"Kommen wir alle zur Sachlichkeit zurück", so wurde von Seiten des Vorstandes an die Delegierten appelliert im Bemühen um konstruktive Zusammenarbeit. Alle sind sich einig, dass die Blumenwerbung ein wichtiges Instrument ist und dass das Blumenbüro Österreich seinen Vereinszweck auch erfüllt. Dennoch steht deren Fortbestand auf wackeligen Beinen. Verlorenes Vertrauen und Resignation machte sich in einigen Reihen breit. Als Obmann Ök.–Rat Herbert Titz bei den Delegierten um Entlastung der Geschäftsführung bat, gab es neben einer Stimmenthaltung und 22 Prostimmen 10 Kontrastimmen, die zu einem Großteil von den landwirtschaftlichen Gärtnern kamen.
Widerstand bei den Gärtnern
Wenig Bereitschaft zu einer Kooperation mit dem Blumenbüro Österreich wurde insbesondere bei den landwirtschaftlichen Gärtnern spürbar. Diese kritisieren den Verein neben seiner sorglosen wirtschaftlichen Vergangenheit für seine angeblich zentralistische Vorgehensweise, wonach sich mehrere Bundesländer bei der Auftragserteilung und den Werbemaßnahmen benachteiligt fühlen. Die Vereinsführung hatte bei einer eigens einberufenen Kurienbesprechung am 27.12.2007 in St. Pölten eine Lösung gefunden, wonach für eine künftige Aufschlüsselung des Budgets nach dem Bevölkerungsschlüssel pro Bundesland gesorgt wird. Geschäftsführerin Ök.–Rat Grete Nehammer schlug außerdem vor, eine eigene Sitzung zum Thema „Förderungstechnik“ zu veranstalten, da es hierbei bei den Delegierten noch viele Unklarheiten gab.
Vierteljährliche Kuriensitzungen
Um weitere Unstimmigkeiten zwischen den Kurien und der Vereinsführung in Zukunft rechtzeitig abfangen zu können, wurde nach dem als positiv befundenen Ergebnis der vergangenen Kuriensitzung ein vierteljährliches Treffen beschlossen.
Keine Unterstützung für Junggärtnerwettbewerb
Der Antrag um Unterstützung des 4. Europäischen Berufswettbewerbes für junge Gärtnerinnen und Gärtner von der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Junggärtner stand auf der Tagesordnung. Dennoch war dieser vom Blumenbüro bisher noch nicht mit einer konkreten Unterstützung bestätigt worden, obwohl er bereits bei der 61. Bundesgartenbautagung in Ampflwang/OÖ am 20. Sept. 2007 angekündigt und danach in schriftlicher Form an den Verein gestellt wurde. Das war gleich wieder ein Anlass zu hitziger Stimmung, sodass der Obmann der Junggärtnervereinigung den Antrag wieder zurücknahm. Der Obmann der Gärtner, Albert Trinkl, versprach eine Förderung von 250 Euro zusätzlich zur bereits zugesicherten Summe von 1000 Euro durch die Gärtner pro Bundesland, um die an das Blumenbüro ersuchte Summe von 2000 Euro abzudecken. Danach musste die Sitzung wegen der emotionalen Stimmung unterbrochen werden.
Stärkere Berücksichtigung der Länder
Nehammer stellte in Salzburg den Voranschlag für 2008 und die geplanten PR–Aktivitäten vor. Neu wird die stärkere Berücksichtigung der einzelnen Bundesländer sein, welche vom Gesamtbudget von 639.811 Euro zusammen einen etwa 8 % – Anteil von 53.000 Euro erhalten werden. Dieser Anteil wird nach einem Bevölkerungsschlüssel je Bundesland aufgesplittet werden. Unzufriedenheit wurde von den Delegierten auch bezüglich der Vergabe von Aufträgen durch das Blumenbüro an die Betriebe vermeldet. „Es sollen nicht immer nur ein paar profitieren“, so Pirker. Nehammer konterte, dass Gärtner im näheren Umkreis automatisch leichter profitieren würden, weil für die Werbung z. B. für den ORF oft unvorhergesehener und rascher Bedarf nach Blumenmaterial notwendig ist. Außerdem merkte sie an, dass bei österreichweiten Aktionen oftmals bei vielen Gärtnern Unflexibilität und mangelndes Interesse an einer Teilnahme vorhanden war.
Ausgaben und Einsparungen
Bei gewissen Werbemaßnahmen wird es heuer Einsparungen geben. Dafür sollen einerseits die Bundesländer mehr Zuschüsse für regionale Werbung erhalten, andererseits das Sanierungskonzept vorangetrieben werden. Dieses läuft bereits seit 2007 und sieht mit einer Summe von 125.000 Euro/Jahr eine Abarbeitung der Überschuldung vor (Stand der Überschuldung des Vereins per 31.12.2006: 421.608 Euro), damit im Jahr 2010 eine unbelastete Übergabe an eine neue Geschäftsführung möglich ist. Unmut gab es unter einigen Teilnehmern wegen der hohen Aufwendungen für das Neujahrskonzert von 60.000 Euro, was allerdings seitens der EU mitfinanziert wird. Man argumentierte, jenes habe zwar eine große Reichweite und sorge für ein gutes Image des Landes, die Österreichische Blumenwerbung solle sich jedoch als Werbung für österreichische Produkte verstehen, welche auch in Österreich gekauft werden.
Eindeutige Zahlen für unbekanntes Druckvolumen?
Kritik gab es auch unter Tagesordnungspunkt „Beschluss des Werbeetats für die PR–Aktivitäten“ durch Klaus Stumvoll von der LK OÖ, die, trotz der Aufforderung von allen Seiten zu höchster Sparsamkeit werden demnach zu teure Druckaufträge umgesetzt.
Er habe sich alternativ ein Muster an Werbemitteln von einer Agentur in OÖ anbieten lassen und komme auf einen deutlichen Differenzbetrag. Sporr wunderte sich, von Stumvoll für ein bisher noch unbekanntes Druckvolumen Zahlen als Vergleichswert vorlegt zu bekommen und wies darauf hin, dass die Aufträge in Absprache mit dem Blumenbüro vergeben würden.Bisher wurden immer mehrere Offerte eingeholt, wovon das günstigste angenommen wurde.Titz versprach, die Offerte zu überprüfen. Bei der anschließenden Abstimmung über den Beschluss des Werbeprogramms für die PR–Aktivitäten gab es 23 Pro– und 10 Kontrastimmen.
Mehraufwand für Sanierung
Weiters gab es große Aufregung wegen der hohen Aufwendungen für den Steuerberater und Wirtschaftsmediator Dr. Wolfgang Nikolaus. Ein Wortgefecht zwischen dem von LObm. Gtm. Paul Fuchsberger eingerufenen Wirtschaftsprüfer Blöchl und dem von der Geschäftsführung bestellten Mediator Nikolaus war die Folge. Nikolaus rechtfertigte den hohen Betrag mit den außerordentlichen Zusatzleistungen, die sich durch die Sanierungsmaßnahmen ergäben. So müsse man vermehrt mit Banken und Ministerien verhandeln und um Förderungen ansuchen, was einen hohen Aufwand bedeute.
Ehrlichkeit und Engagement
„Ich bin ein Kämpfer für dieses Blumenbüro.“ Zu einem unerwarteten Ende des aufreibenden Sitzungsverlaufes kam es gegen Ende der Versammlung, als BIM KR Rudolf Hajek mit seinem emotionalen Appell die Anwesenden aufhorchen ließ. „Ich gebe Fehler zu, und ich muss auch Fehler hier im Vorstand eingestehen, und dazu stehe ich auch“, so Hajek weiter. Er erinnerte die Delegierten an die erfolgreiche jahrzehntelange Zusammenarbeit und appellierte an deren aktives Engagement, welches für die weitere Zukunft des Blumenbüros entscheidend sein werde. Zusammen in eine gemeinsame Zukunft zu gehen würde den Branchen zugute kommen. Er wies auch darauf hin, Kenntnis zu haben, dass einige unter den Gärtnern eine Veränderung in der Blumenwerbung wünschen, die jedoch in die Absicht münde, diese zu zerstören. Um dem entgegenzusteuern, hat er einen offenen Brief an alle Landesobmänner geschrieben. Anfang November 2007 hat er sich auch mit einem Schreiben mit dem Betreff „Blumenbüro Österreich“ an das Lebensmittelministerium gewandt.
Antwort vomLebensmittelministerium
In der Antwort durch Min.–Rätin DI Michaela Schwaiger würde aus der Sicht des Lebensmittelmiministeriums darauf hingewiesen werden, dass mit den Ausgaben der Konsumenten von 56,– Euro/ Kopf/Jahr für Blumen Österreich im EU–Vergleich an dritter Stelle stehe, was auch auf die erfolgreiche Gemeinschaftswerbung zurückzuführen sei. Mit den Erfolgen und Problemen bei der Blumenwerbung sei man vertraut. Schwaiger habe weiters die einvernehmliche Zusammenarbeit des Ministeriums mit der Blumenwerbung zugesichert und einen Gesprächstermin angeboten. Weiters kündigte Obmann Paul Fuchsberger an, seine Funktion als Kassaprüfer zurücklegen zu wollen und bat um eine Neubestellung. Als die Kurie Gartenbau gefragt wurde, ob jemand diese Funktion übernehmen wolle, erhob sich Trinkl, der das Blumenbüro für seine wirtschaftlichen Verhältnisse immer wieder scharf angeprangert hatte, und verneinte, was Nikolaus mit Unverständnis hinnahm, weil mit einer Übernahme dieser Kontrollfunktion die Möglichkeit zu einer verstärkten Einflussnahme in die finanziellen Verhältnisse gegeben gewesen wäre. Mit der Ankündigung von Titz, ein weiteres Kuriengespräch zu führen, wurde die Sitzung geschlossen.
Ergebnisse und zukünftige Änderungen in der Organisationsstruktur des Blumenbüros Österreich
Auszug aus der im November 2007 erfolgten Rechnungsprüfung des Vereins Blumenbüro Österreich :
Bericht über die Rechnungsprüfung
Bei der außerordentlichen Delegiertenversammlung des Blumenbüros Österreich in Salzburg am 22.1.2008 wurde ein Bericht über die Rechnungsprüfung des Vereins Blumenbüro Österreich ausgeteilt. Dieser bezog sich auf die vergangene 52. ordentliche Delegiertenversammlung des Blumenbüros Österreich, welche am 4.12.2007 in Wien stattgefunden hatte.
Unter Tagesordnungspunkt 6 war damals ein Bericht über die Kontrolle der Gebarung der Österreichischen Blumenwerbung durch die Rechnungsprüfer LObm. Paul Fuchsberger und LIM Ing. Lorenz Pridt mit anschließendem Antrag um Entlastung der Geschäftsführung vorgesehen gewesen, welcher jedoch vertagt wurde.
Vorgehensweise beider Rechnungsprüfung
Fuchsberger hatte Wirtschaftsprüfer Ing. Johann Blöchl hinzugezogen, der bei der Versammlung einen Bericht über die Ergebnisse vorlegte und darauf hinwies, dass zahlreiche Verbesserungen erforderlich wären. Die Prüfung bezog sich auf das Geschäftsjahr 2006: stichprobenartig Belege, Einnahmen–Ausgaben–Rechnung, Vermögensstatus. Auch der Jahresabschluss der Österreichischen Blumenwerbung GmbH, die eine 100 % Tochter des Vereins ist, wurde überprüft, ebenso die statutengemäße Mittelverwendung.
Klarheit und Übersichtlichkeit schaffen
Als Reaktion auf die Ergebnisse der Rechnungsprüfung wird im Bericht auch festgehalten, was die Rechnungsprüfer zukünftig fordern werden. Zu Dokumentationszwecken müssen wichtige Vertragsverhältnisse, die vorher nur mündlich abgeschlossen worden waren, von nun an in schriftlicher Form abgeschlossen werden.
Erlassung einer Geschäftsordnung
Für die Nachvollziehbarkeit von Sitzungsinhalten muss von nun an sorgfältig Protokoll geführt werden, damit Beschlussgegenstände und Abstimmungsverhalten nachweisbar sind. Außerdem soll für eine zukünftig klare Aufgaben- und Kompetenzenregelung bei Vorstand und Geschäftsführung eine eigene Geschäftsordnung definiert werden.
Buchführung erfolgt ordnungsgemäß
Weiters wurde in dem Bericht unter dem Punkt „Feststellungen zum Vereinszweck und Mittelverwendung“ die Erfüllung des Vereinszweckes bestätigt, wobei auf eine zukünftig angemessenere bundesweite Aufteilung der Werbemaßnahmen geachtet werden wird.
Hinsichtlich der Vermögens- und Ertragslage des Vereins und der GmbH wurde eine sorgfältige Aufarbeitung der Unterlagen des Vereins durch die Mitarbeiter der „ÖBUG“ Wirtschaftstreuhand KEG Steuerberatungsgesellschaft festgestellt. Auch der von dieser Gesellschaft erstellte Vermögensstatus und die Einnahmen–Ausgabenrechnung des Vereins Blumenbüro Österreich und der Jahresabschluss der Österreichischen Blumenwerbung GmbH wurden als „den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung“ entsprechend bewertet.
Laufendes Sanierungskonzept
Das Gelingen des Sanierungskonzeptes, welches seit 2007 besteht und bis 2010 laufen wird, damit eine neue Geschäftsführung den Verein schuldenfrei übernehmen kann, ist von der Kooperationsbereitschaft aller Involvierten maßgeblich abhängig. Die Beseitigung der Überschuldung wird durch Einsparungen bei den Werbemaßnahmen und beim Personalaufwand angestrebt. Um diese Umsetzung auch tatsächlich bewältigen zu können, ist der Verein auf die regelmäßige Einzahlung der Beiträge angewiesen.