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© Ing. Gerald Stiptschitsch

Paradiesische Schönheiten

Ein Artikel von DI Ulrike Fassler | 17.06.2009 - 14:12
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Sie scheint wie von Künstlerhand entworfen. Ihre Schönheit lässt keinen Betrachter unberührt und ihre Sortenvielfalt ist überwältigend.
Während des 19. und zu Beginn des 20. Jhd. war der Besitz von Orchideen nur den Wohlhabenden vorbehalten. Die exotische Pflanze hatte Prestigefunktion. Nach dem zweiten Weltkrieg brach für Orchideenliebhaber eine neue Ära heran.

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Phalaenopsis - die Favoritin
Man hatte neue Techniken für die Vermehrung der Orchidee entdeckt. Durch die Entwicklung von wirksamen Aussaattechniken und durch die Mikrovermehrung wurde eine industrielle Züchtung möglich und somit wurde die Orchidee für eine breite Masse erschwinglich.
Doch wer denkt, diese Entwicklung hätte die kostbare Erscheinung der Spezies gemindert, der irrt. Im Gegenteil, die industrielle Produktion hat zahlreiche neue Sorten entstehen lassen. Die bekannteste unter ihnen ist die Phalaenopsis, welche seit den 80er Jahren im Handel ist. Diese pflegeleichte Zimmerorchidee blüht fast das ganze Jahr. Ist ein Trieb verblüht, bildet sich zumeist an der Basis gleich ein neuer Trieb aus. Ihre ausdauernde Blüte erklärt die Beliebtheit der Sorte. Die Blüten der meisten Phalaenopsis-Arten gibt es neben den klassischen Farben Weiß und Rosa auch in Gelb, Rot und Violett. Kreuzungen mit anderen Gattungen haben zusätzlich noch lachsrosa Farbausprägungen entwickelt.

Symbol der Fruchtbarkeit
Orchideen sind besonders in der asiatischen Kunst beliebte Motive. In der chinesischen Malerei werden Orchideen häufig in Gemeinschaft mit bunten Vögeln dargestellt. Aber auch in der asiatischen Dichtkunst spielen Orchideen eine große Rolle.
In der westlichen Literatur werden sie seltener erwähnt, wobei sie jedoch stets in Verbindung mit erotischen Inhalten gebracht werden. Da die Blütenform und ­Zeichnung mit Glück, Reichtum und Fruchtbarkeit assoziiert wird, ist das Or­chideenmotiv auch ein klassisches Hochzeitssymbol.
Moralisten bezeichneten jedoch die ausgeprägte Schönheit der sogenannten Pflanzenschmetterlinge als sündig und daher abstoßend, welche eine unangemessene Erotik verkörpern würden.

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Mittler zwischen Himmel und Erde
Die seltsamen Blütenformen und ihre dekorative Wirkung verleihen der Orchidee jedoch auch spirituellen Gehalt.
Wie auch immer – die aufregende Blüte dieser Spezies erregte seit jeher bei den Menschen die Gemüter und brachte deren Fantasie auf Touren. Ihre Ähnlichkeit mit Schmetterlingen macht sie darüber hinaus zu einer mystischen Wesenheit zwischen Fauna und Flora. Ihre geheimnisvolle Note wird durch die epiphytische Lebensweise mancher Sorten noch verstärkt.
Epiphythische Orchideen werden mit hochenergetischen spirituellen Ebenen assoziiert. In der floralen Gestaltung werden Orchideen häufig als Kletterer präsentiert, die sich auf kargen Baumstämmen himmelwärts recken.
Der bezaubernden, dem Himmel emporstrebenden Spezies wird nachgesagt, sie könne uns den Weg zu einer höheren Bewusstseinsebene bereiten. Eine Verbindung zwischem dem Rationalen und dem Emotionalen, zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten und folglich zwischen Vergangenheit und Zukunft soll mit Hilfe der Orchidee möglich werden.
Kein Wunder, dass die Orchidee daher in ausdrucksvollen floralen Gestaltungen einen zentralen Fixplatz besitzt, gleich ob als gewiefte Verführerin im Brautstrauß, in welchem sie im Verband mit zarten Straußenfedern ihren Auftritt zelebriert oder als fröhlich bunter Schmetterling, der als Schmuck­stück das Armband für die Hochzeitsfeier ziert. Viel Gefühl und besondere Sensibilität sind im Umgang mit der vielschichtigen Symbolik dieser Pflanzenfamilie gefragt.