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EU-Qualitätspolitik und Absatzförderung neu ausgerichtet

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 25.11.2014 - 08:19
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"Die Politikbereiche Lebensmittelqualität und Absatzförderung werden in der EU stärker verschränkt und aufgewertet. Das findet seinen Ausdruck in der neu eingerichteten Gruppe für den zivilen Dialog", berichtet der Vorsitzende dieses Gremiums, Christian Jochum von der Landwirtschaftskammer Österreich.

Er wurde bei der konstituierenden Sitzung von den anwesenden Delegierten einstimmig in diese Funktion gewählt. "Schade ist, dass von den insgesamt 26 europäischen Organisationen, die insgesamt 53 Sitze bekommen haben, vier nicht erschienen sind", zeigt sich Jochum enttäuscht.

Derzeit wird mit Hochdruck an der praktischen Umsetzung der Totalreform der EU-Absatzförderungspolitik gearbeitet. Mit der neuen Ratsverordnung werden ab 1. Dezember 2015 alle Programme zentral bei einer EU-Agentur in Luxemburg eingereicht, die gerade umgestaltet bzw. eingerichtet wird. Neben der Bewertung der Anträge, für die auch externe Experten beigezogen werden, soll diese Einrichtung den Antragstellern auch in der Vorbereitungsphase und bei der Partnersuche behilflich sein.

"Diese Helpdesk-Funktion sollte die Qualität der Einreichungen deutlich verbessern und die in der Vergangenheit zu hohe Zahl an Ablehnungen - manchmal waren es bis zu zwei Drittel der Anträge - stark reduzieren", ist Jochum optimistisch für die Zukunft.

Durch die Verdreifachung des Budgets und den von 50 auf 70 bzw. 80% erhöhten EU-Kofinanzierungsanteil wird auch die europäische Ausrichtung verstärkt: Das Logo "Enjoy, it's from Europe" wird auf allen Werbemitteln verpflichtend, wobei Mehr-Länder- und Mehr-Produkt-Programme Vorrang haben. Umgekehrt dürfen erstmals Marken und - subsidiär - der Ursprung von Produkten in die Aussagen integriert werden.

Russlandkrise als Anlass für eine neue Exportpolitik

Diego Canga Fano, Direktor für multilaterale Beziehungen und Qualitätspolitik in der Generaldirektion Landwirtschaft, präsentierte ein Konzept zur Diversifizierung der EU-Exportaktivitäten. Zentrales Element ist dabei die Bewertung der Exportchancen, getrennt nach Zielländern und Produkten.

In der Praxis stellen sich die Veterinär- und phytosanitären Bestimmungen (SPS) als großes Hindernis dar. "Die Kommission wird die Anstrengungen zur Lösung dieser SPS mit Hochdruck vorantreiben", gab sich Canga Fano kämpferisch.
Bei der letzten Einreichung zur Promotion, bei der wegen der Russlandkrise das Budget verdoppelt worden war, sei bereits die Hälfte der Anträge für den Export gewesen, berichtete er.

EU-Kommission: Eine einheitliche Qualitätspolitik für alle Sparten

Obwohl die EU-Qualitätsverordnung, mit der die geschützten Herkunftskennzeichnungen und die fakultative Qualitätsangabe "Bergerzeugnis" geregelt werden, erst zwei Jahre alt ist, denkt die EU-Kommission bereits über eine Neuordnung der Qualitätspolitik nach. Auslöser ist die Vorgabe des neuen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, die EU-Politik einfacher zu machen.

Michael Erhart, in der Generaldirektion Landwirtschaft Abteilungsleiter für Qualitätspolitik und seit einigen Monaten für alle Qualitätsthemen zuständig, also für Lebensmittel, Wein und Spirituosen, präsentierte daher der zivilen Dialoggruppe ein Ideenpapier, das eine Vereinheitlichung der Rechtsgrundlagen und eine Straffung der Verwaltung vorsieht.
Die steigende Zahl an internationalen Abkommen und der dadurch nötige Schutz des geistigen Eigentums unterstützen diese Stoßrichtung der Kommission.

Jochum dazu: "Es gibt vorsichtige Zustimmung der Sektoren zu diesen Ideen, wenn eine spürbare Vereinfachung in der Abwicklung erreicht wird, gleichzeitig aber die Besonderheiten der jeweiligen Sparten, wie etwa bei Wein oder Spirituosen, erhalten bleiben.
Mir ist wichtig, dass diese EU-Gütesiegel bei den Konsumenten besser bekannt und vor allem leichter erkannt werden."


Quelle: aiz.info