Wer derzeit nach frischen Schnittblumen sucht, findet bei heimischen Produzenten ein großes Angebot. So ist es auch kein Wunder, dass ein Großteil der Floristen sich hier mit Ware eindeckt. Um sich von den großen Ketten abzuheben, hat sich die Konzentration auf österreichische Ware mit kurzen Lieferwegen bewährt. Viele Erwartungen werden in ein sich anbahnendes Österreichsiegel gesetzt, vergleichbar mit schon vorhandenen Lebensmittelauszeichnungen.
Saisonale Engpässe
Doch schon spätestens der nächste Winter wird für viele Floristen wieder spannende Entscheidungen mit sich bringen, da zu dieser Jahreszeit nicht nur die heimische Rosenproduktion an ihre natürlichen Grenzen stößt. Wer dann seinen Kunden fair produzierte Ecuador-Rosen anbietet, erlebt nicht selten eine gewisse Unsicherheit am anderen Ende der Ladentheke. Die Qualität der Ware ist zwar meist ausgezeichnet, doch kennen viele Kunden das FLP-Logo noch nicht. Dementsprechend wird der "Fairness-Vorteil" bei Erklärung dankend mitgekauft, aber selten konkret gewünscht. Feedback von FloristenUnsere österreichweite Umfrage bei Floristen mit FLP-Angebot ergab ein interessantes Ergebnis. Während manche Betriebe eine wachsende Nachfrage nach fair produzierter Ware feststellen, sehen andere nur wenig Resonanz beim Kunden. Auch im Vergleich Stadt und Land wurden Unterschiede deutlich, da in manchen Regionen nur wenige Lieferanten FLP-Schnittblumen im Programm haben. Auch die Einstellung der Floristen zum Produkt variiert, da das FLP-Siegel aufgrund noch fehlender Bekanntheit eine relativ hohe Beratungszeit in Anspruch nimmt. Viele wünschen sich zudem eine klarere Profilierung und Abgrenzung zur FAIRTRADE-Marke aus dem Supermarkt.
Stimmen aus der Branche zu FLP
"Wir beliefern den Fachhandel mit dem FLP Label und waren die Ersten, die Südamerika Rosen mit dem Fairtrade Label angeboten haben. Leider haben wir festgestellt, dass der Fachhandel bisher nur sehr zögerlich darauf eingeht. Ich persönlich glaube, dass dies mit den bereits etablierten FairTrade-Produkten im Supermarkt zusammenhängt. Das FLP-Logo ist beim Endverbraucher eindeutig noch viel zu unbekannt."
Marco Waibel - Rosen Waibel HandelsGmbH/Mäder
"Wir haben in den letzten drei Jahren sehr gute Erfahrungen mit fair produzierten Schnittblumen in der Filiale und im Onlineshop gemacht. Wir beziehen neben Rosen auch z. B. Schleierkraut und Solidago aus Ecuador und Kenia. Bei meinen holländischen Großhändlern achte ich neben dem FLP-Siegel noch auf die Florimark-Auszeichnung."
Stephan Krismer Blumenshop.cc/Zams
"Bewusste Kunden kaufen zuerst heimische Ware, danach kommt gleich FairTrade. Wir beziehen hauptsächlich FLP-Rosen und Schleierkraut von unserem Großhändler Fleura. Neben den aufliegenden Foldern verwenden wir auch bewusst viel Zeit für die Kommunikation mit dem Kunden, wo wir auch die Hintergründe zur Blumenherkunft erklären."
Robert Klima/Linz
"Wir bieten vor allem Ecuador-Rosen an, die wir u. a. von unserem Händler Nutschnig beziehen. Wir haben innerhalb der letzten Jahre eine deutlich wachsende Nachfrage nach fair produzierten Schnittblumen festgestellt und bewerben diese auch aktiv."
Birgit Brommer - Blumen Brommer KG/Klagenfurt
"Wir beziehen über unseren Großhändler WBH vor allem Rosen und Nelken mit FLP-Auszeichnung. Pro Rose verlangen wir etwa 10 Cent mehr. Leider haben in unserer Gegend nicht alle Lieferanten FLP-Schnittblumen, so dass ich sie meist nur einmal pro Woche bekomme."
Edith Völk Blumenhandlung Völk Ober-Grafendorf
"Heimische und europäische Produkte sind natürlich am nachhaltigsten. Bei Ecuador Rosen ist das FLP-Siegel bei uns Standard – wir verkaufen keine nicht zertifizierten südamerik. Rosen!Mich stört das sehr negative und einseitige Marketing von FLP in Österreich: Nur Blumen mit einem FLP Logo sind fair, alle anderen sind unfair und daher schlecht. Ein extrem positives Produkt wie die Blume wird damit negativ behaftet. Anscheinend werden daher jetzt eigene Labels für österreichische und europäische Schnittblumen angedacht und am Ende wird sich der Endverbraucher vor lauter verschiedener `LOGOs und Labels` nicht mehr auskennen."
Bernd Doll von Doll’s Blumen/Wien
"Wir setzen vor allem auf heimische Ware, auch im Winter bieten wir steirische Rosen an. Manche Kunden wünschen natürlich Ecuador-Rosen, welche wir über unsere Großhändler Steffek und Klimesch beziehen. Den Kunden geht es bei den Rosen erfahrungsgemäß aber eher um den großen Kopf, als um die FLP-Auszeichung. Ich persönlich halte diese Fairness-Kontrollen in Afrika und Lateinamerika für etwas fragwürdig."
Elisabeth Wagner Blumenhandlung Wagner/Wien
"Wir haben seit einigen Jahren FLP-Rosen im Angebot. Eine Kundenumfrage im letzten Jahr hat aber gezeigt, dass diese Auszeichnung noch relativ unbekannt ist. Mit der Qualität sind wir sehr zufrieden."
Fr. Schön - Floristik Calla/Wien