Gärtner+Florist: Eine vor kurzem durchgeführte Studie hat ergeben, dass Wetterstress im landwirtschaftlichen Bereich Stressfaktor Nummer eins ist, da die Produktion zu 80% vom Wetter abhängt. Jetzt kann man natürlich sagen, dass das Ergebnis dieser Studie vielleicht auf Freilandund Baumschulkulturen zutrifft, für den Gartenbau mit Pflanzenproduktion unter Glasoder Kunststoffeindeckung jedoch nicht richtig ist, da der Gärtner hier die Klimasteuerung und -führung selbst in der Hand hat. Schließen Sie sich dem an?
Paul Goldenits: Diese Ansicht teile ich nicht. Jeder Gärtner wird bestätigen, dass heranziehende Gewitter, Sturmfronten oder große Schneemengen auch bei geschützten Produktionsflächen Stress hervorrufen. Denn Schäden an Gewächshäusern – verursacht durch Wetterextreme –bedeuten nicht nur den Verlust der aktuellen Ernte, sondern stellen häufig eine existenzielle Bedrohung für den gesamten Betrieb dar. Die Arbeit vieler Jahre kann vernichtet sein – und dieser Gedanke verursacht garantiert Stress.
G+F: Wie sieht die Schadensbilanz 2006 der Hagelversicherung für den Bereich Gartenbau aus?
PG: Das Jahr 2006 hat vielen Gartenbaubetrieben einmal mehr die Sinnhaftigkeit professionellen Risikomanagements gezeigt. Rund 25% aller Österreichischen Gärtner waren von Elementarschäden betroffen. Schadensursache Nummer eins war – aufgrund der riesigen Schneemengen und des langen, kalten Winters – Schneedruck.
Schäden gab es erstmals nicht nur in den bekannten schneereichen Regionen Westösterreichs, sondern in allen Bundesländern. Besonders schlimm betroffen waren das Waldviertel, der Süden Niederösterreichs sowie das Salzkammergut.
Als Verantwortlicher für die Schadensabwicklung im Gartenbau habe ich in den vergangenen Jahren viele durch Hagel zerstörte Gärtnereien gesehen. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass Hagelereignisse die ärgste Bedrohung für einen Gärtnereibetrieb darstellen. Aber der vergangene Winter hat gezeigt, welche massiven Schäden auch Schneedruck auslösen kann. Zerstörte Konstruktionsund Fundamentteile, zerbrochenes Glas sowie aus den Schneemassen herausragende vernichtete Kulturteile und Betriebseinrichtungen liefern ein grausames Bild. Und das zu einer Jahreszeit, wo unter Umständen monatelang kein Wiederaufbau der zerstörten Gewächshäuser möglich ist, weil es ganz einfach zu kalt ist.
Dem langen Winter folgte dann ein relativ kühler, ruhiger Frühling, der nur vereinzelt Sturmschäden brachte. Ende Juni gab es dann die ersten schweren Hagelschäden im Gartenbau. Betroffen waren hier vor allem einige Baumschulen in Kärnten und der Steiermark sowie mehrere Gärtnereien in Tirol. Im Unterinntal kam es hier auch zu Glashaus-Totalschäden durch bis zu 6 cm große Hagelkörner. Im Juli und August gab es an insgesamt 20 Tagen Hagelereignisse, bei denen gartenbauliche Kulturen in ganz Österreich beschädigt und zum Teil vernichtet wurden.
Ende Oktober setzten noch heftige Herbststürme mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/h ein, die vor allem in Ostösterreich entsprechende Schäden verursachten.
G+F: Der Klimawandel ist ein von der Wissenschaft nicht mehr wegzuleugnendes Faktum mit vielen Gesichtern. Bei den zunehmenden Wetterextremereignissen denkt man zunächst nur an Hitze, Trockenperioden, Stürme oder Überschwemmungen. 2006 waren es aber auch die Extremsituationen im Winter mit enormen Schneemengen und großflächigem Dauerfrost über mehr als fünf Monate. Wie stellt sich die Österreichische Hagelversicherung als Naturkatastrophenversicherer auf diese Veränderungen ein?
PG: Die Österreichische Hagelversicherung hat sich in den letzten Jahren vom reinen Hagelversicherer zum umfassenden Partner für die Risiken im Gartenbau entwickelt. Um den Gartenbaubetrieben künftig noch besseren Schutz auch gegen die Auswirkungen der Wetterextreme in der kalten Jahreszeitbieten zu können, – wurde das neue Winterpaket zu einem besonders günstigen Preis entwickelt. Neben einer deutlich verbesserten Schneedruckdeckung, steht die Absicherung der Kulturen gegen technische Gebrechen wie Heizungsausfälle u.a. im Vordergrund. Diese Verderbschadensversicherung wird seit 2006 in zwei Varianten angeboten. (Standard und kostengünstige Großschadensvariante).
Zusätzlich beinhaltet das Winterpaket noch zwei kostenlose, tolle Serviceleistungen: die SMSSchneewarnung und einen Energie-Check.
Das besondere an der SMS-Schneewarnung ist die betriebsindividuelle Einstellbarkeit der Schneemenge, ab der gewarnt wird. Beim Energie-Check durch den österreichischen Gartenbau-Berater Hohengartner werden Kennzahlen erhoben, die zum einen Einsparungspotenziale aufzeigen sollen, zum anderen auch als Standortbestimmung zu sehen sind. Damit kann der Gartenbauunternehmer vergleichen, wie er mit seinen Energiekennzahlen im Vergleich mit anderen Betrieben liegt.
Neben der Wirtschaftlichkeit soll hier auch die Nachhaltigkeit der Energiesysteme hinterfragt werden. Da aus Sicht vieler Energieexperten durch steigenden Verbrauch bei gleichzeitiger Verknappung der fossilen Energie die Preise für Öl und Gas in den nächsten Jahren sicher noch weiter steigen werden, kommt der Beheizung der Gewächshäuser mit alternativen Energiequellen (erneuerbare Energie) zunehmende Bedeutung zu. Je nach Betriebsstandort und
–größe können diese Alternativen bereits jetzt kostengünstiger sein und der Gärtner hat zusätzlich noch die Gewissheit, Positives für Klima und Umwelt getan zu haben.