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In Form gebracht

Ein Artikel von Peter Springer | 11.03.2014 - 08:10
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Der Bedarf an professionellen Schnittgeräten ist im Gartenbau in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Wo früher der umgebaute Rasenmäher oder die Heckenschere zum Einsatz kam, ist heute moderne Technik gefragt. Der Trend hat sich zusammen mit der zeitgemäßen Kulturführung und dem ständig steigenden Qualitätsanspruch entwickelt. Wer heute z. B. seine Bodendecker, Topfazaleen, Calluna oder Erica stutzt, benötigt ein ­exaktes Schnittbild ohne ausgefranste Stängel, eine gleich bleibende Schnitthöhe und allein schon aus phytosanitären Gründen ein leistungsstarkes Auffangsystem für den Schnittabfall. Bereits der Wunsch nach Verwendung des Schnittabfalls als Vermehrungsmaterial integriert eine spezielle Auffangtechnik. Der Gartenbau hat sich auch in diesem Bereich zunehmend technisiert. Maschinen übernehmen die teure Handarbeit und vermindern die Kosten. Sie ermöglichen dem Produzenten trotz steigenden Preisdrucks, sich weiterhin erfolgreich am Markt zu beteiligen.
Schnittgeräte müssen in diesem Zusammenhang zwei wichtige Aufgaben erfüllen: Sie rationalisieren und beschleunigen den Arbeitsvorgang und führen ihn auch exakter aus. Das spart Kosten ein und erhöht die Qualität der Ware. Ein Beispiel sind Ziersträucher als Container- und Topfware: Hier wird vom Markt eine mehrfach gestutzte und somit stark verzweigte, kompakte Ware verlangt. Unterschiedliche Stutztermine sollen darüber hinaus dazu führen, dass blühende Ware über eine möglichst lange Zeit zur Verfügung steht. Mehrfache Stutzvorgänge sind aber ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Der Maschineneinsatz sorgt für die gewünschte hohe Qualität und senkt zudem die Kosten.

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Formpflanzen für die Masse
Die Schnitttechnik ist inzwischen sogar in Bereiche vorgestoßen, die bis vor Kurzem Sinnbild für die Handarbeit waren. Gemeint sind die Formpflanzen. Mit dem Trend zur Buchskugel, der Ilexpyramide oder dem Margeritenstämmchen als Massenartikel sind die Maschinen immer raffinierter geworden. Heute gibt es selbstfahrende Geräte, die in einer Stunde so viele Kugeln schneiden, wie eine Arbeitskraft früher am ganzen Tag. Und das ohne „Ausrutscher“ – eine Kugel gleicht der anderen. Eigentlich ist es den Gerätekonstrukteuren zu verdanken, dass Formgehölze preislich inzwischen für jeden erschwinglich sind und damit einen unglaublichen Siegeszug angetreten haben. Wie stark hier die Rationalisierungspotenziale greifen, ist am Preis jener Schnittfiguren zu erkennen, die sich eben noch nicht automatisch trimmen lassen.

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Das Unternehmen Gebr. Ezendam, Borne/NL, ist eines jener Spezialisten für Formschnitt-Maschinen. Die Geräte sind mit fahrbaren Gestellen, einer Antriebs- und einer Schneideeinheit einfach kon­struiert. Sie werden mit einem Benzin- oder 24 Volt Industriemotor betrieben und lassen sich völlig unabhängig über die Kulturen fahren. Formgehölze wie Buxus oder Taxus werden dann je nach Schneidesystem in die Kugel-, Kegel-, Zylinder- oder Pyramidenform getrimmt. Von Vorteil ist hierbei die immer gleiche Formgröße und hohe Leistung von rund 500 Pflanzen je Stunde (kleine Kugelformen). Für den Schnitt von Kugeln verwendet Ezendam Spindelmäher-Einheiten, die in festgelegten Bahnen um die Pflanze kreisen. Für Kegel, Zylinder oder Pyramiden ist ein Messerbalken zuständig, der über Gelenkarme entsprechend der jeweiligen Form angesteuert wird. Die Antriebseinheit sitzt in diesem Fall auf einem hohen Fahrgestell, um Formen bis zu einer Höhe von 175 cm schneiden zu können.

Wie am Fließband
Kürzlich machte Ezendam mit der Schneidestation „Swing 24/7“ auf sich aufmerksam. Das fahrbare Gerät misst eine Länge von stolzen 6,80 m und verfügt über fünf Schnitteinheiten. Jede Einheit besteht aus 2 Spindelmähern, die in festgelegten Bahnen um die Pflanze kreisen. Damit ist das Trimmen von Kugelformen mit Durchmessern von 22 bis 50 cm möglich. Die gesamte Schneidestation ist von einem Fließband durchzogen, welches für den Transport der Pflanzen sorgt. Durch stufenlose Einstellungen lassen sich Topfpflanzen ohne Stamm und mit unterschiedlichen Stammhöhen verarbeiten.
Die Schneidestation „Swing 24/7“ ist vor allem für jene Betriebe konstruiert, die Stämmchen und Formpflanzen in ­großen Mengen produzieren. Als maximale Kapazität der Maschine werden 3.000 Pflanzen je Stunde angegeben. Das setzt allerdings auch ein ent­sprechendes Umfeld voraus, in erster ­Linie eine angepasste Transportkapazität von und zu den Stellflächen.

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Pflanzschnitt auf Stellflächen
Neu von Ezendam ist ein auf Rädern fahrbares Gerät, welches Schnittmaßnahmen auf den Stellflächen vornehmen kann. Die Schneidevorrichtung ist im Prinzip wie eine Topfmaschine kon­struiert. Auch hier nimmt ein Drehkranz die Containerpflanzen auf und befördert sie in die Schneidestation. Durch Einsatz verschieden großer Schablonen lassen sich Pflanzen bis zu 35 cm Durchmesser verarbeiten. In der Schneidestation werden sie mit kleinen Spindelmähern bearbeitet, um sie danach dem Drehkranz wieder zu entnehmen und auf dem Containerfeld auszustellen. Hinter der Schneidestation befindet sich ein leistungsstarkes Sauggebläse, welches Schnittreste in einen Behälter ­befördert. Die Leistung des fahrbaren Formschnitt-Gerätes wird mit 650 bis 700 Pflanzen je Stunde angegeben. Von Vorteil ist der mobile Einsatz neben oder auch auf der Stellfläche. Damit entfallen die sonst sehr zeit- und kostenintensiven Transporte in und von den Arbeitsräumen. Die Absaugeinrichtung dient der Pflanzenhygiene und Prophylaxe von Blattkrankheiten.

Spindelmäher umkreisen die Pflanzen
Neu im Programm von Ezendam ist darüber hinaus ein über die Kulturen fahrbares Schnittgerät für Kegelformen, das ebenfalls mit einer Spindelmäher-Einheit ausgestattet ist anstatt mit Messerbalken. Damit reagierte der Hersteller auf Forderungen aus der Praxis. Spindelmäher schneiden das Blatt sauberer ab und hinterlassen somit keine störenden braunen Ränder. Außerdem arbeiten sie leiser.

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Auf den Formschnitt von Kulturpflanzen konzentriert sich auch das niederländische Unternehmen HortiHands aus Rotterdam. Innerhalb der „RAP“-Serie werden diverse Stutzgeräte angeboten – von der handgeführten Version für den Einzelschnitt bis hin zur stationären Stutzeinheit für Topfpflanzen mit Leistungen bis zu 1.800 Töpfen je Stunde. Noch höhere Leistungen sind möglich, wenn mehrere dieser Stutzeinheiten parallel arbeiten. Bei allen Geräten der „RAP“-Serie ist die Grundeinheit identisch. Kleine Messerbalken bilden über Gelenkarme eine Halbkreisform und kreisen um die Pflanze. Gefertigt werden diese Einheiten bei Orlandi, einem Hersteller von Formschnittmaschinen aus Italien.

Mobile und stationäre Geräte
Je nach Einsatzbereich gliedert sich das Sortiment in zwei Gruppen. Auf der einen Seite sind es auf Gestellen fahrbare Formschnittgeräte, die in Baumschul-Quartieren bei Containerpflanzen oder bei Gehölzen im Boden zum Einsatz kommen. Sie müssen allerdings von Pflanze zu Pflanze geführt werden. Dann gibt es die stationären Schnittgeräte, bei denen die Topfpflanzen über Laufbänder zur Bearbeitung in die Maschine transportiert werden. Auch hier gibt es mittels Rollen flexible Einheiten, die immer dort zum Einsatz kommen – z. B. auf Stellflächen im oder außerhalb der Gewächshäuser, wo gerade Schnittarbeiten anstehen.

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Als Spezialist für Schnittgeräte gilt auch der niederländische Maschinenhersteller Lommers (vormals Lommers-van Eijken) aus Bergeijk. Hauptsächlich für Schnittarbeiten an Buxus konstruiert, gibt es hier fahrbare Konstruktionen, die im Quartier arbeiten. Ebenso werden aber auch stationäre Anlagen angeboten, die Containerpflanzen in Kugel- und in Kegelform schneiden. In der Schnitttechnik konzentriert sich Lommers ausschließlich auf das Heckenscherenprinzip. Für die Kugelform gibt es speziell gebogene Schnittwerkzeuge. Diese müssen allerdings dem gewünschten Pflanzendurchmesser entsprechend immer wieder ausgetauscht werden. Die Maschine lohnt sich daher vor allem für große und einheitliche Partien.

Formierung mit Sternmessern
Die neueste Stutzmaschine von Lommers arbeitet allerdings mit einem völlig anderen Prinzip. Hier werden die Pflanzen an fest installierten, aber verstellbaren Sternmessern vorbeigeführt. Entgegengesetzt laufende Gummibänder drehen die Töpfe und sorgen so für den Formschnitt. Die Sternmesser lassen sich auch schräg stellen, das ergibt dann eine Pyramidenform. Das Gerät ist für hohe Kapazitäten (ca 1.000 Töpfe stündlich) ausgelegt und lässt sich in komplette Verarbeitungslinien integrieren.
Dass es auch eine Nummer kleiner geht, beweist Lommers mit dem „Kronenmesser“. Das ist eine Rundmesser-Einheit, die über eine elektrische Bohrmaschine angetrieben wird. Das Ganze wird an einem Griff getragen und per Hand bedient. So lassen sich einzelne Pflanzen in Form trimmen. Derzeit gibt es sieben Standardgrößen mit Durchmessern von 12 bis 25 cm. Die Geräte stehen auch als Akku- und Benzinmotor-Version zur Verfügung, um den Aktionsradius zu vergrößern. Wer mehr wissen will zum automatischen Formschnitt, wird im Internet fündig. Unter den einzelnen Firmenhomepages ist das Sortiment beschrieben. Kleine YouTube-Filmchen stellen die Funktion bildlich dar.