Vor drei Jahren beim Bundeslehrlingswettbewerb in Wien konnte sie sich bereits über den ersten Platz für Theresia Moosbrugger freuen. Dieses Jahr beim Bundeslehrlingswettbewerb in Ossiach/Ktn. wurde auch ihr zweites Lehrmädchen, Veronika Schwärzler, Siegerin. Ich besuchte daher den Floristikfachbetrieb der Lehrmeisterin Heidi Maurer in Lingenau/Vbg., um mir ein Bild von der besonderen Ausbildungswerkstätte zu machen, die es in so kurzen Abständen geschafft hat, gleich zwei Lehrlinge fürs Siegerpodest zu wappnen.
Die junge Lehrmeisterin ist sehr stolz und glücklich über diese Erfolge und rundum zufrieden mit ihrem Floristikfachbetrieb, den sie nun seit drei Jahren führt. Wie ihr Traum, Inhaberin eines Floristikfachbetriebes zu werden, wahr werden konnte, erklärt sie in einem Rückblick über ihren beruflichen Lebenslauf. Heidi hatte ihre Ausbildung zur Floristin im Allgäu in Deutschland absolviert und dort auch über mehrere Jahre hindurch Betriebserfahrungen gesammelt. Von 2005-2006 ließ sie sich an der Akademie für Naturgestaltung unter der Leitung von Franz-Josef Wein in Schiltern/NÖ zur Meisterfloristin ausbilden. Es folgten weitere berufliche Aufenthalte in Deutschland sowie in der Schweiz. Heidis damalige Vision, sich selbstständig zu machen und als freischaffende Floristin zu arbeiten, wurde allmählich immer konkreter. Im Sommer 2010 wurde dieser Traum dann Realität. Für das Floristikfachgeschäft in Lingenau, in der Nähe von Heidis Heimatgemeinde, wurde von der damaligen Vorgängerin Maria Drissner eine Vertretung gesucht. Im September 2010 konnte Heidi, die sich zur Übernahme entschloss, somit ihren eigenen Betrieb eröffnen.
Regionalität ist unsere Stärke
In Anlehnung an das regionale und jahreszeitliche Floristikangebot gestaltet sie gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen Theresia und Veronika, die mittlerweile beide Gesellinnen sind sowie mit einer weiteren Mitarbeiterin individuelle Kompositionen zur Präsentation des floristischen Handwerks. Zum Zeitpunkt meines Besuches zeigt sich das Geschäft in einer ganz besonderen Blütenpracht, denn die Werkstücke von Veronikas Prüfungsvorbereitung für den Lehrabschluss schmücken dieses gerade.
Die Einrichtung des Geschäftslokals vereint gekonnt nostalgische und moderne Stilelemente. Somit ist für jeden Charakter unter den Käufertypen etwas dabei. Mehrere großdimensionierte Einrichtungsgegenstände schaffen Blickfänge. Saisonal gestaltete Tische präsentieren das floristische Potenzial der jeweiligen Jahreszeit.
Neben floristisch angefertigten Arrangements erhält man im Geschäft auch Zierpflanzen, Accessoires und Dekogegenstände. Von Hand angefertigte Billets, die Heidi von einer Bekannten gestalten lässt, unterstreichen die persönliche Note des jeweiligen Anlasses. Eine eigene Ecke im Raum wurde als Shop-im-Shop arrangiert. Hier erhält der Besucher die Gelegenheit, neben den Floralien auch kulinarische Besonderheiten aus Italien für den feierlichen Anlass mitzunehmen und zugleich auf der Sitzgruppe des Shops eine kurze Verweilpause vom Shoppen einzulegen.
Individualität hat Priorität
Individuell und authentisch sollen die floristischen Kunstwerke gestaltet sein. „Heimische Naturmaterialien haben in unseren Werkstücken Vorrang. Wir sammeln diese teilweise selbst. In meinem Garten ziehe ich Sommerblumen und einjährige Gräser. Auch von einem landwirtschaftlichen Betrieb kann ich mir Material holen“, erklärt Heidi. Eine typische Eigenschaft des ländlichen Floristikbetriebes ist seine enge Bindung zu den Kunden, die manchmal sogar selbst Fundstücke wie z. B. Wurzelstöcke aus der Natur mitbringen und Heidi und ihre Mitarbeiterinnen mit der floristischen Ausgestaltung beauftragen. „Besonders bei der Grabgestaltung legt man hier im alpenländischen Gebiet großen Wert auf stilvolle Arrangements mit einer persönlichen Note“, erklärt sie die Bedeutung der Trauerfloristik in ihrer Region. Ein jährliches Highlight ist die Advent- und Weihnachtssaison, welche das Team immer mit einer stimmungsvollen Weihnachtsausstellung startet, wofür die gesamte Ladeneinrichtung mehrere Tage lang großzügig umgestaltet wird.
Während des Jahres gibt es zahlreiche Aufträge für die klassischen kirchlichen Festlichkeiten wie Hochzeiten und Taufen ebenso wie für Begräbniszeremonien zu realisieren. Auch für die regionale Hotellerie und Touristik fertigen die Floristinnen Dekorationen und Raumobjekte an. Kommunale Aufträge zur floralen Ortsbildgestaltung kommen zu den floristischen Aufträgen nochhinzu.
Vorbereitungen für den Bundeslehrlingswettbewerb
Die Vorbereitung ihrer Lehrlinge für den Bundeslehrlingswettbewerb und die anschließende Lehrabschlussprüfung schildert Heidi gerne bis ins Detail, um einen Eindruck zu vermitteln, wieviel Vorbereitungsarbeit und Planung hinter dem fulminanten Floristikevent für ihre Lehrmädchen und auch für sie als Ausbildnerin steckte. „Die Spontaneität ist wichtig, damit ein Werkstück auch dynamisch gestaltet werden kann und den Betrachter in den Bann zieht“, weist sie hin und sie erzählt, wie sie mit Veronika die technische Anfertigung der Wettbewerbsarbeiten trainiert hat. Die gestalterische Endfertigung sollte aus genannten Gründen dann aber wirklich erst vor Ort und aus dem Bauch heraus geschehen. Zwei Monate vor dem Bewerb hatten sie gemeinsam mit den Vorbereitungsarbeiten für die Themenarbeit begonnen, welche dieses Jahr unter dem Motto der Musik stand. Veronika hatte sich aus einer Auswahl von 27 Musikstücken für „The Sound of Music“ entschieden. Viele Materialien für ihre Arbeiten hatte sie aus Heidis Garten, aus Wald und Wiese sowie auch von der Alp selbst gesammelt. Gemeinsam wurde die Bestellung der weiteren Floralienauswahl und -menge geplant. „Zusätzlich zu der finanziellen Unterstützung durch die Wirtschaftskammer hat natürlich auch der Ausbildungsbetrieb viele Kosten für die Teilnahme des Lehrlings zu tragen“, hebt Heidi hervor. Zu den Kosten kommt noch ein Zeitaufwand dazu. Heidi hat Theresia im Jahre 2010 zum Bewerb nach Wien begleitet, und auch heuer hat sie mit Veronika gemeinsam die Zeit des Wettbewerbes in Ossiach verbracht. Der Aufwand hat sich gelohnt, freut sich Heidi gemeinsam mit Veronika und Theresia. Theresia hat erst im Vorjahr mit dem 5.Platz einen weiteren Erfolg bei den Euroskills in Belgien errungen.
Was ist das Geheimnis ihres Erfolges?
Beide Lehrmädchen hatten ihre Lehrzeit erst mit 17 Jahren begonnen und trotz möglicher Lehrzeitverkürzung aufgrund ihres Anratens sich für die dreijährige Ausbildung entschieden, hebt Heidi lobenswert hervor. Dieses dritte Ausbildungsjahr habe ihren beiden Kolleginnen sicher zu weiterer beruflicher Reife verholfen. Veronika hatte außerdem vor ihrer Lehre bereits eine landwirtschaftliche Fachschule besucht. All diese Faktoren könnten zusätzlich zu ihrem besonderen handwerklichen Talent weitere Wettbewerbsvorteile gewesen sein, reflektierte sie über die Stärken ihrer Lehrlinge.
Pläne für die Zukunft
Beide Gesellinnen bleiben weiterhin als Vollzeitkräfte im Betrieb beschäftigt. „Wir alle wollen selbstständig arbeiten. Jede Mitarbeiterin hat daher ihren eigenen Zuständigkeitsbereich, der in regelmäßigen Abständen weitergegeben wird“, erklärt Heidi, „somit fließt der Arbeitsablauf harmonisch und von selbst“. Und Harmonie und Entfaltungsfreiheit sind in dieser Branche wichtige Voraussetzungen, um erfolgreich arbeiten zu können.
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Daten & Fakten
Blumenbinderin
Heidi Maurer
Hof 21
A-6951 Lingenau
Tel. 05513/2332
www.blumenbinderin.at
Geschäftsführer
Heidi Maurer
Mitarbeiter
3 Mitarbeiterinnen, davon zwei Vollzeitbeschäftigte und eine geringfügig Beschäftigte
Firmenentwicklung
seit 2002 Floristikfachhandelsbetrieb in Lingenau, Übernahme im Sept. 2010 von Maria Drissner
Produkte
Floristische Kompositionen, Schnittblumen, Zierpflanzen, Accessoires
Dienstleistungen: Eventfloristik, Ortsbildverschönerung
Absatzmärkte
Österreich, Deutschland