Kartoffeln zeigte sich, dass nur mit sehr hohen Präparat- und Wassermengen (10 bis 16 kg/ha in 800 l Wasser/ha) ein ausreichender Wirkungsgrad erzielt werden kann. Das erklärt sich durch die Kontaktwirkung des Süßholzextraktes, die einen hohen Bedeckungsgrad der zu schützenden Pflanzenteile notwendig macht. Obwohl im Projekt noch keine UV-stabilen Formulierungen entwickelt werden konnten, bewerten die Wissenschafter die erzielten Ergebnisse zum Verhalten der Wirkstoffe und den erprobten Formulierungen als wichtige Grundlage für weitere Studien zum Thema.
In einem derzeit laufenden, vielversprechenden Projekt will man das Problem der mangelnden UV-Stabilität mithilfe einer sogenannten Mikroverkapselung lösen, bei dem die Süßholzextrakte in einer Fettmatrix eingeschlossen und stabilisiert werden.
Quelle: Jürgen Beckhoff, www.aid.de