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Die Geschäfte der Floristik-Branche müssen geschlossen bleiben © Dejan Dundjerski/Shutterstock.com

Betriebsschließungen

Was sagen die Floristen?

Ein Artikel von Renate Stoiber | 20.03.2020 - 11:28

Im Gegensatz zu den produzierenden Gärtnern dürfen die österreichischen Floristik-Betriebe nicht einmal eingeschränkt geöffnet haben. Für alle bedeutet das wirtschaftliche Einbußen, die noch nicht abzuschätzen sind, v. a. wenn die ganze Familie dranhängt. Wir haben uns in Österreich ein bisschen umgehört, wie die Stimmung ist.

Ich genieße zwar die Ruhe aber die Ängste sind da

Auch wenn Joanna Kuttner (OÖ) seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr so viel Zeit und Ruhe hatte, die Frage bleibt: „Wo kriege ich Geld her?“ Und das ist sicher nicht nur bei ihr so. Die Selbstständige hat derzeit keine Mitarbeiter, die sie in Kurzarbeit schicken oder kündigen müsste und ihr Lehrling sollte gerade in die Berufsschule gehen und lernt zuhause, die Zeit sollte als Schulzeit angerechnet werden. Auch wenn die Mieten vielleicht übernommen werden, braucht die Floristin ja trotzdem Geld zum Leben.

Durch ihre Spezialisierung auf Hochzeits- und Eventfloristik hat sie wenigstens nur wenig Ware, die jetzt unverkäuflich im Geschäft steht und verdirbt, aber die Saison sollte für sie gerade jetzt im April so richtig beginnen. Zwei bis drei Wochen meint Kuttner, ginge es ja noch, aber wenn es länger wird? Und auch ihr Mann ist selbstständig als Gartengestalter und sitzt derzeit zu Hause. 

Sehr kritisch sieht Kuttner, auch wenn sie selber weniger betroffen ist, dass Lebensmittelhandel und Baumärkte weiterhin Blumen und Pflanzen verkaufen dürfen. Hier werde dem Systemhandel ein Vorteil gegenüber den kleinen Betrieben der Grünen Branche geboten, der nicht in Ordnung sei. Auch auf Facebook häufen sich die Diskussionen zu diesem Thema, und die Forderungen an die Politik Einfluss zu nehmen und die kleinen Betriebe vor dem Konkurrenzdruck, auf den sie derzeit nicht reagieren können, zu schützen.

Selbstabholung ohne Kontakt

Eine Idee, die viele Floristen aufbringen und sich online weit verbreitet, sind Selbstbedienungsbereiche ohne Kundenkontakt. Das käme bei vielen Kunden sehr gut an, wie man auf Facebook lesen kann. Und die fertige Ware muss nicht verderben.

Die gleiche Möglichkeit bietet auch die Baumschule Scherer, wie wir auf Instagram gesehen haben wo sie Werbung dafür macht. Der Betrieb hat zwar geschlossen, gegen eine freiwillige Spende können sich Konsumenten aber Zwiebelpflanzen selbst abholen und telefonische Bestellungen werden ebenfalls bereitsgestellt.

Ich stehe zum meiner Klientel

Dass den Fachhandelsgeschäften die Lebensgrundlage entzogen wurde wirkt sich natürlich weitergehend auf die Produktionsbetriebe aus, wie Gartenbau Wallner (Stmk) berichtet. Das Wachsen lässt sich nicht aufhalten, es muss geheizt werden wenn es nächste Woche wieder Minusgrade gibt und die Rosen müssen auf den Weg ins Frühjahr gebracht werden. Es gibt eben auch verderbliche Produkte, die keine Lebensmittel sind, die Produktion läuft im Notbetrieb. Die Mitarbeiteranzahl im Unternehmen ist reduziert auf ca. ein Drittel, die restlichen sind derzeit freigestellt, eine Lösung ist in Arbeit.

Derzeit kann der Großproduzent nur ca. fünf Prozent seiner Ware absetzen – Lieferung nur auf Bestellung, der Rest muss vernichtet werden. Das tut in der Seele weh! Einen Online-Shop zieht der Schnittblumenproduzent aber nicht in Erwägung, seine Kunden sind die Fachhandelsgeschäfte und die wissen ihn zu erreichen. Online wäre der Absatz an den Endverbraucher, und das sei nicht sein Geschäft.

Zusammenhalten

Auch Wirtschaftskammer Niederösterreich-Präsidentin Sonja Zwazl ist von den Betriebsschließung selbst betroffen. Sie wendet sich in einem Video an die Unternehmer, bittet sie um Zusammenhalt und verspricht, dass die Mitarbeiter der Wirtschaftskammer alles tun werden um die Unternehmen zu unterstützen: „Wir sind alle bemüht, Lösungen und Erleichterungen zu finden.“