Extreme Durstrecken nehmen Bäume nicht einfach kleinlaut hin, ganz im Gegenteil, mit gezielten Geräuschen versuchen sie auf sich aufmerksam zu machen. Doch wie kommt es zu diesen Geräuschen und warum können wir sie nicht hören, wenn wir an einem Baum vorbeispazieren?
Lange Zeit blieb uns ihr "flüsterndes Klagen" vorenthalten, da ihre hochfrequenten Ultraschallwellen außerhalb des menschlichen Frequenzbereichs liegen und somit für uns nicht hörbar sind. Mithilfe spezieller Ultraschallsensoren verlieh nun der Schweizer Künstler und Wissenschafter Marcus Maeder als Leiter von „trees“, einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft und dem Institute for Computer Music and Sound Technology den Bäumen eine hörbare Stimme.
Kavitation lässt Bäume flüstern
Zu flüstern beginnen Bäume, wenn der Wasserfluss in den Leitgefäßen plötzlich unterbrochen wird - ein Vorgang, der in der Fachsprache als Kavitation bezeichnet wird. Durch Transpiration zirkuliert das Wasser in einem Baum fortwährend. Der Wasserverlust, der durch Verdunstung auf den Blättern zustande kommt, wird durch eine vermehrte Wasseraufnahme an den Wurzeln ausgeglichen und über Leitgefäße zur Baumkrone transportiert.
Bei langanhaltenden Trockenperioden verringert sich der Wassernachschub und in weiterer Folge verengen sich die Leitgefäße oder verschließen sich sogar komplett. Der Saftfluss stoppt abrupt, wodurch Ultraschallimpulse hervorgerufen werden.
"Wer dem „Flüstern“ der Bäume lauscht, kann viel über deren physiologischen Zustand erfahren", ist Maeder überzeugt. Neben den Kavitations-Geräuschen produzieren Bäume weitere Ultraschallpulse, aus denen sich u.a. Informationen zum Tag- und Nachtrhythmus sowie den Lichtverhältnissen ableiten lassen. In einem nächsten Schritt möchten die Forscher anhand von Langzeitmessungen herausfinden, ob sich die Auswirkungen des Klimawandels ebenfalls im „Flüstern“ der Bäume niederschlagen.
Lauschen Sie hier dem Flüstern einer Kiefer:
http://naturschutz.ch/news/lauschen-sie-dem-fluestern-der-baeume2/118530
Quelle: naturschutz.ch