G+F: Herr Haas, die Ausbildung zum zertifizierten Innenraumbegrüner geht auf Ihre Initiative zurück. Was waren die Beweggründe dafür?
Franz Haas: Vor einigen Jahren wurde Innenraumbegrünung ausschließlich von Betrieben gemacht, die Hydrokultur hatten. Das heißt, man wusste über jene Pflanzen Bescheid, die für Hydrokultur geeignet sind. Über alles was darüber hinausging, gab es nur sehr wenige Kenntnisse. Es gab Zeiten, wo in Österreich kein Betrieb zu finden war, der Auspflanzungen im großen Rahmen machte.
Abgesehen davon war es notwendig, Fachleute mit einer fundierten Ausbildung zu haben, die mit Architekten zusammenarbeiten können und in der Lage sind, Probleme zu lösen. Daher wurde der Kurs vor vier Jahren ins Leben gerufen.
G+F: Wie wurde die Ausbildung angenommen?
Haas: Die Resonanz ist sehr gut, der erste Kurs war sofort ausgebucht. In Österreich gibt es heute rund 50 zertifizierte Innenraumbegrüner aus zwei Seminarreihen. Der dritte Kurs startet im Jänner.
G+F: Wer ist die Zielgruppe für den zertifizierten Innenraumbegrüner?
Haas: In erster Linie richtet sich die Seminarreihe an Gärtner, Floristen und Gartengestalter. Es sind aber z. B auch Architekten willkommen.
Als Vortragende konnten wir hochrangige Fachleute aus dem deutschsprachigen Raum gewinnen. Die Inhalte reichen von Pflanzensortimenten über Substrate, Düngung, Bewässerung, Nützlingseinsatz bis zu rechtlichen Grundlagen und konkreten Planungen.
G+F: Wird es künftig Änderungen in der Ausbildung geben?
Haas: In ganz Europa sind wir bis jetzt die Einzigen, die eine Ausbildung in dieser Form anbieten. Wir überlegen, ob wir das Seminar mit Deutschland zusammenlegen sollen. Ich sehe die Zusammenarbeit innerhalb des deutschsprachigen Raumes als sehr wichtig an, weil Österreich, Deutschland und die Schweiz die einzigen Länder sind, die im Bereich Innenraumbegrünung etwas tun. In anderen Ländern gibt es meist nicht einmal Normen dafür.
Wir könnten aber sogar noch weiter gehen und die Ausbildung europaweit zertifizieren lassen.
G+F: Apropos Europa – was tut sich im Bereich Innenraumbegrünung in der EU?
Haas: Es gibt eine europäische Gruppe mit dem Namen EILO, die mit Geldern der EU gefördert wird. Als neuer Ansprechpartner ist seit Kurzem der Niederländer Sander Kroll, selbst ein Innenraumbegrünungsspezialist, für die Organisation zuständig. Er sorgt dafür, dass Forschungskreise auf der ganzen Welt wieder Geld für Projekte bekommen. Wir wollen versuchen, uns so über aktuelle Studienergebnisse auf dem Laufenden zu halten. Einziger Wermutstropfen dabei: Die Mitgliedschaft bei EILO ist relativ teuer.
G+F: Wie sieht es mit den „Abnehmern“ von Innenraumbegrünung aus? Wer sind die Kunden?
Haas: Die Kunden sind hauptsächlich Firmen, Hotels oder Restaurants. Die Privatkunden werden immer weniger. Ein Grund dafür ist sicher, dass Zimmerpflanzen in den vergangenen Jahren immer billiger geworden sind. Wenn eine Pflanze kaputt wird, wird einfach eine Neue nachgekauft.
Bei den Firmen ist zu beobachten, dass sie sich trotz der aktuellen Wirtschaftskrise eine professionelle Innenraumbegrünung leisten. Das einzige Problem ist die Servicesituation. Es gibt Unternehmen, die neben verschiedenen Serviceleistungen, wie z. B. Reinigungsdiensten auch die Betreuung von Pflanzen anbieten. Dass das meist schief geht, kann man sich denken.
G+F: Es ist also nicht mit der Planung und Umsetzung einer Innenraumbegrünung getan?
Haas: Nein, es ist unsere Aufgabe, den Kunden nahezubringen, dass Service das Um und Auf einer funktionierenden Innenraumbegrünung ist. Es ist entscheidend, dass die Betreuung von Fachleuten gemacht wird, die auch eine entsprechende Ausbildung dafür haben. Firmen, die etwas auf sich halten, bezahlen den Preis für das Service. Wer einmal auf der Serviceseite gespart hat und gesehen hat, welche Folgen das haben kann, wird denselben Fehler nicht ein zweites Mal machen.
In Deutschland beispielsweise wird extrem viel im Servicebereich gemacht. Die hängenden Gärten in München z. B. werden jede Woche von Fachleuten gepflegt und sind dort eine Attraktion.
G+F: Ist momentan ein Trend auf dem Pflanzensektor zu beobachten? Was ist besonders beliebt?
Haas: Ich würde nicht sagen, dass bestimmte Pflanzen im Trend sind. Es ist allerdings zu beobachten, dass nicht mehr nur tropische Pflanzen verwendet werden, sondern ein breiteres Pflanzenspektrum berücksichtigt wird. Es werden bei den Planungen verschiedene Klimazonen von den Architekten abgedeckt. Auf jeden Fall entwickeln sich Innenraumbegrünungen eher weg vom üblichen Ficus benjamini und Co.
G+F: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation: Hat sich durch die Ausbildung zum zertifizierten Innenraumbegrüner in Österreich etwas verändert?
Haas: Auf jeden Fall. Ich sage nicht, dass jetzt alles gut ist, aber es ist sicher besser geworden. Die Architekten denken jetzt auf jeden Fall früher an den grünen Aspekt der Planung.