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© Fachschule Ritzlhof/OÖ

Schulen und Institutionen im Test

Ein Artikel von DI Margot Fassler / DI Ulrike Fassler | 30.04.2008 - 09:36
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Höhere Ausbildungsmöglichkeiten im gartenbaulichen Bereich finden Sie über das eigens eingerichtete Bildungs- und Austauschportal für höhere Land- und Forstwirtschaftliche Schulen http://hlfs.schule.at/ des Lebensministeriums. Für den Spezialbereich Gartenbau ist in Österreich einzig die HLFS-Schönbrunn zuständig, zu finden unter http://www.hblagart.bmlf.gv.at/.

Wer sich den Weg Richtung Universität oder Fachhochschule von Anfang an ebnen möchte, der wähle die HBLFA, das Lehr- und Forschungszentrum Gartenbau Schönbrunn mit der Höheren Lehranstalt für Gartenbau und der Höheren Lehranstalt für Garten- und Landschaftsgestaltung. Es handelt sich dabei um eine wichtige Drehscheibe mit Verknüpfungsfunktion zwischen allen österreichischen Bildungsinstitutionen, von der Berufsbildung über die Fachschulpartner bis zu den universitären Ausbildungsstätten.

Schönbrunn als fundierte Ausgangsbasis
HBLFA Absolventen sind daher nicht nur im angestammten Berufsfeld, etwa als Betriebsleiter, Garten- und Landschaftsgestalter oder als leitende Angestellte in öffentlichen Körperschaften tätig, als Mitarbeiter bei der Umweltverträglichkeitsprüfung etwa, wo sie ihr vernetztes ökologisches Wissen einbringen können, sondern auch als Fachpädagogen oder Fachjournalisten. Wenn man sich ein ganzes Spektrum an Möglichkeiten offen halten möchte und sozusagen die Palette vom Gärtner bis hin zum nationalen oder EU-weit tätigen Pflanzenschutzmittelexperten zur Verfügung haben möchte, dann ist Schönbrunn eine geeignete Ausgangsbasis.

Als Voraussetzung für die Zulassung gilt Ähnliches wie für die Fachschulen. Allerdings werden die pflichtschulischen Leistungen ebenso wie die persönlichen noch strenger bewertet. Denn Schönbrunn bedeutet häufig, weit weg vom Elternhaus zu sein. Zudem sind die Internatskosten etwas höher.

60 bis 70 % der Schüler schließen am Ende der fünfjährigen Ausbildung mit einer schriftlichen und mündlichen Reife- und Diplomprüfung positiv ab und dürfen sich nach dreijähriger einschlägiger Praxis Ingenieur oder Ingenieurin nennen.

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© HBLFA Schönbrunn

Spezialwissen erwerben
Die Veranstaltungsreihe „Schönbrunner Seminare“ bietet mit kontinuierlichen Vorträgen, Seminaren und Informationen für das Fachpublikum und die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit, Spezialwissen zu vertiefen und sich neues Wissen anzueignen, um immer am Puls der Zeit zu bleiben. Das derzeitige Angebot kann abgerufen werden unter http://www.hblagart.bmlf.gv.at/schoenak/index.html.

Studium an der Universität für Bodenkultur
Die BOKU-Wien bietet in ihrem regulären Bachelorstudienplan acht Fachrichtungen an; darunter unter anderem Agrarwissenschaft, Landschaftsplanung sowie Lebensmittel und Biotechnologie: http://www.boku.ac.at/706.html. Gartenbau wird als Pflicht- bzw. Wahlfach in allen Fachrichtungen angeboten. Die Kernkompetenzen bei Forschung und Lehre hat das Department für angewandte Pflanzenwissenschaften und Pflanzenbiotechnologie und innerhalb dieses Departments das Institut für Garten-, Obst- und Weinbau: http://www.dapp.boku.ac.at/124.html.

Bachelor Studium, praktisch, schnell und modern
Die Universität für Bodenkultur bietet eine Kurzstudienform in der Dauer von sechs Semestern an, das so genannte Bachelorstudium und stellt sich damit der gegenwärtigen Herausforderung, dem Praxisbezug und den Bedürfnissen der Wirtschaft nach Fachingenieuren zu entsprechen. Das große Angebot an Praktika und Exkursionen bzw. Studentenaustauschprogrammen, wofür nicht nur fachliche, sondern auch fremdsprachliche Kenntnisse erforderlich sind bzw. trainiert werden, kann schon im Zuge des Bachelaureats genutzt werden. Denn die in der Berufseinstiegsphase so viel beschworenen Soft Skills können nur durch praktische Umsetzung erworben werden. Wer während der ersten Wochen des beginnenden Studienjahres auf einer ausländischen Universität dem fremdsprachigen Vortrag auch nur zu 50 % folgen kann, der darf stolz auf sich sein.

Wissenschaft braucht etwas mehr Zeit
Ein wichtiger Punkt der universitären Ausbildung ist das Erlernen der Fähigkeit, sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Zusammenhänge zu erarbeiten. Das unterscheidet die universitäre Ausbildung grundsätzlich von der fachhochschulischen und erfordert von den Studierenden ein großes Maß an Geduld. Das auf dem Bachelaureat aufbauende Masterstudium dauert jeweils vier Semester.

Für alle, die sich dann noch weiterbilden möchten und eine Karriere im wissenschaftlichen Bereich anstreben, gibt es dann noch ein Doktoratsstudium zu absolvieren. Das herkömmliche Diplomstudium ist damit an der Universität für Bodenkultur ausgelaufen.

Individuelles Ausbildungsziel selbst zusammenstellen
Die Studienpläne geben den roten Faden innerhalb der universitären Ausbildung vor. Im Rahmen der Wahlpflichtfächer kann sich jeder Student aber seine individuelle Ausbildungsleiter selbst zusammenstellen, je nach Spezialinteresse und beruflichem Ziel. Auch für das Master- wie für das Doktoratsstudium gilt, das fremdsprachige Angebot schon auf der BOKU oder als Austauschstudent zu nutzen. Die internationale Fachsprache Englisch ist eine Grundvoraussetzung für jeden zukünftigen Studenten.

Life Long Learning
Wer sich nicht für ein gesamtes Studium an der BOKU interessiert, jedoch für einzelne Lehrveranstaltungen, der kann sich auch ohne Matura oder eine gleichwertige Zugangsberechtigung zur gewählten Lehrveranstaltung anmelden und eine Teilnahmeberechtigung erhalten. Ein Lehrabschluss ebenso wie ein Fachschulabschluss dient als Zulassungsberechtigung. Der eine oder die andere Besucherin entschließt sich dann ja zur Berufsreifeprüfung und zum Studium, um die schon oben erwähnte Karriere zu beschreiten.

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© Donauuniversität Krems/NÖ

Neuheit – Universitätslehrgang für Gartentherapie
Seit Ende 2007 wird in der Lehre nicht nur der ästhetische, sondern auch der therapeutische Aspekt des Gartens berücksichtigt. Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien, die Pädagogen im Agrar- und Umweltbereich ausbildet, bietet an der Donau–Universität Krems den Universitätslehrgang „Gartentherapie – Garten und Pflanzen als therapeutisches Mittel“ an. Die Gartentherapie umfasst den zielgerichteten Einsatz der Natur zur Steigerung des psychischen und physischen Wohlbefindens der Menschen. Neben medizinischen Therapiegründen, z.B. Behinderungen, Demenz, Morbus Alzheimer, sind es zunehmend gesellschaftlich und sozial bedingte Krankheitsbilder wie z.B. Depressionen, Traumatisierungen, etc., die neben den klassischen Behandlungsmöglichkeiten den Einsatz neuer therapeutischer Strategien sinnvoll erscheinen lässt.http://www.donau-uni.ac.at/de/ studium/gartentherapie/index.php

Teure, jedoch zukunftsträchtige Investition
Der Universitätslehrgang richtet sich an Personen aus der Pädagogik, des Sozialen, der Psychologie, der Medizin, der Biologie sowie des Gartenbaus. Wer sich für diese Ausbildungsmöglichkeit interessiert, wende sich an das Department für klinische Medizin und Biotechnologie an der Donau Universität Krems, http://www.donau-uni.ac.at/de/department/kmbt/index.php. Dort erhält man alle Unterlagen über die Voraussetzungen zur Zulassung zum im November 2008 startenden Ausbildungsprogramm, das berufsbegleitend ist und in Form von Modulen angeboten wird. Die Kosten der Ausbildung betragen ? 7.000. Dieser hohe Betrag könnte sich als sinnvolle Investition erweisen, denn durch die Anwendung der Gartentherapie können viele Forderungen einer modernen Form der Betreuung, der Pflege, der Therapie und der Rehabilitation erfüllt werden. Eine Aufwertung des Berufsfeldes des Pflege- und Betreuungspersonals ebenso wie die soziale Integration und Förderung einer beeinträchtigten Randgesellschaft sind unter anderem die positiven Begleiterscheinungen

Ausbildung zum Gartenbaupädagogen
Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien bildet die Pädagogen für den Agrar- und Umweltbereich und für den Gartenbau aus. Diese werden besonders in den drei- und fünfjährigen Schulen, aber auch an den akademischen Ausbildungsstätten tätig. Die Absolventen sitzen damit direkt an den Schnittstellen zwischen Lehrstoffplanung und Weitergabe an die Schüler. Diese Institution ist zu finden unter www.agrarumweltpaedagogik.ac.at

FachhochschuleWeihenstephan (Bayern)
Die Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie an der Fachhochschule Weihenstephan wird ebenfalls von österreichischen Studenten frequentiert. http://www.fh-weihenstephan.de/fh/fakultaet/gl.html.Von der Fakultät zu unterscheiden sind die Forschungsaktivitäten an der Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan (FGW). Das Bildungsangebot an der Forschungsanstalt besteht in der Ausbildung sowie in der Weiterbildung für Erwerbsgärtner und Freizeitgartenbauer. Das Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen kann unter http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/termine.html abgerufen werden.

Praxisbezogenheit
Der Schwerpunkt im Studium an der Fachhochschule, das derzeit ein Diplomstudium ist, ab Oktober 09 jedoch ebenfalls auf ein Bachelorstudium umgestellt sein wird, liegt im Unterschied zur universitären Laufbahn in der Praxisbezogenheit. Praktische Übungen durch Exkursionen oder Praxissemester - Weihenstephan kooperiert unter anderem mit dem Institute National dã Horticulture in Angers, Frankreich (http://www.inh.fr/) - sowie das Anwenden moderner Erkenntnisse und Techniken werden als wichtiger angesehen als das Erarbeiten neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Zusammenhänge. Zunehmend können Schwerpunkte gesetzt werden, da die Wahlmöglichkeit an Fächern im Laufe des Studiums ansteigt. Nach einer Umfrage bei Absolventen der Jahre 1995 - 2007 war bei 31 % der Studierenden der Berufseintritt vor Beendigung der Ausbildung klar bzw. das erste Bewerbungsgespräch war erfolgreich. Die Zufriedenheit mit der Ausbildung war mit über 80 % bei denselben befragten Absolventen groß bis sehr groß.