Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro gibt es ein bemerkenswertes Comeback: Nach 112 Jahren wird Golf wieder zur Olympia-Disziplin. Das Organisationskomitee lässt dafür eigens einen neuen 18-Loch-Golfplatz im Nationalpark Tijuca anlegen. Für Carlos Arthur Nuzman, Präsident von Rio 2016, wird mit dem Olympia-Court ein neues Kapitel in der Geschichte des Golfens aufgeschlagen. Die Anlage wird nachhaltig gebaut, erhält die natürlichen Gegebenheiten und integriert das umliegende Naturschutzgebiet bestmöglich.
Naturlandschaft erhalten, nicht zerstören
Was in Brasilien derzeit als Innovation gefeiert wird, hat in Österreich bereits Tradition. Seit mehr als 20 Jahren baut man hierzulande Golfanlagen, die strengen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Die Integration vorhandener Landschaftselemente und -strukturen dient nicht nur dem Erhalt und der Verbesserung der heimischen Kulturlandschaft. „In Österreich hat man von Anfang an sehr viel Wert darauf gelegt, die schöne Naturlandschaft nicht zu zerstören, sondern sich dieser anzupassen, in die Landschaft hineinzubauen“, so Kommerzialrat Gerold Hauser, ein Pionier in der Golfplatzplanung. Der Landschaftsarchitekt hat im In- und Ausland zusammen mit seinem Bruder Gunther Hauser schon mehr als 40 Golfanlagen geplant und den Verband der Greenkeeper initiiert. Für ihn ist der Titel des nun vorliegenden neuen Regelwerks „Golfanlagen als Bestandteil der Kulturlandschaft“ (ÖNORM L 1130) Programm, denn „Golf war immer ein Spiel in der Natur und muss ein Spiel in der Natur bleiben“, so Hauser, der dem zuständigen Komitee bei Austrian Standards vorsteht.
Diese Sichtweise macht sich mittlerweile in vielerlei Hinsicht bezahlt. Sanft in die Landschaft eingebrachte Golfplätze helfen, den natürlichen Charakter zu erhalten und prägen das Erscheinungsbild. Wohnbevölkerung wie Golfer nehmen nachhaltig integrierte Golfplätze besser an.
Ökonomische Ökologie
Umbrüche machen auch vor den Betreibern von Golfanlagen nicht halt. Früher als kostspieliger und elitärer Zeitvertreib wahrgenommen, entwickelt sich Golf zunehmend zum Breitensport. Um die Baukosten zu senken, wird heute weltweit versucht, Golfplätze in die Landschaft zu bauen – und nicht wie früher dagegen. Der ökologische Nutzen macht sich auch wirtschaftlich bezahlt: Sind doch die Folgekosten aufgrund des geringeren Verbrauchs von Wasser und Düngemitteln wesentlich niedriger als bei anderen Bauweisen. Zudem entfällt der massive Einsatz von Chemikalien, was wiederum die Kosten senkt und zusätzlich ökologische Bedenken zerstreut.
Golfplätze unterliegen Umweltverträglichkeitsprüfung
Das aktuelle österreichische Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVP-G) nennt unter den Infrastrukturprojekten, bei denen eine entsprechend Prüfung vorzunehmen ist, auch ganz konkret Golfplätze mit einer Flächeninanspruchnahme von mindestens 10 ha. Davon sind so gut wie alle Golfanlagen betroffen. Daher braucht es verbindliche Regeln, die den Vorschriften des UVP-G entsprechen und auf die österreichische Landschaft Bezug nehmen. Diese Aufgabe erfüllt die ÖNORM L 1130 optimal. Darüber hinaus nimmt die Norm Bezug auf geschützte Flächen innerhalb von Golfanlagen und gibt konkrete Richtlinien für das Verkehrshandling im Umfeld der Anlage vor.
Großes Interesse an der neuen ÖNORM
Da es international noch kein vergleichbares Regelwerk gibt, hat Österreich hier einmal mehr eine Vorreiterrolle inne. Das internationale Interesse an der Planungsnorm ist groß, die Ausarbeitung einer entsprechenden Europäischen Norm ist bereits in Diskussion. Im Frühjahr 2013 steht aktuell das Thema der ÖNORM L 1130 auf der Tagesordnung des Kongresses der europäischen Golfplatzarchitekten, der unter der Patronanz des europäischen Golfverbandes im schwedischen Malmö stattfindet. In der Zwischenzeit arbeitet man in Österreich schon am logischen nächsten Schritt: Das Komitee 229 „Grünräume“ bereitet eine Norm zur baulichen Ausführung von Golfanlagen auf Basis der Planungen laut ÖNORM L 1130 vor.
Seminartipp
Planung und Errichtung von Golfplätzen
Praktische Umsetzung der neuen ÖNORM L 1130
Planerische Anforderungen, Behördengenehmigung, Nachhaltigkeit in der Pflege
Termin: 6. März 2013
Planer, Behörden und Betreiber von Golfplätzen können sich Anfang des nächsten Jahres bei einem Seminar von Austrian Standards plus über die ÖNORM L 1130 informieren. KR Ing. Gerold Hauser und weitere Experten – unter anderem vom Österreichischen Golfverband, vom Umweltbundesamt und vom Greenkeeperverband – referieren vor dem Hintergrund der neuen Norm über Ökologie und Nachhaltigkeit auf dem Golfplatz.
Nähere Informationen & Anmeldung:
Austrian Standards plus Training
E-Mail: trainings@as-plus.at
Web: www.as-plus.at/trainings
Tel.: +43 1 213 00-333
Quelle: Austrian Standards Institute