Für die Kultur von Phalaenopsis wurde bereits vor Jahrzehnten das Torfmoos Sphagnum, das in überschaubaren Mengen an heimischen Standorten gesammelt wurde, als Substratbestandteil verwendet. Durch die Entwicklung der Phalaenopsis-Kultur zu einer Produktion in industriellem Maßstab haben sich professionell hergestellte Substrate etabliert, die in Europa vor allem aus Pinienrinde (Pinus pinaster) bestehen. In asiatischen Ländern wird vorwiegend Sphagnum verwendet, das aus Australien, Neuseeland und vor allem aus Chile importiert wird, wo es an sekundären Moorstandorten gesammelt wird.
Sphagnum aus Deutschland für Substrate geeignet?
Die Verwendung von Sphagnum aus Kultur könnte die Entnahme von Moosen am Naturstandort ersetzen. Im Rahmen des Projekts "Moosgrün" der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald untersucht das Institut für Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf die Eignung von in Deutschland produzierter Sphagnum-Biomasse als Substratbestandteil.
In Keimpflanzentests mit Chinakohl wird der Einfluss verschiedener Sphagnum-Arten und Erntetermine sowie Aufbereitungs- und Lagerbedingungen geprüft, bevor geeignete Sphagnum-Chargen in Phalaenopsis-Substraten getestet werden.
Torfmoos hat ähnliche Eigenschaften wie Weißtorf
Für die Verwendung in gärtnerischen Substraten ist von Bedeutung, dass Sphagnum ähnlich positive chemische Eigenschaften wie Weißtorf besitzt, der im Laufe von Jahrtausenden überwiegend aus diesen Moosen entstanden ist. Zusätzlich bietet Sphagnum neben einer hohen Wasserkapazität noch eine ausreichende Durchlüftung des Substrats, wodurch es speziell für die lufthungrigen Orchideenwurzeln geeignet ist. Aus diesem Grund kann es als Orchideensubstrat verwendet werden und unterscheidet sich hier von Torf, der wegen der nicht ausreichenden Luftkapazität für Orchideen nur in geringen Anteilen und grober Körnung beigemischt werden kann.
Parameter | Sphagnum Versuchsfläche Ramsloh | Sphagnum Chile | Weißtorf |
---|---|---|---|
pH-Wert | 3,4 – 3,6 | 3,2 – 3,5 | 2,5 – 3,5 |
lösliche Gehalte: | |||
Salz (g/l) | 0,04 – 0,08 | 0,05 – 0,09 | < 0,2 |
N (mg/l) | 6 – 19 | 0 – 18 | < 50 |
P2O5 (mg/l) | 0 – 3 | 1 – 9 | < 10 |
K2O (mg/l) | 40 – 77 | 34 – 73 | < 20 |
Probenumfang | 4 | 9 | langjährige Erfahrungen |
Ökologisches Potenzial der Torfmoos-Kultivierung
Stehen bei der Produktion von Orchideen zunächst die positiven pflanzenbaulichen Eigenschaften des Sphagnums im Vordergrund, so zielt das Interesse der Landschaftsökologie auf die Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Sphagnum-Biomasse durch die standortangepasste, nasse Bewirtschaftung von früher entwässerten Moorböden wie Torfabbau- und Hochmoorgrünlandflächen.
Während die entwässerten Moorstandorte durch Belüftung und infolgedessen Zersetzung der Torfe zu ca. 5 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland beitragen, können letztere infolge von Wiedervernässung und Nutzung durch Torfmooskulturen substantiell reduziert werden.
Zudem führt Torfmooskultivierung zu einer verbesserten Wasserfilter- und –rückhaltefunktion der Moorstandorte und bietet Ersatz-Lebensräume für selten gewordene, hochmoortypische Tier- und Pflanzenarten.
Das Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald befasst sich seit 10 Jahren mit der Torfmooskultivierung. Im Pilotprojekt wurden erste Erfahrungen gesammelt und Torfmoose erfolgreich auf einer abgetorften Fläche von 1.200 m² in der Esterweger Dose bei Ramsloh (Landkreis Cloppenburg) etabliert.
Im anschließenden Projekt "Moosgrün" wurde ein großflächiger Feldversuch von etwa 5 ha im Hankhauser Moor (Landkreis Ammerland) angelegt, um die Möglichkeiten der Torfmooskultivierung auf Hochmoorgrünland zu erforschen.
Hochmoorgrünland bietet mit ca. 100.000 ha Fläche allein in Niedersachsen das größte Flächenpotenzial für die Torfmooskultivierung in Deutschland. Neben der Etablierung und Entwicklung der Torfmoose spielen auch Fragen zu Biodiversität und Treibhausgasflüssen, zur Aufbereitung der Moose sowie hydrologische Anforderungen, die technische Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit der Torfmooskultivierung eine Rolle.
Info: www.torfmooskultivierung.de
Quelle: HSWT