Am Ende der Lehrausbildung steht für viele – und v. a. für jene, die selbstständig tätig werden wollen – die Meisterprüfung als Qualifikations- und Befähigungsnachweis, einen Betrieb zu führen sowie Lehrlinge ausbilden zu können. Sie steht im nationalen Qualifikationsrahmen auf der gleichen Stufe wie der Bachelorabschluss. Für viele Anwärter stellen die hohen Kosten der Ausbildung allerdings ein Problem dar, was für den immer stärkeren Fachkräftemangel nicht zielführend ist.
Nicht nur die Prüfung belastet die Geldbörse
Alleine die vorbereitenden Kurse sind – je nach Anbieter – mit tausenden Euro beziffert, dazu kommen noch Prüfungsgebühren. Es gibt z.T. Möglichkeiten der Länderförderung aber keine bundesweite Unterstützung. Das bedeutet, dass im Gegensatz zu akademischen und schulischen Abschlussprüfungen, die Meisterkandidaten die Gebühren für die Befähigungsprüfung selbst tragen müssen bzw. deren Arbeitgeber diese übernehmen. Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher: „Angesichts des hohen Fachkräftebedarfs der kommenden Jahre ist es wichtig, dass wir die duale Ausbildung noch attraktiver machen. Genauso wie bei einem Studium soll auch die Prüfung zum Meister kostenlos sein.“
Für diesen Vorschlag erhielt der Minister Lob von unterschiedlichen Seiten, darunter die stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich: „Die kostenlose Meister- und Befähigungsprüfung bedeutet eine maßgebliche Stärkung der Berufsbildung und ist ein wesentlicher Beitrag zur Fachkräftesicherung. Gleichzeitig ist sie auch Teil der so wichtigen höheren Berufsbildung. Die internationalen Erfahrungen etwa aus der Schweiz zeigen, dass ein öffentlicher Finanzierungsbeitrag die Attraktivität der Ausbildung steigert und dadurch zu höheren Zahlen von Absolventen beiträgt.“
Und auch der Geschäftsführer der branchenübergreifenden Lehrlingsinitiative zukunft.lehre.österreich, Mario Derntl begrüßt den Vorschlag zur kostenlosen Meister- oder Befähigungsprüfung. Es sei ein wichtiger Schritt, um Ansehen und Image der Lehre weiter zu verbessern und dringend notwendige Fachkräfte zu gewinnen.
Was der Minister allerdings in seiner Ankündigung offen ließ, ist wie diese Maßnahme umgesetzt und finanziert werden soll. Das bedeutet, bis Sie in Österreich den Meisterabschluss wirklich kostenlos erreichen könnte es noch eine Weile dauern oder es kommt gar nicht dazu.
Lehrlinge an die Fachhochschule/Universität
Einen weiteren Umbruch in der Ausbildung fordert die Wirtschaftskammer Wien. Es sei ein gravierender Nachteil für den Bildungsweg Lehre, dass den Fachkräften der Zugang zur Fachhochschule oder Universität verwehrt ist. Das bewege viele Jugendliche dazu, sich dem schulischen Weg mit Matura zuzuwenden, auch wenn ihre Stärken im praktischen Tun liegen. Derzeit müsse man, um studieren zu können eine „Lehre mit Matura“ abschließen oder eine Studienberechtigungsprüfung ablegen. Zusätzlich zu einer Anpassung im Universitätsgesetzt sollten in Abstimmung zwischen den Branchen und Fachhochschulen bzw. Universitäten festgelegt werden, welcher Lehrabschluss zu welchem Studium berechtigen könne.
Quellen: WKO, BMAW, Leadersnet