Wie sehr in der Stadtgemeinde Mödling Lebensqualität und Nachhaltigkeit gelebt und erlebbar gemacht wird, davon konnten sich die internationalen Gäste am 29. Juni in ihrem 7-stündigen Rundgang ein Bild machen. „Von Beginn des Besuches an wurde auf jedem Schritt sichtbar, wie eingespielt das Projektteam die Präsentation der Stadt gestaltet hat – ein Grund für die große Begeisterung der Jury“, so Ök.-Rat Herbert Titz, der Präsident der Association Européenne pour le Fleurissement et le Paysage (AEFP), die die Entente Florale organisiert, und Vizepräsident des Blumenbüro Österreich.
Charmantes Mödling: historisch und blumengeschmückt
Der Rundgang, vorbei an den malerischen, denkmalgeschützten Fassaden der Innenstadt und ihrem historischen Ambiente, führte die Jury zunächst ins Tourismusbüro, wo sie einen ersten Überblick über die vielen Aktivitäten Mödlings erhielt.
Großen Eindruck machte auch der bezaubernde Blumenschmuck der Stadt, ebenso wie die „Baumscheibenpflege“, die der Jury in der Schusterhäusl-Siedlung vorgestellt wurde: Bei diesem Projekt pflegen rund 100 Mödlinger freiwillig die Baumscheiben vor ihrer Haustür.
Das Volkskundemuseum – Natur zum Angreifen und Erholen
Im Volkskundemuseum wurde die Jury in eine Naturoase entführt, in der die Erhaltung der Artenvielfalt an erster Stelle steht. Eindrucksvoll erklärte Mag. Gudrun Foelsche, wie früher Haus- und Bauerngärten gestaltet waren. Noch heute wird den Besuchern hier nachvollziehbar gemacht, wie Blumen, Kräuter und Gemüse naturnah ohne Einsatz von chemischem Pflanzenschutz, gedeihen.
Der Museumspark ist heute ein wichtiger Naherholungsbereich für alle Mödlinger, mit einem Generationen-übergreifenden Kinderspielplatz. Ein besonderes Schmuckstück darin: der japanische Garten, eine Initiative der Mitsuko Coudenhove Kalergie Stiftung mit Sitz in Toyko.
Bürgerbeteiligung wird groß geschrieben
Wie sehr den Bewohnern ihre Stadt am Herzen liegt, davon konnten sich die europäischen Gäste anhand vieler Projekte ein Bild machen: So hat Mödling sogenannte „Stadtgeher“, d.h. freiwillige Bürger, die jeweils einen Rayon betreuen und auf Mängel in öffentlichen Grünflächen, auf defekte Ampeln, Frostaufbrüche o. Ä. aufmerksam machen – eine Initiative, die von Waidhofen an der Ybbs übernommen wurde.
Überhaupt hat die Einbeziehung aller Einwohner bei neuen Vorhaben einen hohen Stellenwert in Mödling: Überzeugen konnte sich die Jury davon im Projekt Hauptstraße, umgesetzt in den Jahren 2010 bis 2013. Hier gelang es, eine „Lebensader“ zu schaffen, und den Menschen eine moderne Einkaufsstraße zu bieten, die mit Radwegen, großzügigen Gehsteigen und vielen Nischen zum Verweilen einlädt – mit einer sorgfältig getroffenen Pflanzenauswahl – ohne die Mobilität aller Verkehrsteilnehmer einzuschränken.
Grüne Projekte
Bereits 100 Mödlinger beteiligen sich an „Baumpartnerschaften“, unterstützt mit Rat und Tat von der Stadtgärtnerei bei der Pflege ihrer alten Prachtbäume.
Überaus geschätzt wurde von der Jury auch das Projekt ÖKOGARTEN - ARGE CHANCE, ein soziales Projekt der Stadtgemeinde für Langzeitarbeitslose und Suchtkranke: Dabei werden seltene und alte Obst- und Gemüsesorten am Gelände einer ehemaligen Gärtnerei kultiviert und an die Bevölkerung verkauft.
Energiekonzept mit Vorreiterrolle
In seiner nachhaltigen Verkehrsplanung nimmt Mödling eine Vorreiterrolle ein: Sie war eine der ersten Städte Österreichs, in der das Konzept der Smart City umgesetzt wurde, mit einer Begegnungszone und nachhaltiger Verkehrsplanung für Fußgänger und Radfahrer.
Nachhaltigkeit prägt auch die Energieversorgung der Gemeinde: Im Jahr 2013 wurde die Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgestellt – mit einer 30%igen Ersparnis an Energie.
Der Rundgang führte die Jury auch an den Wirtschaftshof, wo auf allen Hallendachflächen Photovoltaikanlagen angebracht sind. Ein außergewöhnliches Projekt wurde mit dem „Mobilfunk-Monitoring“ vorgestellt: Bereits seit zehn Jahren werden an fünf Messstandorten zweimal jährlich die elektromagnetischen Felder gemessen. Weitere Standorte für Überwachungsstellen gibt es für die Luft-Güte und die Qualität von Trink- und Grundwasser.
Projekte für ein gesundes Klima
Die sanfte Renaturalisierung des Mödlingbachs, ein laufendes Projekt, das von Studenten der BOKU Wien betreut wird, wurde von Univ. Prof. Eduard Hochbichler erklärt und dabei demonstriert, wie Bepflanzungen das Kleinklima verbesserten und durch eine Sohlsenkung die Hochwassersicherheit erhöht werden konnte. Im Wasserwerk konnten sich die Gäste auch gleich von der hohen Trinkwasserqualität in Mödling überzeugen.
Der Stadtwald machte den Besuchern eindrucksvoll bewusst, um welche besondere Umgebung es sich hier handelt: Der Waldbeirat – bestehend aus Waldbauern, Ökologen, Botanikern, Historikern, Wanderern, Mountainbikern und Jägern – begleitet dieses einmalige Waldentwicklungskonzept und auch die rund 20 Umweltvereine agieren als wertvolle Partner. Schüler gestalteten z. B. den ersten Klimawald in Niederösterreich und pflanzten hitze- und trockenheitsresistente Pflanzen, um damit ihren Beitrag zu einer positiven Klimaentwicklung zu leisten.
Angewandte Waldpädagogik wurde der Jury auch bei einem Feuchtbiotop vorgeführt. Beeindruckt zeigten sich die Gäste vom Naturschutzgebiet am Eichkogel, wo gleich drei Klimazonen aufeinander treffen - das Ergebnis ist eine einzigartige Artenvielfalt mit 1.000 Käferarten.
Termin der Siegerbekanntgabe
Die Entscheidung der internationalen Jury wird am 18. September 2015 in Bristol, Großbritannien, bekannt gegeben.