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Sichtungsgarten Königshof

Ein Artikel von Johanna Jeitler | 14.12.2007 - 11:00
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Gärtner + Florist: Welche Außenstellen betreibt die HBLFA für Gartenbau Schönbrunn und wo liegen die Unterschiede im Tätigkeitsbereich?
Knickmann: Der HBLFA für Gartenbau am nächsten gelegen ist die Außenstelle Hetzendorf. Das ist eine Versuchsbaumschule für Gehölze, demnächst wird diese, unter der Führung von Abteilungsleiter Dr. Helmut Pirc, in die neue Außenstelle Wien-Jägerhausgasse ausgesiedelt.
Weiters betreibt die Lehranstalt die Gemüseversuchsanstalt Zinsenhof in Ruprechtshofen. Kürzlich erfolgte die Teilumstellung auf biologischen Landbau. Diese Außenstelle führt DI Wolfgang Palme. Den dritten Standort stellt der Königshof in Wilfleinsdorf an der burgenländischen Grenze dar. Dieser Standort wird von mir geleitet, die Schwerpunkte liegen in der Staudensichtung.

Gärtner + Florist: Wann wurde der Sichtungsgarten Königshof von der HBLFA für Gartenbau übernommen und für Sichtungen genutzt?
Knickmann: Die Tätigkeit am Königshof begann im Jahr 1997, intensiviert wurde die Arbeit am dortigen Standort im September 1999, als ich diese Außenstelle als Abteilungsleiter übernommen habe.

Gärtner + Florist: Wie viele Mitarbeiter sind am Königshof beschäftigt, wohin gehen die Tendenzen, wird in Zukunft mehr in Forschung investiert?
Knickmann: Derzeit arbeiten vier Gärtner in der Außenstelle. Zusätzlich betreue ich neben meiner Lehrtätigkeit regelmäßig den Sichtungsgarten. Seit einiger Zeit wird mehr in Forschung investiert, es stehen mehr öffentliche Gelder für Versuche zur Verfügung als noch vor zehn Jahren. Im Bereich der Schule wird regelmäßig in Labors und Maschinen aus dem laufenden Jahresbudget investiert.

Gärtner + Florist: Welche Stauden wurden in der Vergangenheit am Königshof gesichtet?
Knickmann: Die wichtigsten Staudensortimente sind Miscanthus, aber auch Lavandula, Monarda, Phlox Paniculata Gruppe, Papaver orientale hort.

Gärtner + Florist: Die beliebte Staude Erigeron, Garten-Feinstrahl, welche Sorten konnten als sehr empfehlenswert eingestuft werden?
Knickmann: Wir hatten insgesamt elf Sorten in der Sichtung, vier davon konnten wir als sehr empfehlenswert einstufen. Dies sind die Sorten: 'Dunkelste Aller', 'Lilofee', 'Mrs. F. H. Beale' und 'Rotes Meer'.

Gärtner + Florist: Was sind die aktuellsten Ergebnisse des Sichtungsgartens?
Knickmann: Aktuell haben wir Hylotelephium ausgewertet, drei Sorten konnten mit drei Sternen als sehr empfehlenswert eingestuft werden. Diese sind 'Herbstfreude', 'Matrona' und Hylotelephium spectabile 'Lisa'. Weiters konnten wir Euphorbia epithymoides ‘Candy’ und ‘Messing’ mit zwei Sternen als empfehlenswert einstufen.

Gärtner + Florist: Was wird aktuell an Gehölzen am Königshof gesichtet?
Knickmann: Am Königshof werden neben Stauden auch Gehölze gesichtet. Bei Gehölzen wird derzeit Buxus, Prunus laurocerasus, Prunus fruticosa, Acer monspessulanum und der Französische Ahorn gesichtet.

Gärtner + Florist: Liegt der Erfolg der Außenstelle auch im dortigen, pannonisch geprägten Klima?
Knickmann: Es kann ein sehr großer Klimakreis, der für Österreich typisch ist, abgedeckt werden. Einerseits das für das Burgenland und Südostniederösterreich typisch pannonische Klima, andererseits wird auch ein Großteil der Wachau, der ebenfalls sehr trocken ist, abgedeckt.
Mit 500 mm Jahresniederschlag und einem pH-Wert von 7,3 ist der Königshof für diese beiden Bereiche ein sehr typischer Vertreter. Für diese Bereiche bietet die HBLFA für Gartenbau Schönbrunn den einzigen Sichtungsgarten weltweit.

Gärtner + Florist: Ein kurzer Ausblick was ist für die Zukunft geplant?
Knickmann: Wir möchten unsere Tätigkeiten in der EU-weiten Zusammenarbeit verstärken. Wir sind Teil des europäischen Vereins „Eurotrials“, hierbei werden grenzüberschreitende Versuche getätigt. Das heißt, dass wir gemeinsam mit anderen europäischen Sichtungsgärten Stauden sichten, im Anschluss daran bewerten wir diese mit Hilfe eines einheitlichen Bewertungsbogens. Von der Kommission wird ein Durchschnitt der Ergebnisse errechnet, der repräsentativ für Europa ist und veröffentlicht.
Andererseits sind wir Mitglied im Arbeitskreis Staudensichtung. Hierbei nehmen wir gerne von den Vertretern der Gärtner Vorschläge zur Sichtung wahr. Somit unterstützen und fördern wir den heimischen Gartenbau.

Gärtner + Florist: Inwiefern ist die Außenstelle eine Drehscheibe zwischen Forschung und Lehre?
Knickmann: Im Rahmen des Unterrichts in Stauden und Sommerblumen führen wir regelmäßig mit dem vierten und fünften Jahrgang, also den älteren Schülern, Exkursionen zum Königshof durch. Der Schwerpunkt liegt in der Aufklärung über Bewertungskriterien der Sichtung, also die Einstufung von sehr empfehlenswert bis entbehrlich.
Ein wichtiger Teil unseres Lehrauftrages ist es auch, zu zeigen, wie wir zu den jeweiligen Bewertungen kommen. Es wird angestrebt, die Schüler mehr in unsere Außenstellen einzubinden. Da die Anzahl der Exkursionen vorgegeben ist, ist es schwierig diese Wünsche immer in die Tat umzusetzen.

Gärtner + Florist: Gibt es Kooperationen mit der Wirtschaft?
Knickmann: Da Baumschuler und Staudengärtner konkrete Wünsche an uns herantragen können, werden wir von diesen auch tatkräftig unterstützt. Die Unterstützung erfolgt meist durch Spenden von Pflanzen.

Gärtner + Florist: Die HBLFA für Gartenbau befindet sich im Umbruch. Das Schulgebäude wird generalsaniert, eine neue Außenstelle errichtet. Die Bildungseinrichtung hat den Ruf der besten gartenbaulichen Ausbildung Österreichs zu verteidigen, bleibt das Konzept gleich, oder wird es neben den äußeren Veränderungen auch Neues im Kern des Bildungszentrums geben?
Knickmann: Der Lehrplan wurde vor kurzem erneuert. Dadurch bieten wir Schülern eine hervorragende Ausbildung, die gartenbauliche Wirtschaft kann von sehr gut geschulten jungen Absolventen profitieren.