Ein Liter Öl kostet rund 45 Cent. Dass wir keine Wunder erwarten können, was eine Preissenkung fossiler Brennstoffe betrifft, dürfte mittlerweile klar sein. Aus diesem Grund müssen Möglichkeiten und Wege gesucht werden, um als Gärtner trotzdem noch wirtschaftlich arbeiten zu können.
Ralf Ludewig, der als Spezialberater für Technik und Energie am Landesamt Tübigen tätig ist, zeigte im Rahmen der Wintertagung auf, wo und wie es möglich ist, Energie zu sparen.Schmerzgrenze 40 Cent
Eine kontinuierliche Preissteigerung war für die vergangenen Jahre bezeichnend. Und die Obergrenze ist voraussichtlich noch nicht erreicht. „Bei mehr als 40 Cent pro Liter Öl ist keine wirtschaftliche Produktion mehr möglich“, so Ludewig. Da es auch in Österreich eine Gaspreisbindung an Öl gibt, sind die Richtwerte vergleichbar.
Welche Möglichkeiten hat nun der Gärtner, um sich aus dieser Ölpreisdiktatur befreien zu können?
Eine Alternative ist sicher Energie aus Biomasse. Vergleicht man aber Investitionskosten und Aufwand, so ist eine Hackschnitzel- oder Pelletsheizung nicht immer der richtige Weg, ist Ludewig überzeugt, der vor undurchdachten Entscheidungen warnte.
In fast jedem Betrieb gibt es eine Vielzahl an Einsparungspotenzialen, angefangen von Arbeitswirtschaft und Personalkosten über Flächenbewirtschaftung bis zu Warenkalkulation, Einkauf oder Verderb.
Energiekostenvergleich
Was die Energie betrifft, so gibt es auch hier einige Punkte, die genau beleuchtet werden sollten. Der Energiebedarf steht nämlich nicht nur mit der Art der Heizanlage, sondern auch mit der Ausstattung und dem Alter der Gewächshäuser in engem Zusammenhang.
Für ein freistehendes Gewächshaus, das mit Einfachglas eingedeckt ist, benötigt man mit einem 400 kW-Kessel rund 82.000 Liter Heizöl pro Jahr. Für diese Rechnung wurde eine Fläche von 1000 m² und eine Innentemperatur von 18 °C angenommen.
Bei gleicher Fläche und Temperatur verringert sich der Verbrauch bei einem neuen Gewächshaus, das in Blockbauweise errichtet wurde und mit Energieschirmen, Doppelverglasung, Klimacomputer etc. ausgerüstet ist, um mehr als die Hälfte: Ein Kessel mit einer Leistung von 300 kW verbraucht rund 40.000 Liter im Jahr.
Bei Folienhäusern bringt der Vergleich ähnliche Ergebnisse.
Der eigene Betrieb sollte also genau unter die Lupe genommen werden. Bei einem solchen Energiecheck sollte man sich zuallererst auf die Suche nach undichten Stellen begeben. Löcher in Glasscheiben bzw. Folien sind nämlich die größten Energieräuber im Gewächshaus. Durch einen sog. Kamineffekt wird die warme Luft förmlich nach außen gesogen.
Auch verrutschte und verschmutzte Scheiben und Folien sowie Löcher in Energieschirmen und undichte Lüftungen treiben den Energieverbrauch in die Höhe.Noppenfolie und Styropor
Ludewig nannte eine Vielzahl an Maßnahmen, die relativ kostengünstig, aber sehr effektiv sind.
Durch das Anbringen von Noppenfolie an Steh- und Giebelwänden ist eine Energieersparnis von 35 bis 40 % möglich. Die Kosten betragen drei Euro pro m². Noch günstiger und effektiver sind Dämmplatten (z. B. aus Styropor) am Fundament. Die Ersparnis beträgt 60 bis 70 % bei einem Preis von einem Euro pro m². Um Abstrahlungsverluste zwischen Sockel und Tischkante zu vermeiden, kann man hier ebenfalls Dämmplatten anbringen. Preis und Ersparnis sind in diesem Fall so wie bei der Fundamentisolierung.
Eine zweite Glasscheibe an Steh- und Giebelwänden kostet fünf Euro pro m² und spart rund 30 % Energie.
Energieschirme sind für eine wirtschaftliche Kulturführung ebenfalls unerlässlich. Die Kosten betragen zwischen 7 und 20 Euro pro m², die Ersparnis liegt bei 20 bis 50 %.
Bei einem Gewächshaus mit verkitteten Stahlsprossen empfahl Ludewig die Umrüstung der Dachfläche auf Luftpolster- bzw. Doppelfolie. Auf diese Weise lassen sich auch große Flächen umrüsten. Für einen Preis von 15 bis 20 Euro pro m² ist eine Einsparung von 40 bis 50 % möglich. Eine Dachumdeckung auf ein Alusprossensystem mit Einfachglas kostet rund dreimal soviel. Regelmäßige Wartung!
Wie bei der Gewächshaushülle, gilt es auch bei der Heizung, zuerst die vorhandenen Komponenten zu optimieren. Dazu zählt z. B. eine regelmäßige Kesselwartung und die Überprüfung der Fühler. Mit einem Thermometer lässt sich leicht und schnell kontrollieren, ob die Fühler die richtige Information an den Computer weitergeben. Die Beimischpumpe sollte nur bei Bedarf zugeschaltet werden. Mit einer Isolierung der Ringpumpe kann man rund 5 % Energie sparen.
Besonders wichtig für eine effiziente Heizung ist die Nähe zum Pflanzenbestand. Bei einer niedrigen Heizung ist die Wärme da, wo sie sein soll, nämlich bei den Pflanzen.
Eine hohe Rohrheizung bringt zwar die gewünschte Temperatur, allerdings nicht an der richtigen Stelle. In diesem Fall rät Ludewig dazu, Ventilatoren im Gewächshaus anzubringen, die in der Nacht bei geschlossenem Energieschirm zum Einsatz kommen. Im Nachtbetrieb beträgt die Einsparung bis zu 50 %.Wann rechnet sich Biomasse
Erst wenn sämtliche ‘Schwachstellen’ im und am Gewächshaus beseitigt sind, sollte man sich Gedanken über alternative Energieformen machen.
Ludewig rief zur Vorsicht auf, was die Amortisationsrechnungen der Herstellerfirmen von Holzheizungen betrifft. Er empfahl den Gärtnern, in jedem Fall einen unabhängigen Fachmann bzw. ein Planungsbüro mit der Prüfung und Kalkulation einer möglichen Veränderung zu beauftragen.
Als Richtwert dafür, ab wann sich eine Holzheizung rechnet, gab der Experte einen Verbrauch von mindestens 50.000 Liter Öl im Jahr an. Zwischen 50.000 und 100.000 Liter Heizölverbrauch rechne sich eine neue Holzheizung im Einzelfall, und bei einem Verbrauch von mehr als 100.000 Liter Öl spreche alles für eine Biomasseheizung.Kessel richtig dimensionieren
Besonderes Augenmerk sollte bei der Planung der Holzheizung auf die Dimensionierung des Kessels gelegt werden. Dieser darf nicht zu groß sein, da er möglichst immer unter Volllast laufen muss. Der Holzkessel muss daher auf 50 % des Spitzenlastbedarfes eines Betriebes ausgelegt sein. Nur dann kann der Biomassekessel rund 80 bis 85 % des Jahresenergiebedarfes decken.Die restlichen 15 bis 20 % müssen nach wie vor mit einer Gas- oder Ölheizung bestritten werden. Man darf also nicht vergessen, dass man neben der Biomasseheizung auch ein voll funktionstüchtiges zweites Heizsystem mit fossilem Brennstoff benötigt.
Für Zeiten, in denen nicht die gesamte Energie der Biomasseheizung im Gewächshaus benötigt wird, ist es sinnvoll, einen Wärmespeicher einzubauen. Dieser kann die gespeicherte Energie dann abgeben, wenn wieder ein Engpass besteht und verbessert somit den Nutzungsgrad um rund 10 %. Biomasse braucht Platz
Bei einer Neuanschaffung einer Biomasseheizung darf man auch nicht vergessen, dass es nicht allein mit einem neuen Kessel getan ist. Für eine Hackschnitzelheizung z. B. ist auch eine entsprechende Lagerfläche erforderlich. Bei einem Kessel mit einer Leistung von 500 kW sollte man zwischen 600 und 1.000 m² Lagerfläche berechnen. Laut Ludewig sollten immer 10 % des Jahresverbrauches im Betrieb lagernd sein.
Weiters ist ein Radlader notwendig, um das Material auf dem Betrieb bewegen zu können. Die Austragungsvorrichtung muss genauso berücksichtigt werden, wie die Kesselbeschickung zum Brenner (meist ein Förderschneckensystem).
Auch der Platz für den Kessel mit Kamin, den Wärmespeicher und die Druckausdehnungsanlage sowie die Abgasreinigung, die Ascheaustragung und das zweite funktionstüchtige Sekundärheizsystem (Öl- oder Gasheizung) muss vorhanden sein.Fragen Sie den Fachmann
Als Voraussetzungen für die Anschaffung einer Biomasseheizung nannte Ludewig neben der erforderlichen logistischen Eignung auch eine sehr gute Bonität des Betriebes und ausreichendes Potenzial des Brennstoffes, das von einem zuverlässigen Lieferanten stammen sollte.
Grundsätzlich riet der Experte aber dazu, eine detaillierte Bestandsaufnahme des Betriebes zu machen und alle vorhandenen Energiepotenziale zu nutzen.
Man sollte sich auf jeden Fall an ein Planungsbüro wenden, das die Kosten einer Umstellung errechnen und eine sinnvolle Planung machen kann.