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Zukaufen oder selbst produzieren?

Ein Artikel von Dr. Beatrix Hohengartner | 09.06.2008 - 10:05
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Wäre es nicht sinnvoller und interessanter, nur mehr Halbfertigware einzustellen und Energiekosten, Risiken und Mühe zu sparen? Bei allen Emotionen, die die hohen Energiekosten auslösen, stellt sich dennoch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit eines kurzen Nutzungszeitraumes. Immerhin haben die Gewächshausanlagen samt Infrastruktur sehr viel Geld gekos­tet.

Die Einzelkosten sind das Mindestmaß
Will man die Wirtschaftlichkeit der Eigenproduktion berechnen, muss zwischen Einzelund Gemeinkos­ten unterschieden werden. Einzelkosten von Jungpflanzen, Töpfen, Substraten, ebenso wie die zurechenbare Arbeitszeit oder die Heizkosten werden von den einzelnen Anbausätzen verursacht und können relativ genau zugerechnet werden. Oberstes wirtschaftliches Gebot ist es, Einzelkosten vollkommen abzudecken. Diesen Preis, bei dem sich ein positiver Deckungsbeitrag ergibt, nennt man Produktionsschwelle. Unter diesem Wert sollte nicht produziert werden.

Kann der Verkaufspreis nicht alle Einzelkosten erwirtschaften, muss bei der Produktion bares Geld darauf gelegt werden. In diesem Fall ist die Kultur, wenn möglich, ersatzlos zu streichen und nach günstigeren Alternativen oder Zukaufsquellen zu suchen.

Was sagt der Deckungsbeitrag aus?
Der Deckungsbeitrag muss in Relation zu den benötigten Arbeitskraftstunden und zu den belegten Tages-Netto-Quadratmetern gesetzt werden, um mit diesen relativen Deckungsbeiträgen die verschiedenen Kulturen vergleichen zu können.

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Nicht auf die Gemeinkosten vergessen!
Die Gemeinkosten spielen betriebswirtschaftlich eine große Rolle. Wichtige Gemeinkosten sind z. B. Versicherungen, Abschreibungen, Reparaturen, Fuhrparkaufwendungen, Werbung, Zinsen und Verwaltungskosten. Sie machen laut Kennzahlenvergleich zwischen 15 und 30% des Umsatzes aus. Die Gemeinkosten müssen über Schlüsselgrößen den Kulturen zugeschlagen werden. Ein wichtiger Umlageschlüssel ist der Flächen-Zeit-Wert wie z.B. der Tages-Netto-Quadratmeter (TNm²).

Die Flächenauslastung beeinflusst das Ergebnis
Wird die Kulturfläche schwächer ausgelastet, müssen die Gemeinkos­ten innerhalb eines Jahres auf weniger TNm² erwirtschaftet werden, womit der einzelne TNm² teurer wird. Eine Kultur ist solange wirtschaftlich, als sie mehr als die Einzelkosten abdeckt und somit einen positiven Deckungsbeitrag erzielt. Nicht jede Kultur kann den gesamten Anteil an Einzelund Gemeinkosten zur Gänze tragen. Eine ersatzlose Streichung einzelner Kulturen ist jedoch nicht sinnvoll, da sich das Gesamtergebnis verschlechtert, wenn ihr Anteil an den Gemeinkosten nun von anderen Kulturen mitgetragen werden muss.

Das Kalkulationsschema „Preisuntergrenzenrechnung“
Die nachfolgende Modellrechnung zeigt die Grundzusammenhänge auf. Diese verwendet die Preisuntergrenzenrechnung als Kalkulationsbasis, welche in 4 Stufen ausweist, wie hoch der Verkaufspreis mindestens sein muss, um verschiedene Kostenblöcke abzude­cken. Bei der niedrigsten Preisuntergrenze, der Produktionsschwelle, ist der Verkaufspreis zumindest gleich hoch wie die Einzelkosten. Bei der kurzfristigen Preisuntergrenze können auch die baren Gemeinkosten abgedeckt werden. Die langfristige Preisuntergrenze weist den Verkaufspreis aus, der die kalkulatorischen Gemeinkosten erwirtschaftet. Die höchste Stufe, der volle Preis, ist das Minimalziel des Produzenten. Hier ist es möglich, auch noch einen Aufschlag für Gewinn und Wagnis einzukalkulieren.

Anschauliche Modellrechnung
Bei der Modellrechnung wird untersucht, wie sich die Flächenauslastung eines Betriebes auf die Ergebnisse der Preisuntergrenzenrechnung auswirkt. Bei der Berechnung „Ganzjahresauslastung“ wird vom Idealfall eines ganzjährig ausgelasteten Betriebes ausgegangen. Bei der Variante „Einfachbelegung“ werden die Flächen nur von März bis Mai genutzt. Diese 2 Varianten stellen Extrembeispiele dar, zwischen denen sich der übliche Gärtnereibetrieb bewegt.

Als Lösungsansatz sollte versucht werden, die Flächen wieder intensiver zu nutzen. Und das nicht nur in der Frühjahrssaison. Die ideale Lösung sieht für jeden Betrieb anders aus. Das Ziel ist dasselbe: mehr Auslastung, vor allem auch in den Monaten, die nicht viel Energie kosten.