Der Mensch ist ein „Augentier“. Zum überwiegenden Teil werden Umweltinformationen über die Augen als wichtigstes Sinnesorgan aufgenommen. Erst mit großem Abstand folgt das Hören. Wie wichtig das Sehen für den Menschen ist, zeigt die Aktivität unseres Gehirns, das etwa zur Hälfte mit der Verarbeitung visueller Reize beschäftigt ist. Nun ist das Sehen eng mit dem Licht verknüpft, denn nur damit ist die visuelle Wahrnehmung möglich. Daher besitzt Licht in allen Variationen – ob als Sonnenstrahlen, Feuerschein oder künstlich erzeugt – bei uns Menschen einen besonderen Stellenwert und ist mit starken Emotionen verknüpft. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und übertragen diese Emotionen auch auf Materialien und Konstruktionen, die Transparenz und Leichtigkeit ausstrahlen. Dafür spricht beispielsweise die Begeisterung für Glas und andere Materialien mit transluzenten Eigenschaften. Transluzenz beschreibt die Fähigkeit bestimmter Stoffe, Licht durch sich hindurch zu leiten, ohne aber selber vollkommen transparent zu sein. Wachs oder bestimmte Kunststoffe zählen dazu.
Bei den Konstruktionen reicht schon der filigrane Aufbau, der Licht hindurchleitet oder einen Blick in die Ferne gewährt. Fenster bzw. Öffnungen in einer Mauer, einer Wand oder einem Raumteiler bewirken das Gleiche. Entscheidend ist der visuelle Reiz, der dann (oftmals ganz unbewusst) positive Emotionen auslöst.
Sichtachsen freigeben
Besonders kleinere Fachgeschäfte kennen das Problem der beengten Platzverhältnisse. Selbst Gärtnereien mit einem integrierten Ladengeschäft sind davon betroffen, weil hier für den Verkauf oftmals noch die vorhandenen Räumlichkeiten aus der Gründungszeit genutzt werden. Verschärft wird das Problem durch die Ware selbst. Topfpflanzen und Schnittblumen benötigen für die Präsentation viel Platz und verlieren schnell an Qualität, stehen sie in einer dunklen Ladenecke. In solchen Fällen ist das Beste im Prinzip der mutige Schritt nach vorn und die Investition in einen entsprechend dimensionierten und hellen neuen Verkaufsraum.
Wer diesen Aufwand scheut oder dazu nicht in der Lage ist, kann mit einigen Kleinigkeiten dafür sorgen, dass eine Verkaufsfläche großzügig erscheint und ausreichend beleuchtet wird. Wichtig sind filigrane Strukturen, am besten aus Metall und Glas, die Sichtachsen freigeben und offene Präsentationsflächen schaffen. Dunkle Raumbereiche werden durch eine entsprechende künstliche Beleuchtung oder Spots aufgehellt. Entscheidend ist die freie Sicht durch das Schaufenster, von innen wie von außen.
Oftmals wird der Fehler gemacht, die Schaufensterfront mit Ware zuzustellen. Das engt ein und nimmt Licht. Dekorationen im Schaufenster sollen nur neugierig machen und den Blick in den Laden lenken. Es soll sich dem Kunden eine Präsentation bieten, die ihn zum Betreten der Verkaufsfläche animiert.
Um einen engen Innenbereich optisch zu erweitern, bieten sich Wandspiegel an. Entweder als auffälliges Wandobjekt oder integriert als Rückwand von Verkaufsregalen. Aber Achtung: Die Verwendung von Spiegeln in Verkaufsräumen unterliegt größter Sorgfalt. Falsch angebracht können sie Kunden verunsichern oder ihnen die Orientierung nehmen, sodass es zu Unfällen führen kann. Ähnlich wie bei den Spiegeln lassen sich mit großformatigen Postern oder Tapetenbildern die Dimensionen in beengten Bereichen erweitern. Am besten eignen sich entweder groß dargestellte Einzelmotive (beispielsweise von Blüten und Früchten) oder Abbildungen von weiträumigen Landschaften. Ideal sind Motive, die zum Thema passen, also bei Zimmerpflanzen etwa einen Blick auf einen Südseestrand.
Raumteiler für Atmosphäre
Probleme mit der Raumgestaltung können aber genau im Gegenteil liegen, nämlich dann, wenn der Bereich zu groß ist. Das tritt häufig in den Verkaufsgewächshäusern auf. Ihnen eine Struktur und damit eine gewisse „Wohlfühl“-Atmosphäre zu geben, ist nicht einfach. Raumteiler können hierbei helfen. Sie schaffen allein schon durch die Aufteilung der Sortimente Ordnung im System und ermöglichen die Orientierung. Um auch hier für Transparenz und eine gewisse Leichtigkeit zu sorgen, sind Durchbrüche und Fenster geeignete Maßnahmen. Mit ihnen kommt nicht nur Licht in die abgedunkelten Flächen, sie ermöglichen auch den Blick auf andere Bereiche und machen somit neugierig.
Große und breite Fensteröffnungen lassen sich darüber hinaus noch für Dekorationen und Warenpräsentationen nutzen. Als Raumteiler dienen Stellwände (lassen sich einfach in Eigenregie aus Holzelementen zusammenbauen), die Regale selber oder von der Decke herabhängende, luftige Vorhänge aus bedruckten Vliesstoffen. Insbesondere diese Stoffe trennen aufgrund ihrer Transparenz den Raum immer wieder in neue Deko-Bereiche, ohne sie vollständig vom Ganzen abzugrenzen. Das macht den Kunden neugierig und erzeugt eine Spannung.
Der Interessierte erahnt den neuen Bereich, kann ihn aber nicht konkret einsehen. Die abgetrennten Deko-Bereiche sind immer in einem einheitlichen Stil gestaltet oder farblich in sich abgestimmt. Warenträger, Dekoration und die floristischen Produkte bilden eine in sich stimmige und ruhende Einheit. Geeignet dafür sind von der Decke hängende, meterlange Bahnen aus farbigem Cellophan-Papier. Als Ziel gilt es, immer wieder neue Themenschwerpunkte und neue Verkaufsraumbilder zu schaffen.
Weniger ist mehr
Ob sich ein Mensch wohl fühlt, hängt somit im starken Maße auch mit dem Angebot an Licht und mit den visuellen Eindrücken zusammen. Das wiederum besitzt Konsequenzen in der Einrichtung von Verkaufsflächen und der Warenpräsentation. Denn hier gilt als oberstes Prinzip, dass Kunden mit einer positiven Grundstimmung die Einkaufsstätte verlassen sollten. Nur dann sind sie bereit, ihren nächsten Einkauf wieder dort zu tätigen und empfehlen das Geschäft weiter.
Ladenbau heißt somit in erster Linie, durch die Gestaltung von Räumen und Präsentationsflächen zum Kauf zu animieren, ohne den Kunden dabei durch die Warenträger zu beengen oder zu überfordern. „Weniger ist mehr“ heißt die Devise. Wichtig ist die Konzentration auf eine authentische Linie, beispielsweise zu einem Thema, einer Farbe oder einem Verwendungszweck. Das erzeugt in der Warenpräsentation Ruhe und beim Kunden Orientierung.
Transparenz erhält die Einrichtung durch die Art der Warenträger. Metall ist gut geeignet, weil filigran und formstabil zugleich. In Kombination mit Glas entsteht dann eine nicht zu übertreffende Leichtigkeit. Regalböden aus Glas bilden das wesentliche Gestaltungselement. Den Variationen sind dabei kaum Grenzen gesetzt, vom einfachen Klarglas, über strukturierte, satinierte oder eingefärbte Versionen bis hin zu gebogenen Kunstwerken mit Effektgarantie. Glas als Warenträger besitzt den unübertrefflichen Vorteil, durchsichtig zu sein. Es leitet das Licht weiter und sorgt auch in mehrstöckigen Regalsystemen für die Ausleuchtung der Ware. Ebenso gewährt es den ungehinderten Blick auf die Produkte.
Nur mit Glas ist es möglich, die für den Flächenertrag so wichtigen vertikalen Präsentationsebenen zu schaffen, ohne dabei auf die gewünschte Transparenz und Leichtigkeit zu verzichten. Darüber hinaus ist Glas als Material bestens für den gärtnerischen Alltag geeignet, weil kratzfest, wasserfest, lichtecht, unempfindlich gegenüber Chemikalien und pflegeleicht.
Zum Einsatz kommt gehärtetes Einscheibensicherheitsglas (ESG), was bei Beschädigungen in kleine Krümel zerfällt und somit keinen Schaden anrichten kann. Für die Regalböden gibt es die unterschiedlichsten Haltesysteme. Praktisch sind Klemmleistenprofile, die an die Wand geschraubt werden und an denen sich die Glasböden beliebig und entsprechend den Maßen der Waren befestigen lassen. Teilweise sorgen kleine LED-Lichteinheiten in den Klemmleisten dafür, dass Licht durch die Glasplatte geleitet wird, was dann in der Warenpräsentation zu einer stimmungsvollen Beleuchtung führt.
Neben Glas ist auch Kunststoff (z. B. Plexiglas = Polymethylmethacrylat/PMMA) als Material geeignet, um als Regalboden zu dienen. In klarer oder leicht eingefärbter Form ist es ebenso lichtdurchlässig und erzeugt damit die gewünschte Transparenz. Kunststoff besitzt allerdings gegenüber Glas eine empfindlichere Oberfläche, die leicht zerkratzt und verschmutzt. Zudem ist Kunststoff nicht so tragfähig wie Glas und muss wesentlich dicker sein, um die gleichen Lasten tragen zu können. Je nach Anwendung (beispielsweise in vertikalen Abtrennungen oder Bestandteil von Raumteilern) besitzt Kunststoff auch Vorteile. Es lässt sich beliebig bearbeiten, anpassen oder bohren.
Glas in der Gestaltung
Glaskunst besitzt nicht nur in der Gartengestaltung eine lange Tradition. Neue Materialkombinationen und Verwendungsbereiche greifen diese auf und kombinieren sie mit moderner Architektur.
Glas ist eines der ältesten Materialien, die vom Menschen selbst hergestellt werden. Seitdem fasziniert es uns durch seine Reinheit, seinem Spiel mit dem Licht und seine glatte, spiegelnde Oberfläche. Vielleicht ist es sogar darüber hinaus seine Zerbrechlichkeit, die uns fasziniert und die auf unsere eigene Vergänglichkeit und Verletzbarkeit hinweist.
Auf jeden Fall ist Glas einzigartig und unterscheidet sich deutlich von allen anderen Materialien. Es verändert sich über einen langen Zeitraum hinweg kaum und widersteht allen Witterungseinflüssen. Allein durch die Eigenschaft der Lichttransparenz ist Glas ideal, um Räume zu schaffen, ohne sie vom Rest völlig abzuschirmen und abzudunkeln. Abtrennungen mit transluzenten Eigenschaften geben die gewünschte Geborgenheit ohne einzuengen. Sie zeigen immer auch schemenhaft die Außenwelt und stellen zu ihr eine Verbindung her. Vor allem beschatten sie nicht so stark die Bereiche, wie es andere Materialien tun (z. B. Wände aus Holz, Metall oder Stein). Farbige Glaswände als Sicht- und Windschutz geben somit eine ganz persönliche und kreative Note.
Inzwischen werden auch Trennwände aus Glas angeboten, die in einem Spezialverfahren bedruckt werden können. Damit steht der Kreativität und Gestaltung von Verkaufsflächen nichts im Wege.
Darüber hinaus erlebt die Verwendung von Glas als Split und Kies einen kleinen Höhenflug. Je nach Gestaltungsvorgabe lassen sich damit schöne farbliche Akzente setzen. Aufgrund der intensiven Farbwiedergabe im Bereich Blau wird das Material gerne zur Schaffung von künstlichen Fluss- und Seenlandschaften im Innen- und Außenbereich eingesetzt. Im Gegensatz zu den meisten matten Natursteinprodukten ist Glas auch im trockenen Zustand farbintensiv. Glaskies sollte dabei aus durchgefärbtem Material bestehen. Nachträglich gefärbtes Glas eignet sich nicht, weil es nicht dauerhaft witterungsfest ist. Splitt besteht zwar aus gebrochenem Glas, ist aber dennoch nicht scharfkantig. Aber Achtung: Weniger ist auch hier mehr. Auf Verkaufs- und Präsentationsflächen oder in Mustergärten lieber große, ruhige Flächen schaffen und diese mit einigen Solitärpflanzen farblich ergänzen.
Glaskies, auch Glassplitt, Glasbruch oder Glasschotter genannt, ist ein Recycling-Produkt aus Behälterglas oder Industrieflachglas. Der Fehlfarbenanteil kann bis zu 5 % betragen. Real liegt der Fehlfarbenanteil meistens unter 1 %. Im Anlieferzustand enthält Glaskies geringe Anhaftungen von Glasstaub, welcher durch natürliche oder künstliche Beregnung von der Oberfläche entfernt wird. Des Weiteren dient es als Zuschlagstoff für dekorative Betonprodukte oder als Zuschlagstoff für Glas-Terrazzo oder Glas-Asphalt-Bodenbeläge. Mit Glassplitt bzw. Glaskies ist auch in Verbindung mit Polyurethan- oder Epoxidharzen die Herstellung dekorativer, offenporiger oder geschlossener Bodenbeläge im Außenbereich möglich. Diese lassen sich stimmungsvoll beleuchten – auch von innen heraus durch LED-Leuchten oder Glasfaserleitungen.