Mobbing – Terror am Arbeitsplatz

Ein Artikel von Rolf Leicher | 06.12.2007 - 13:37

Fast zwei Drittel der Mobbing-Täter sind Kollegen. Hinter dem Kleinkrieg im Betrieb steckt immer wieder ein menschliches Bedürfnis nach Anerkennung. Wer nicht durch Können und Wissen dazu kommt, der versucht es schon mal durch Demontage des Erfolgreicheren – durch Mobbing.
Schon harmlose Vorgänge können dort die Fronten extrem verhärten und innerbetriebliche Kleinkriege auslösen. Kommt beispielsweise ein neuer Kollege in das Team, gerät schnell das zwischenmenschliche Lot aus dem Gefüge. Ist einer erfolgreicher als der andere, versucht der den erfolgreichen Kollegen mit Mobbing „aus dem Rennen zu werfen“.

Was können Vorgesetzte tun?
In der Anfangsphase ist Mobbing nur schwach ausgeprägt. Der Blick muss geschärft werden, um harmlose Zwistigkeiten von schweren Konflikten unterscheiden zu können. Je besser Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Eigenheiten des Opfers beobachtet werden, desto schneller merkt man Veränderungen. Nur wer weiß, in welchen Verkleidungen Mobbing auftritt und wie es sich auswirkt, kann handeln. Durch Informationsblätter können Mitarbeiter über Mobbing informiert werden.

Die neuen Mitarbeiter noch sorgfältiger integrieren
Bei Neu-Einstellung muss Anpassung in dem Arbeitsteam erfolgen. Auch der „Neue“ muss seinen Teil dazu leisten. Für ihn gilt es, sensibel die Vorstellungen, Ziele, Verhaltensgewohnheiten der Kollegen in der Abteilung wahrzunehmen und sein eigenes Verhalten stückweise anzupassen. Anfängliche Unsicherheiten durch Arroganz oder Überheblichkeit zu überspielen, wäre wohl der fatalste Fehler, den man begehen kann.

Sind jedoch Vorurteile durch dienstältere Kollegen erkennbar, gilt es, diese durch sachliche Information und Aufklärung aus der Welt zu schaffen, damit für Mobbing erst gar kein Nährboden entstehen kann.

Aufklärung als beste Abwehr
Die beste Abwehr ist, über das Mobbing-Phänomen aufklären. Aufklärung macht Mobbing transparent und schreckt Täter ab. Veröffentlichungen in Betriebszeitungen und Aushang am Schwarzen Brett, sowie Rundschreiben eignen sich hierzu.
Da Mobbing-Opfer nicht immer die Kraft aufbringen, sich beim Vorgesetzten auszusprechen, ist eine neutrale Person, die sich um das Opfer kümmert, durchaus sinnvoll. Die beste Kontaktstelle ist ein älterer Kollege. Er hat die Aufgabe, mit Täter und Opfer erst getrennt und dann gemeinsam zu reden. Ein paar beschwichtigende Worte reichen nicht aus.

Eigenständigkeit fördern
Der Vorgesetzte muss aber dem Opfer einen eigenständigen Handlungsspielraum zuweisen. Je mehr Eigenbestimmung jemand hat, desto schwieriger ist es, Mobbing gegen ihn zu betreiben. Wirkung zeigt auch die mündliche oder schriftliche Abmahnung des Vorgesetzten.

Sachlich bleiben
Bei Ärger heißt es, kühlen Kopf bewahren: Ein kühler Kopf und Sachlichkeit sind für den Kampf gegen Mobbing immer erfolgreich. Wenn jemand in Stresssituationen seine Beherrschung verliert, dann spüren die Täter den Erfolg. Das Problem des Gemobbten ist es, dass er sein Selbstbewusstsein langsam verliert. Das Gefühl, etwas verkehrt gemacht zu haben, sitzt tief. Die Folge sind Minderwertigkeitsgefühle. Fehler dürfen nicht dramatisiert werden.
Vorgesetzte können eine Schutzzone um gefährdete Mitarbeiter aufbauen, ohne sie jedoch zu bevorzugen.

Innere Ruhe bewahren
Der Ausgleich im Privatleben wird jetzt besonders wichtig. Sport treiben, ein Hobby verfolgen und Entspannungsmöglichkeiten helfen ebenfalls, die starken Belastungen durchzustehen und im Berufsalltag die nötige innere Ruhe und eine möglichst aufrechte, souveräne Haltung zu wahren. Das sind interessante Themen, über die mit dem Opfer gesprochen werden muss.

Mobbing-Opfer brauchen:

• mehr Eigenständigkeit, statt Abhängigkeit
• mehr Freiraum, statt Bindung
• mehr Luft, statt Termindruck
• mehr Anerkennung, statt Ignoranz
• mehr Fürsorge, statt Gleichgültigkeit

Dem Opfer muss deutlich gemacht werden, dass auch richtiges Verhalten wichtig ist. Wer gemobbt wird, darf Verärgerung nicht zeigen.