Am kommenden Mittwoch will das Plenum des Europäischen Parlaments über ein Verbot abstimmen, das sich in einem Entwurf zu einer Erklärung auf das Vorsorgeprinzip beruft.
Im Rahmen des Strategieprozesses "Zukunft Pflanzenbau" haben heimische Vertreter von Wissenschaft, NGOs, Handel, Industrie, Interessenvertretungen und Produzenten kürzlich erneut die Position Österreichs zum Thema Glyphosat debattiert.
Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat dabei konkrete Einschränkungen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes bei der Vor-Erntebehandlung beziehungsweise Sikkation sowie für den Haus- und Kleingartenbereich gefordert.
Weiters soll bei der Zulassung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel in den EU-Mitgliedstaaten den indirekten Auswirkungen auf die Artenvielfalt Aufmerksamkeit geschenkt werden. "Es liegt jetzt an der Kommission, einen neuen Vorschlag vorzulegen, der diese Forderungen berücksichtigt. Andernfalls wird Österreich dem Vorschlag nicht zustimmen können", heißt es auf der AGES-Website.
Keine Rückstände festgestellt
Während die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA), das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die WHO-Organisation JMPR keine Kanzerogenität bei Glyphosat feststellen konnten, stufte die WHO-Organisation IARC den Wirkstoff als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Auf letztere Bewertung berufen sich die Zulassungsgegner.
Derzeit wird Glyphosat in Österreich vor beziehungsweise kurz nach der Aussaat der Kulturpflanzen wie etwa Mais oder Zuckerrüben zur Unkrautregulierung ausgebracht. Damit betrage der Zeitabstand bis zur Ernte Monate, weshalb die eingesetzten Mittel während fast der ganzen Vegetationsperiode über einen längeren Zeitraum abgebaut werden könnten.
Deshalb seien auch in einem Monitoring bei österreichischem Getreide in keiner einzigen Probe Glyphosat-Rückstände festgestellt worden.
Dreifacher Wirkstoffaufwand in Deutschland
Schon in der Vergangenheit sei die Verwendung von Glyphosat in Österreich wegen der klimatischen Unterschiede bedeutend geringer als in anderen europäischen Ländern wie Deutschland gewesen.
Im pannonisch beeinflussten Hauptackerbaugebiet im Osten Österreichs mit heißen und trockenen Sommern war eine Anwendung kurz vor der Ernte überwiegend nicht notwendig.
In anderen Ländern mit oftmals nassen Erntezeiten werde dagegen Glyphosat nicht nur beim Auflauf der Pflanzen, sondern vor allem kurz vor der Ernte zum Totspritzen der Bestände angewendet, um damit zu verhindern, dass bereits reifes Getreide bei Ernteverzögerungen durch Regenperioden auswachse.
Damit liegen zwischen Anwendung und Ernte oft nur einige Tage beziehungsweise wenige Wochen. Die Verwendungsmenge in Österreich ist im internationalen Vergleich verhältnismäßig gering.
Während in Österreich zirka 200 t im Jahr von der Substanz eingesetzt werden, sind es in Deutschland 6.000 t, erklären die Experten. Basierend auf einer knapp zehnmal so großen Ackerfläche ergibt sich für Deutschland damit der dreifache Wirkstoffaufwand pro Hektar.
Quelle: aiz.info