Rudolf Behr: Wie kann sich der mitteleuropäische Gemüsebau im Zeichen der Globalisierung positionieren?
Nahrungsmittel werden in Zukunft auch in Europa knapper werden. Die Flächen, die heute für die Produktion nachwachsender Rohstoffe verwendet werden, sind dauerhaft nicht leistbar. Die Verwertung biogener Abfälle zur Erzeugung von Bioenergie ist dagegen durchaus sinnvoll. Wir müssen auch in Zukunft unsere Naturlandschaft so gestalten, dass wir darin unsere Nahrungsmittel erzeugen können. Langfristig werden wir auch nicht ohne Chemie auskommen, sie ist unsere einzige Chance gegen Schädlinge denn eine biologische Schädlingsbekämpfung ist im großflächigen Einsatz nicht beherrschbar. Auch wenn große Flächen und teure Maschinen nötig sind, ein Einsparungspotential von bis zu 70 % bei Dünger und Pflanzenschutzmittel ist durch Einzelbehandlung von Pflanzen möglich. Die Erzeugung von Frischgemüse per Handarbeit in Billiglohnländer ist einer automatisierten Produktion in Hochlohnländern überlegen, wenn die Ware beim Transport keinen Schaden nimmt. Allerdings wird in Niedriglohnländern nicht genau gerechnet, gemessen an der Qualität ist der Anbau oft gar nicht wettbewerbsfähig. Der Organisationszwang in Hochlohnländer macht die erzeugten Produkte dagegen wertvoller und sogar kostengünstiger. Die Saisonarbeit mit Arbeitskräften aus Niedriglohnländern wird auch in Zukunft eine Notwendigkeit des klimazyklischen Freilandanbaus sein. Der Freilandanbau bleibt klimaabhängig aber es stellt sich die Frage, wohin unser Gefühl künftig tendieren wird. Je mehr globale Wirklichkeit in unser Bewusstsein eindringt, desto mehr sehnen wir uns nach Ursprünglichkeit. Werden wir Nahrungsmittel, erzeugt in freier Natur, jenen, gezogen aus Nährlösungen im geschützten Anbau, vorziehen?
Jörg Werner: Trends am europäischen Tomatenmarkt am Beispiel Deutschland
In Deutschland ist die Tendenz der Anbauflächengröße beim Paradeiseranbau in Glashäusern stark steigend und ein Ende ist nicht in Sicht. In anderen Ländern wie z. B. Spanien, Frankreich, Italien, Polen oder Holland ist die Entwicklung ähnlich. In Holland hat sich in den letzten Jahren vor allem der Markt von Cocktailparadeiser stark entwickelt, es gab dementsprechend einen Zuwachs an Anbaufläche für diese Sorten. Ein deutlicher Trend zu größeren Sorten innerhalb eines Segments ist spürbar, wobei die Konsumenten laut Umfragen aber eher zu den kleineren Sorten wie Cocktail- oder Cherryparadeisern greifen. Eine klare Abfuhr erhalten große Sorten bei Strauchparadeisern. Im Absatz sind Cocktail- und Strauchparadeiser die großen Gewinner der letzten Jahre, der Absatz von losen Paradeisern geht weiter zurück. In Deutschland ist ein leicht steigender pro Kopf Verbrauch bei Paradeisern zu bemerken, zurückzuführen auf vermehrten Ketchup-Konsum und Verzehr von verarbeiteten Paradeisern. Interessant sind auch die Unterschiede an Paradeiser-Angeboten in Supermärkten: Während in Diskontläden mindestens 3 verschiedenen Paradeisersorten aus überregionalem Anbau angeboten werden, ist im Einzelhandel eine Vielfalt an verschiedensten Sorten und oft aus regionaler Produktion erhältlich. Der deutsche Konsument bevorzugt kleine, geschmackvolle Paradeiser wobei der Preis stimmen muss. Der Cocktailparadeiser bleibt der Renner im Supermarkt.
Frank Silze: Die Perspektiven eines Familienunternehmens bis 2020 als Jungpflanzenlieferant für Zierpflanzenbetriebe (Silze GmbH & Co KG)
Der 1990 gegründete Familienbetrieb setzt auf Vermehrungsflächen in Europa, eine eigene Züchtungsabteilung, Mutterpflanzenbestände in Südbetrieben und eine starke Einbindung in verschiedenste Netzwerke. Seine Beständigkeit im Geschäft, eine langfristige Erfolgsplanung und soziale Kompetenz zur Mitarbeiterbindung machen diesen Erfolgsbetrieb fit für die Zukunft. Marktpräsenz durch einen guten Außendienst und Vertiefung der vorhandenen Netzwerke, innovative, indentifizierbare Produkte und natürlich ein dazu passendes Marketing sind die Zutaten für den weiteren Aufstieg von Silze GmbH & Co KG.
Mag. Karin Silberbauer: AMA Werbeprogramm für Gemüse 2011
Die AMA Werbekampagne 5x am Tag zeigt Wirkung: Der pro-Kopf-Verbrauch an z. B. Paradeisern ist gestiegen und v. a. junge Menschen verzehren mittlerweile mehr Obst und Gemüse. An ein gemütliches Zurücklehnen ist aber nicht zu denken. Verschiedene Broschüren zu den unterschiedlichsten Themen, Kochbücher, Fernsehsendungen, Poster, Schaltungen in starken Medien, Schul- und Kindergartenprojekte, Internetauftritt und sogar Mobiltelefon-Applikationen führten im vergangenen Jahr zu Erfolg und werden auch weiterhin die Menschen animieren, mehr Obst und Gemüse zu verzehren.
Mag. Micaela Schantl: AMA Werbeprogramm für Blumen und Pflanzen 2011
Mit einem Budget von 400.000 € hat sich das EU-Projekt zum Ziel gemacht, den Absatz bei Gärtner und Floristen zu steigern und die Freude an Blumen und Pflanzen bei den Konsumenten zu sichern. Durch TV-Beiträge, Kampagnen zu den verschiedensten Anlässen wie Valentinstag, Muttertag, Allerheiligen oder Advent, Broschüren und Internetauftritt ist eine starke Medienpräsenz garantiert. Für 2011 ist für die Blumenwerbung eine Fortsetzung der erfolgreichen TV-Beiträge "Info+Tipps", Frühjahrskampagnen mit Plakatwerbung, Kräuter-Poster, Broschüren, POS-Material und eine Erweiterung der Service-Homepage www.zumgaertner.at geplant.
Ing. Gerhard Hofbauer: Neuerungen im Bereich der Kontingentbewilligungen in der Landwirtschaft - Freizügigkeit der EU Bürger/innen, Beitrittsjahr 2004
Ab 1. Mai 2011 ist auch Bürgern aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechin und Ungarn der freie Zugang zum EU-weiten Arbeitsmarkt erlaubt. Drittstaatsangehörige, das sind Staatsbürger aus Serbien und Montenegro, Mazedonien, Bosnien, Albanien und Kroatien, können sich in der EU 3 Monate als Tourist ohne Visum aufhalten, dürfen aber keiner Beschäftigung nachgehen. Das landwirtschaftliche Kontingent endet am 30.4., wie groß das zukünftige Kontingent sein wird steht noch nicht fest. Am 30. April enden alle Kontingentbewilligungen.