1212412360.jpg

© Redaktion

Klar kalkuliert

Ein Artikel von DI David Scheurich | 05.06.2008 - 14:06
1212412360.jpg

© Redaktion

Ware vorfertigen
Bei der internen Preiskalkulation nimmt die Einhaltung der sogenannten Preisschwellen eine zentrale Rolle ein. Gebrochene Preise knapp unter der 15-, 20- oder 30-Euro-Grenze sind dabei längst Standard. Gerade im Strauß- und Geschenkbereich sollte jeder Betrieb einen fixen Anteil dieser vorgefertigten Ware im Sortiment haben, um in geschäftlichen Stoßzeiten Zeit für den einzelnen Kunden und freundliches Auftreten garantieren zu können. Gerade hier ist die Kalkulation einfach durchzuführen, da weder Verkaufsstress noch eventueller Preisnachlass ins Gewicht fallen.

Untrügliches Preisgefühl?
Auch wenn durch jahrelange Erfahrung ein gutes „Preisgefühl“ bei vielen Floristen vorhanden ist, kann die detaillierte Aufgliederung dieser "Fixposten" durchaus hilfreich sein. Ein einfacher Minutensatz für den Arbeitseinsatz (z. B. 60 Cent), der fixe Kalkulationsfaktor für die Materialkosten (z. B. 2,5) und die Pauschalierung von zusätzlichen „Naturelementen“ wie Ästen, Wurzeln oder Beeren geben schnell Auskunft über die Wirtschaftlichkeit.
Hartware und Zubehör werden idealerweise aufgrund ihrer einfachen Vergleichbarkeit mit anderen Branchen nur in stark veredelter Form angeboten, da sonst nicht einmal die Gemeinkosten abgedeckt werden können.

Schwerpunkte bilden
Was die Kalkulation zusätzlich erleichtert, sind thematische Schwerpunkte. Ein z. B vorgefertigtes Bambusthema in unterschiedlichen Preisklassen strukturiert den Verkaufsraum und sorgt bei ein- bis zweimonatigem Wechsel für Neugier und Wiederkehr der Kunden ins Geschäft.
Vom Mitbringsel für € 14,90 über den Tischschmuck für € 29,90 bis hin zur zweiteiligen Terrassengestaltung für € 89,90 ist hier alles möglich, wobei unterschiedliche Kundenschichten angesprochen werden. Durch die höhere Stückzahl verringern sich außerdem Materialkosten und die jeweilige Arbeitszeit.

1212412424.jpg

© gpp

Der Preis ist das Ziel
Bei der Gestaltung sollte der angestrebte Preis zuerst festgelegt werden! Dies soll hier aufgrund noch immer vorhandener Alternativkonzepte betont werden. Denn die liebevolle Fertigung eines Werkstücks mit nachträglichem Abschätzen "Was würde ich dafür bezahlen?" führt nur in den wenigsten Fällen zum wirtschaftlichen Erfolg. Wie Studien mit Testkäufen noch immer belegen, sind gerade im niedrigen Preissegment Fehlkalkulationen keine Ausnahme. Hier übersteigt der tatsächliche Wert oft den Verkaufspreis. Um diese "Umsatzbringer" nicht als Verlustgeschäft mitzuschleppen, ist also gerade hier genaues Rechnen unverzichtbar.

Individuelle Wünsche
Den zweiten Hauptumsatzfaktor bilden natürlich die individuell gebundenen Sträuße. Bei der Kalkulation des Preises sollte sich der Florist vor allem über eines im Klaren sein: Kunden die in erster Linie auf den Preis achten, sind im Fachhandel in der Minderheit. Atmosphäre und gute Beratung stehen im Mittelpunkt und wollen auch finanziell gewürdigt werden. Auf die damit verbundenen Extrawünsche geht man dann natürlich gerne ein. Besonders geschätzt wird dabei die Preisaufklärung während der Fertigung, da sonst am Ende Unzufriedenheit und im Extremfall der Verlust eines Kunden droht.

Kreativität nicht gratis
Dies betrifft vor allem den Trend weg vom Strauß hin zur inszenierten Einzelblume. Findige Floristen sehen in ihm weniger einen Verlust als eine Gelegenheit zur wirklich individuellen Kunst. Da die romantisch "verpackte" Rose oder auch die veredelte Topfpflanze nirgendwo in dieser Form zu haben ist, kann auch bei der Kalkulation etwas großzügiger vorgegangen werden. Der "Kreativ-" oder "Ideenzuschlag" in Höhe von etwa 15 % auf den errechneten Wert ist zum Ausgleich von Aktionen oder einem Rabatt an anderer Stelle dann sehr willkommen.

Saisonale Highlights
Auch in saisonalen Stoßzeiten ist neben geführten Standards eine "De Luxe-Schiene" sehr zu empfehlen. Individuelle Adventskränze oder ausgefallene Poinsettienfarben sind sicher keine Ladenhüter und können auch deutlich über dem reinen Material- und Arbeitszeitwert verkauft werden.

Allerdings lässt sich erst in der Gesamtkalkulation ermitteln, welchen Anteil die unterschiedlichen Posten, wie Topfpflanzen, Hartware, Frischblumen oder Zubehör am Ergebnis haben. Mit den offensichtlichen Stärken und Schwächen kann dann im nächsten Jahr noch besser kalkuliert werden.