In den vergangenen Jahren hat das Aufkommen von Wasserpflanzen in der Donau stark zugenommen. Werden die wuchernden Makrophyten nicht regelmäßig geerntet, können die Pflanzen innerhalb von nur vier Wochen bis zu zwei Meter wachsen. 17 Mähboote sind in Wien im Einsatz, um für einen ungetrübten Badespaß auf der Alten und Neuen Donau zu sorgen. Jedes Jahr fallen dadurch tausende Tonnen an Biomasse an, die aktuell kompostiert wird.
Das große Potenzial der Wasserpflanzen haben nur Forscher der Universität für Bodenkultur (BOKU) erkannt. Die Makrophyten eignen sich hervorragend zur Herstellung von Verpackungsmaterial und weiterer kaskadischer Nutzung. Das Projekt geht als Sieger im Energy Globe Niederösterreich 2020 hervor. An diesem Projekt haben Dipl.-Ing. Armin Winter (Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe) und Dr. Marco Beaumont (Institut für Chemie Nachwachsender Rohstoffe) gemeinsam mit Patrick Geiger und Dr. Stefan Veigel, unter Leitung von Prof. Thomas Rosenau und Prof. Wolfgang Gindl-Altmutter gearbeitet. Derzeit werden geeignete Pulpingmethoden entwickelt, um die Wasserpflanzen optimal, einfach und unter Beachtung der Prinzipien der „Green Chemistry“ für die Herstellung von abbaubarem Verpackungsmaterial sowie Einweggeschirr nutzen zu können.
Ziel des Projektes ist ein urbanes Bioraffineriekonzept zu entwickeln, um künftig eine nachhaltige Wertschöpfung dieses stadtnahen Rohstoffes zu ermöglichen. Die ersten Prototypen sind bereits vielversprechend und die Wasserpflanzen stellen eine lokale Bio-Ressource dar, die nicht so schnell ausgehen wird. Die Makrophyten sind im botanischen Querschnitt ähnlich einer Pflanzenwurzel aufgebaut. Die Wasserpflanzen enthalten noch weitere wertvolle Bestandteile, wie Stärke und lignin-ähnliche Biopolymere, die für eine stoffliche Nutzung interessant sind. Außerdem verfügen die Makrophyten noch über einen hohen Proteingehalt. Ein Nebenprodukt in der Bioraffinerie, das bei der Verpackungsproduktion anfällt, könnte künftig auch als Dünger eingesetzt werden. Fermentation zur Biogaserzeugung – im Sinne einer kaskadischen Rohstoffnutzung – ist möglich und wurde auch bereits getestet.
Quelle: Boku