ZVG-Präsident Jürgen Mertz zog in seinem Vortrag zur Inwertsetzung Wein, Hauptprodukt des Gastgeberlandes Rheinland-Pfalz, als Bespiel heran: „Nicht die Mengenregulierung hat den deutschen Weinbau wieder zu dem gemacht, was er heute ist. Es war vielmehr eine klug angelegte Imagekampagne, die den Wein so in Szene gesetzt hat, dass neue, junge Käuferschichten erreicht wurden. Hier müssen wir ansetzen“, so Mertz.
Begonnen habe der Bundesverband Zierpflanzen (BVZ) mit der Diskussion bereits im vergangenen Jahr in Münster mit der Analyse der Ergebnisse aus der Zukunftsinitiative Gartenbau 2020. In Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) sei die Initiative so weit vorangetrieben worden, dass nun aus Visionen ein Konzept erarbeitet werde.
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln macht Verbraucheraufklärung nötig
Peter Tiede-Arlt von der Landwirtschaftskammer NRW berichtete über die neuesten Ergebnisse aus dem Interreg-Projekt „Gezonde kas“. Dieses Projekt hat zum Ziel, trotz wachsender Anbauflächen eine gesunde und sichere Pflanzenproduktion zu ermöglichen.
Mit Hilfe eines Zwei-Stufen-Monitorings (auf Macro-Niveau und Micro-Niveau) können Schaderreger identifiziert werden, bevor die Pflanzen Krankheitssymptome zeigen. Dank der Früherkennung können Gärtner alternative biologische Bekämpfungsmaßnahmen einsetzen und damit den Einsatz chemischer Wirkstoffe reduzieren.
Zur Umsetzung in der Praxis gibt es dabei kleine Ansätze – von der Entwicklung schädlingsunterdrückender Substrate bis hin zu großen Monitoring- und Analysesystemen. Weitere Informationen sind unter www.gezondekas.eu zu finden, aber auch direkt in Straelen/D zu besichtigen.
Mit seinem Vortrag zum „Schutz der Pflanze auf hohem Niveau“, griff Professor Dr. Bernd Böhmer, Pflanzenschutzdienst NRW, die dringlichsten Pflanzenschutzthemen für die Zierpflanzenproduktion auf. Einerseits spielten bisweilen Emotionen beim Pflanzenschutz eine größere Rolle als fachliche Argumente. Damit führten oft gut gemeinte Ansätze zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zu unnötigen Resistenzen von Schadorganismen.
Andererseits sei die Verunsicherung auf Seiten der Verbraucher sehr groß, so dass der Aufklärung eine besondere Rolle zukomme, so Böhmer.
Die Einhaltung bestimmter Rückstandsgehalte von Pflanzenschutzmitteln in Blumen sei schwierig. Eine Übertragung aus dem Gemüsebau sei sachlich fragwürdig. Kulturstandorte, Bewässerungsverfahren, Schaderreger sowie Oberflächen bei Blättern und Früchten etc. seien völlig unterschiedlich. Zudem gebe es viele Mittel, die für den Zierpflanzenbau zugelassen sind, nicht aber für den Gemüsebau.
Markt für deutsche Zierpflanzenproduzenten noch nicht zufriedenstellend
Mit der Auswertung der Geschäftsklima-Umfrage, die der BVZ seit einem Jahr in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden durchführt – in Kombination mit Informationen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) zum Verbraucherpanel –, hatten die Delegierten eine Basis, um sich über das Marktverhalten in den Regionen auszutauschen.
Danach ist in allen Segmenten des Zierpflanzenbaus eine Verbesserung gegenüber 2013 zu verzeichnen, allerdings ist die Situation für die deutschen Produzenten immer noch nicht zufriedenstellend. Die Anspannung am Markt mit großen Mengen, die auch auf die schwächelnde Konjunktur im Süden Europas zurückzuführen sind, bleibt für die Unternehmer eine stete Herausforderung in der Produktion und im Absatz.
Versuche zu Hemmstoffen im Zierpflanzenbau vorgestellt
Dass Strategien zum Einsatz von Hemmstoffen im Zierpflanzenbau eine große Rolle spielen und eine konsequente Anpassung notwendig ist, zeigte sich beim Besuch des DLR Rheinpfalz in Neustadt. In der intensiven Diskussion mit dem deutschen „Hemmstoffpapst“ Frank Korting wurden neue Versuchsergebnisse, alternative Einsatzmöglichkeiten und die aktuelle Zulassungssituation besprochen und seine Beratungskompetenz ausführlich in Anspruch genommen.
Betriebsbesichtigungen
Mit dem Besuch der Firma Weilbrenner, Freinsheim/D, erhielten die Teilnehmer Einblicke in die Produktion eines "Exoten" der Branche. Weilbrenner, einer der wenigen Produzenten von fleischfressenden Pflanzen, der gleichzeitig Winzer ist, hat seine Nische und einen stabilen Markt in einem sehr kleinen Segment gefunden.
Der Betrieb Mildenberger, Germersheim/D, dagegen ist mit einem sehr breiten, typischen Großmarktsortiment gut aufgestellt – mit qualitativ hochwertigen Produkten, die fast komplett über den Großmarkt in Karlsruhe abgesetzt werden, und die Chancen des regionalen Marktes nutzend.
Quelle: ZVG/BVZ