Abwassernutzung hat bereits eine lange Tradition, wie Dr. Gunnar Lischeid vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) ausführte. Archäologen nutzen z.B. eine Phosphorkartierung, um versunkene Siedlungen aufzuspüren. Noch bis vor gut 50 Jahren hat die Stadt Berlin ihre Rieselfelder für den Gemüseanbau genutzt und damit allerdings neben Nährstoffen auch Schwermetalle in die Landschaft verfrachtet. Diese frühe "Kreislaufwirtschaft" ist heute nicht mehr opportun – aber die Frage bleibt, was mit den Abwässern zu tun ist? In Berlin fällt beispielsweise mit 290 Mio. m3 Abwasser pro Jahr ein Volumen an, das der Grundwasserneubildung auf der dreifachen Stadtfläche entspricht.
Tröpfchenbewässerung mit gereinigtem Abwasser
In der Gemeinde Winkel im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis wird gereinigtes Abwasser aus der Kläranlage für die Bewässerung von Kurzumtriebsplantagen (KUP) genutzt. Das ist Teil des Projekts RePro (Re-Produktionsketten in der Wasser- und Infrastruktur in schrumpfenden Regionen). Mit Hilfe einer "angepassten Tröpfchenbewässerung" werden rund 1.500 m3 Wasser pro Jahr und Hektar auf die Fläche gebracht, erläuterte Wolf Raber vom Institut für Ressourcenmanagement. Die Bewässerung erfolgt mit einem einfachen Schlauch, der mit so großen Löchern versehen ist, dass das Abwasser sie nicht verstopfen kann. Durch die Bewässerung kann der Ertrag der Energieplantagen auf 12 bis 14 t pro Hektar und Jahr erhöht werden. Das wäre auf den sandigen Flächen sonst nicht möglich.
Abwasser = Abfall?
Was sich einfach anhört, stößt aber auf Hindernisse, erläuterte Raber. Ist das Abwasser rechtlich als Abfall anzusehen oder ist die Bewässerung aus gereinigtem Abwasser ein genehmigungspflichtiger Eintrag in die Umwelt? Das Projekt berührt die Klärschlammverordnung, die Dünger-Verordnung und auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Die untere Wasserbehörde fürchtet um unerwünschte Einträge in das Grundwasser, die teilnehmende Agrargenossenschaft um eine Sperrung ihrer Flächen nach der letzten KUP-Nutzung für die Nahrungsmittelproduktion. Dabei verarbeitet die Kläranlage ausschließlich Siedlungs- und keine Industrieabwässer.
Die Eintragsanalysen sind aus Sicht der Umweltforscher als "akzeptabel" anzusehen. Wolf Raber verweist auch auf Schweden, das schon länger Erfahrungen mit der Abwasser-Bewässerung sammelt. Letztlich stößt das Projekt auf großes Interesse der Kommunen. Die größte Aufgabe ist für Raber die Schaffung der rechtlichen Grundlage für die Abwasser-Bewässerung.
Quelle: Roland Krieg, www.aid.de