Für Chlorat-Rückstände in Lebensmitteln gilt nach EU-Recht der allgemeine Standardgrenzwert von 0,01 mg/kg als Höchstgehalt für nicht zugelassene Stoffe. Nachdem das Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) in den Jahren 2012 bis 2013 Perchlorat-Rückstände in pflanzlichen Lebensmitteln entdeckt und in 2,3 % der Proben auffallend hohe Gehalte (größer 0,1 mg/kg) festgestellt hatte, wurde Anfang 2013 am CVUA Stuttgart eine Methode entwickelt, mit der schnell und einfach auch Chlorat-Rückstände in Lebensmitteln nachgewiesen werden können. Mit dieser Methode untersuchte das CVUA Stuttgart im Rahmen eines speziellen landesweiten Monitoringprogramms Obst-, Gemüse- und Getreideproben auf Chlorat. Von 1087 bisher untersuchten Proben wurden in 266 Proben (24,5 %) Chlorat-Rückstände im Bereich von 0,01 bis 2,7 mg/kg gemessen.
Herkunft geklärt?
Auf der Suche nach möglichen Ursachen für die in pflanzlichen Lebensmitteln gefundenen Chlorat-Rückstände hat sich nun ein möglicher Eintragspfad aufgezeigt. Bei der Untersuchung von Obst- und Gemüse auf Chlorat-Rückstände fielen im Zuge eines Monitoring-Programms zubereitete Karrotten eines Herstellers in den USA mit Chlorat-Rückständen bis zu 0,54 mg/kg auf. Der Hersteller gab in einer ersten Stellungnahme an, keine chlorhaltigen Pflanzenschutzmittel zu verwenden und verwies als mögliche Ursache für die Chlorat-Befunde auf das von ihm angewendete Hydro-Cooling-Verfahren, bei dem gechlortes Wasser verwendet wurde. Bei der Chlorierung von Wasser kann Chlorat als Nebenprodukt entstehen. Das mit gechlortem Wasser behandelte Lebensmittel kann so mit Chlorat kontaminiert werden.
"Hydrocooling" mit chlorhaltigem Wasser
"Hydrocooling" ist ein Nachernteverfahren, mit dem frisch geerntetes und evtl. zubereitetes Gemüse/Obst mittels Eiswasser schnell auf Temperaturen unter 10 °C heruntergekühlt wird, um die Haltbarkeit zur verlängern und Feuchtigkeitsverluste zu minimieren.
Um die Belastung des Lebensmittels mit Mikroorganismen während und nach der Behandlung zu reduzieren, wird das Kühlwasser u. U. je nach Verfahren, Anwender oder Kühlgut auch mit Chlor bzw. Natrium- oder Calciumhypochlorit versetzt, wodurch pathogene Keime und Verderbniserreger abgetötet werden. Bei der Behandlung von Wasser mit Chlor und bei Verwendung von Chlorbleichlauge (Natrium- bzw. Calciumhypochlorit-Lösung) kann Chlorat als Nebenprodukt entstehen.
Hintergrundinfo
Chlorate sind herbizid wirksame Stoffe. Natriumchlorat war z.B. in Deutschland bis 1992 als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln zugelassen. Seit dem 10. Mai 2010 ist in den Ländern der EU die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Chlorat verboten.
Chlorat hemmt reversibel die Aufnahme von Jodid in die Schilddrüse und kann bei höheren Dosen insbesondere bei empfindlichen Personengruppen wie Kindern, Schwangeren oder Personen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Jodmangel unerwünschte gesundheitliche Effekte verursachen. Neben Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion kann Chlorat auch Schädigungen der roten Blutkörperchen (Methämoglobinbildung, Hämolyse) bewirken. Angaben zur akuten Referenzdosis (ARfD) für Chlorat liegen jedoch nicht vor.
Quelle: CVUA Stuttgart