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In der Schwebe

Ein Artikel von DI David Scheurich | 11.05.2010 - 14:56
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Lange Zeit war nicht klar, ob der Work­shop überhaupt stattfinden würde. Gregor Lerschs Anreise von Buenos Aires entwickelte sich dank eines isländischen Vulkans zur mehrtägigen Odyssee. Was er den Teilnehmern des Floristikseminars im Schloss Margareten am Moos dann vermittelte, passte irgendwie ins Bild: Trotz detaillierter Planung gibt es immer wieder Momente der Improvisation!

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Reisestrapazen ist Gregor Lersch gewohnt, ist er doch jährlich in 35 Ländern unterwegs. Umso wichtiger ist es ihm, die Besonderheit des Ortes in die floristische Gestaltung miteinfließen zu lassen. „Wir haben hier eine wunderschöne Aufgabe, weil wir auf die barocke Raumwirkung des Schlosses eingehen können. Dadurch entsteht kein klassischer Workshop mit bunt gemischten Arbeiten, sondern die gemeinsame Konzentration auf eine Richtung.
Dabei wollen wir die historische Vorgabe aufgreifen und einen zeitgenössischen Zugang schaffen.“ Das Thema des Seminars lautete „Rund um die Blume zum Hochzeitstag“ und wurde von Christl Ujhelyi gemeinsam mit dem Blumenbüro Österreich organisiert.

Reisestrapazen ist Gregor Lersch gewohnt, ist er doch jährlich in 35 Ländern unterwegs. Umso wichtiger ist es ihm, die Besonderheit des Ortes in die floristische Gestaltung miteinfließen zu lassen. „Wir haben hier eine wunderschöne Aufgabe, weil wir auf die barocke Raumwirkung des Schlosses eingehen können. Dadurch entsteht kein klassischer Workshop mit bunt gemischten Arbeiten, sondern die gemeinsame Konzentration auf eine Richtung. Dabei wollen wir die historische Vorgabe aufgreifen und einen zeitgenössischen Zugang schaffen.“ Das Thema des Seminars lautete „Rund um die Blume zum Hochzeitstag“ und wurde von Christl Ujhelyi gemeinsam mit dem Blumenbüro Österreich organisiert.

Schweißende Floristen
Um der gewaltigen Raumhöhe Rechnung zu tragen, mussten die Werkstücke eine entsprechende Größe aufweisen. Fertige Aufbauten von drei bis vier Metern Höhe sind nicht nur teuer, sondern auch in nur wenigen Modellen erhältlich. Für Gregor Lersch steht die Unabhängigkeit an erster Stelle: „Warum sollen alle Floristen die gleichen Gerüste verwenden, wenn man sie selbst bauen kann?“ So bestand der erste Tag zu einem Großteil aus Schweißen und sogar Betonieren. Christl Ujhelyi dazu: „Für viele Teilnehmer war dies zunächst überraschend, umso größer ist dann die Begeisterung, wenn man das Ergebnis betrachtet. Heutzutage besteht z. B. ein Standard-Tischschmuck aus einer Glasvase, ein paar Elementen und wenig Pflanzen, wir Floristen müssen in der Lage sein, uns deutlich davon abzuheben!“
Um diese Produkte auch verkaufen zu können, ist neben Selbstbewusstsein auch der nötige Geschäftssinn gefragt. Lersch empfiehlt, nach passenden Partnern z. B. in der Gastronomie Ausschau zu halten, um auf eine rentable Stück­zahl zu kommen.

Technische Grundlagen
Um die notwendige Stabilität zu erreichen, hat Lersch seine eigenen Techniken entwickelt. Viele seiner Arbeiten machen seinen Wunsch nach „Autarkie“ deutlich. „Mit möglichst wenig Werkzeug will ich an jedem Ort arbeiten können, auch spontan, wenn ich z. B. im Wald unterwegs bin.“ Aus diesem Improvisieren ist auch eine Technik entstanden, die seit zwei Jahren um die Welt geht: Das Einschlagen von dickem Draht in Holz, z. B. als Stütze für schwere Steckschaumelemente. Gregor Lersch erinnert sich an den Frühlingstag im Jahr 2008: „Ich weiß nicht, wie viele Bohrer wir schon verschlissen hatten, dann war es uns endgültig genug. Mein japanischer Kollege und ich haben ein wenig herumprobiert und auf einmal hatte ich die zwei Zangen in der Hand.“

Bei vielen Werkstücken im Schloss Margareten ist diese Technik zur Anwendung gekommen. Gregor Lersch hat neben runden Formen vor allem die parallelen Linien ins Zentrum gerückt. „Die fallenden und fließenden Elemente finden wir auch in der Architektur wieder, der stützende Draht ist aus einer gewissen Entfernung nicht sofort zu sehen. So bekommen die Werke passend zum Hochzeitsfest etwas Leichtes, Schwebendes!“
Passend dazu dominieren helle Grün- und Pastelltöne, Stahlträger und Holzelemente werden hauchdünn mit einer weißen Schicht übersprüht, braune Weidenruten setzen lineare Akzente.

Konzentration auf das Detail
Um diese Leichtigkeit zu vermitteln, gibt Lersch immer wieder kleine Hinweise – wie binde ich schnell einen Draht, damit er in alle Zugrichtungen fest sitzt – der Zugang ist immer handwerklich und funktionell. Dies kommt bei den Teilnehmern sichtlich gut an: „Was mich neben seiner Geschicklichkeit besonders fasziniert ist sein uneitles Wesen. Statt übertriebenem Ego lässt er seine Arbeit sprechen“ erklärt eine Floristin aus Wien. Darüber hinaus gibt Lersch auch persönlich Einblicke: „Nur 1-2 % der Floristen arbeiten rein intuitiv. Der Rest, ich eingeschlossen, nimmt sich Zeit zur Planung. Das ist kein Makel!“Der Erfolg der Veranstaltung überrascht Christl Ujhelyi nicht: „Besonders dankbar bin ich auch für die Unterstützung unserer Sponsoren Oasis und WBH Blumenhandels GmbH, ohne die wir den Workshop nicht in dieser Form hätten umsetzen können.“

Persönlichkeit im Hintergrund
Trotz Lerschs sachlicher Herangehensweise geht die Begeisterung vor allem der weiblichen Teilnehmer schon teilweise in Verehrung über. „Für mich gibt es eine Zeit vor Gregor Lersch und eine Zeit danach“ kann man etwa hören.
Lersch selbst kann dieser „Ikonisierung“ nicht sonderlich viel abgewinnen. „Wir brauchen nicht noch mehr Ego-Präsentationen. Bei meinem letzten Buch haben wir einfach keine Personen mehr abgebildet, sondern nur noch Techniken. Schließlich wollen wir ja voneinander lernen.“
Die Veranstaltung endete mit einem festlichen Galadinner und einer Ausstellung im Schloss Margareten, das Fachpublikum aus der Floristik nutzte bereits den Vorabend zum regen Austausch.