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Die senkrechten Module sind nach Ost-West ausgerichtet © foxbat/Shutterstock.com

Energie

Stromgewinnung mit Agrar-PV in Wien

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 08.08.2023 - 14:21

Die Wien Energie testet seit 2019 in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen zur Stromproduktion. Im 22. Bezirk sind seit 2021 ca. 400 vertikal errichtete bifaziale Module im Einsatz, die auf zwei Seiten Energie produzieren. Dazwischen ist die agrarische Nutzung möglich. So erzeugt man zugleich Nahrung und Sonnenstrom.

Im ersten Jahr konzentrierte sich der Anbau noch auf Bodenverbesserung mittels Luzerne. 2022 kamen dann verschiedene Getreidesorten (Winterweizen, Winterdinkel und Wintergerste) sowie Sojabohnen zum Einsatz. Sie zeigten bereits im ersten Erntejahr gute Erträge. 2023 wird der Versuch entsprechend der Fruchtfolge weitergeführt, am Ende des Jahres kommen die finalen Ergebnisse zur Analyse und die Entscheidung über die Weiterführung steht an.

Erste Ergebnisse sind vielversprechend

In den vergangenen zwei Jahren konnte man bereits wesentliche Ergebnisse zur Agrar-PV mit vertikalen Modulen gewinnen: Die Kombination auf einer Fläche bringt eine effizientere Bewirtschaftung und besseren wirtschaftlichen Ertrag als beim reinen Pflanzenanbau. Der Stromertrag schafft eine zusätzliche Einkommensquelle, die Landnutzungseffizienz steigt. Dabei werden ca. 85 % für Ackerbau, ca. 14% für Blühstreifen und ca. 1% für das Gerüst der PV-Anlage verwendet.

Im Vergleich mit herkömmlichen, nach Süden ausgerichteten Anlagen produzieren die vertikalen, bifacialen Module vergleichbar viel Strom. Die Ost-West-Ausrichtung bringt den Vorteil mit sich, dass die Energieerzeugung dann am höchsten ist, wenn auch der meiste Strom benötigt wird. Eine Kombination mit klassischen Anlagen bietet die Möglichkeit, das Erzeugungsprofil über den Tag hinweg zu glätten und das Stromnetz zu entlasten.

Ein Abstand von ca. einem Meter zwischen Modul und Ackerfeld schützt die PV-Anlage vor Beschädigungen. Im Versuch stehen drei Methoden. Dabei hat sich die Ansaat einer speziellen Blühmischung und die mechanische Pflege der Wiesensaat bewährt. Der Blühstreifen erhöht die Biodiversität.

Zwischen den Modulen befinden sich in der Schafflerhofstraße zehn Meter, was ermöglicht, landwirtschaftliche Maschinen wie gewohnt zu benutzen. Dies ist problemlos möglich und damit ähnelt die Bewirtschaftung der klassischen Landwirtschaft.

Die vertikale Anlage in Wien 22 ist mit ca. 5.000 m2 die größte Anlage ihrer Art in Österreich und erzeugt mit 396 Modulen eine Leistung von 158,4 kWp. Die jährliche Produktion liegt bei 184.380 kWh.


Quelle: Wien Energie