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© Rita Thielen/pixelio.de

Die Tomatenminiermotte – ein unscheinbarer Vielfraß

Ein Artikel von Red. | 23.09.2011 - 11:19
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In Österreich haben Experten der AGES die Tomatenminiermotte erstmals 2010 im Rahmen eines Monitorings im Burgenland festgestellt. Nach Ausweitung dieses Monitorings auf Wien wurden im Frühjahr 2011 einzelne Motten in einem Tomatenumpackbetrieb gefunden. Ende August wurden bereits zahlreiche Exemplare an weiteren Monitoring-Standorten im Freiland im Süden Wiens nachgewiesen.

Rasche Verbreitung in Europa
Vermutlich durch befallene Tomatenimporte erreichte die Tomatenminiermotte das europäische Festland 2006 in Spanien. Sehr schnell breitete sie sich auch auf andere Länder der Mittelmeerregion aus. 2009 wurde der Schädling bereits in einigen nördlicheren europäischen Ländern festgestellt, vor allem in Verpackungseinrichtungen. Das höchste Risiko einer Einschleppung und Verbreitung besteht im Import von Tomatenfrüchten inklusive deren Verpackungs- und Transportmaterial.

Aussehen und Lebensweise
Die 6–8 mm kleinen Motten sind eher unscheinbar grau gefärbt mit charakteristischen dunklen Flecken in den Vorderflügeln. Aufgrund ihrer nachtaktiven Lebensweise sind sie schwer zu entdecken.
Die Weibchen legen ihre Eier frei auf Blätter, hauptsächlich auf der Blattunterseite, und Stängel der Wirtspflanzen ab. Die 0,9 mm großen Larven (Raupen) dringen nach dem Schlüpfen bevorzugt in Blätter ein und leben hier gut versteckt. Sichtbar sind die Schäden, die sie durch ihre Fraßtätigkeit verursachen, charakteristische fleckenförmige, augenscheinliche Minengänge in den Blättern. Ein Befall der Stängel führt zu Missbildungen und Wuchshemmungen, der Befall der Früchte kann Ertrag und Fruchtqualität bedeutend mindern: Einerseits durch die direkten (Fraß-) Schäden der Larven, andererseits auch durch sekundäre Besiedelungen der verletzten Pflanzenteile mit Krankheitserregern, die z. B. die Bakterienfruchtfleckenkrankheit, die Tüpfelschwärze oder die Bakterienwelke der Tomaten verursachen können. Nach einigen Wochen verpuppen sich die Larven im Boden, auf der Pflanze, in den Minengängen, in gewebten Gespinsten (Kokon), aber auch in Glashauskonstruktionen oder gelagerten Kisten.

Schnelle Entwicklung
Ihre ausgeprägte hohe Vermehrungsrate – 10 bis 12 Generationen pro Jahr – macht sie zu einem schwer kontrollierbaren Schädling. Die Miniermotte benötigt für ihre Entwicklung eine Mindesttemperatur von 9 °C. Je nach Temperatur dauert die gesamte Entwicklung 3 Wochen bis zu 2 Monate. Ist das Nahrungsangebot schlecht (z. B. im Glashaus, wenn Tomatenpflanzen ausgewechselt werden), legen die Larven eine so genannte Diapause ein, in der sie eine gewisse Zeit lang ohne Nahrung auskommen können. Hauptwirtspflanze für Tuta absoluta ist die Tomate, sie nutzt aber auch andere Vertreter aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), sowohl Kultur-, Zier- als auch verschiedenen Wildpflanzen. Schäden wurden an Kartoffel, Aubergine, Melonenbirne, Schwarzer Nachtschatten, Gemeiner Stechapfel und Wildtomatenarten beobachtet.
Im Sommer können sich einige Generationen in einem Freilandbestand aus Tomaten und Wirtspflanzen entwickeln. Eine Etablierung im Freiland ist aufgrund des strengen Winters kaum möglich. In Glashäusern hingegen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Tomatenminiermotten den Winter überstehen. Wird eine ganzjährige Kultur mit Tomaten oder anderen Wirtspflanzen geführt, kann sich eine Population auch auf Dauer etablieren.

Quelle: AGES