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Parasitische Wespen finden als Gegenspieler von Schädlingen Einsatz in der Produktion (Symbolfoto) © Paul Reeves Photography/Shutterstock.com

Forschung

Insektizide stören Geruchssinn von Nützlingen

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 25.08.2023 - 08:52

Parasitische Wespen wie das Untersuchungsobjekt Nasonia vitripennis sind nicht nur wichtig für die Stabilität des ökologischen Gleichgewichts, sie finden auch Anwendung als Gegenspieler von Schädlingen in der Produktion. Wurden sie im Versuch mit einer nicht tödlichen Dose an Insektizid behandelt, beeinträchtigte dies ihre Orientierung zum Finden von sowohl Paarungspartnern als auch Wirtsorganismen.

Nachdem Neonicotinoid-Insektizide in die Kritik der Nützlings-Schädigung gekommen sind, hat die EU 2018 drei Wirkstoffe dieser Klasse verboten. Andere Wirkstoffe, darunter Flupyradifuron und Sulfoxaflor kommen weiterhin zum Einsatz. Ihre Wirkung wurde bisher noch unzureichend erforscht, weshalb sich eine Forschergruppe in Regenburg im Rahmen des Projektverbundes BayÖkotox damit befassten. Im Fokus stand die Untersuchung ob die Wirkstoffe Acetamiprid, Dimethoat, Flupyradifuron und Sulfoxaflor den Geruchssinn der parasitischen Wespe Nasonia vitripennis beeinträchtigen.

Nicht nur Geruchssinn beeinträchtigt

Es zeigte sich, dass behandelter Weibchen weder auf den Sexuallockstoff der Männchen noch auf Geruchsstoffe, die von ihnen parasitierte Fliegenlarven verströmen, reagierten. Nach der Behandlung mit Dimethoat vermieden sie sogar den eigentlich hochattraktiven Geruch der Wirte. Nach der Behandlung ging auch die Anzahl erfolgreicher Paarungen der Wespen zurück.

„Ohne einen funktionierenden Geruchssinn können parasitische Wespen ihre wichtige Aufgabe als natürliche Feinde anderer Insekten in der Natur kaum erfüllen“, so Nils Schöfer, Doktorand, der im Labor die Versuche durchführte. Projektleiter Prof. Dr. Joachim Ruther ergänzt: „Sollten die Ergebnisse zudem auf andere Insekten übertragbar sein, könnte das einer der Gründe sein, warum die Vielfalt und die Häufigkeit vieler Insektenarten in den letzten Jahren vielerorts zurückgegangen ist.“

Um zu beurteilen, ob die Laborergebnisse auf das Freiland übertragbar sind, braucht es noch weitere Forschung. Die in Regenburg erfolgten Hochrechnungen aus der Frassmenge der 2 mm großen Wespen in 48 Stunden und Literaturangaben zur Verunreinigung des Nektars lassen aber vermuten, dass die Ergebnisse tatsächlich feldrelevant sind.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Environmental Toxicology and Chemnistry“ veröffentlicht.


Quelle: Universität Regenburg