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Gurken, Paprika & Co.

Ein Artikel von Edgar Gugenhan | 16.11.2007 - 10:17
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Trotz Großmärkten und Handelsketten spielen Wochenmärkte nach wie vor eine bedeutende Rolle. Das trifft auch für Stuttgart, die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg zu, wo dreimal in der Woche direkt vor dem Rathaus der Wochenmarkt stattfindet. Hier setzen oft in der zweiten und manchmal sogar in der dritten Generation in und um Stuttgart ansässige Gartenbaubetriebe ihre Produkte ab, wobei die Kunden natürlich davon überzeugt sind, weitgehend heimisches Gemüse, Obst, Schnittblumen und Topfpflanzen zu erhalten.

Zu diesen Wochenmarktbeschickern zählt auch die Manfred Fischer Gemüse GbR, die heute in der dritten Generation in Kernen im nahe gelegenen bekannten Remstal eine relativ große Gemüsegärtnerei betreibt.

Umstieg auf Gemüsebau
Rund 30 verschiedene Gemüsearten werden kultiviert, wobei jedoch als Schwerpunkte im Frei-land Salate, Rucola, Buschbohnen, Kohlrabi und Rosenkohl die wichtigste Rolle spielen. Für die Kultur unter Glas und Folie stehen während des Sommers Gurken, Tomaten und Paprika an erster Stelle. Im Winter hingegen wird in erster Linie Feldsalat produziert.

Einst wurde von den Vorfahren überwiegend Landwirtschaft betrieben. Der Großvater des heutigen Mitinhabers Markus Fischer funktionierte aber damals schon einen Teil der Flächen auf Gemüsebau um. Der Betrieb wurde vor 36 Jahren von Manfred und Elisabeth Fischer übernommen, die sich dann schwerpunktmäßig auf die Produktion von Gemüse einstellten. Auch ihr Sohn Markus Fischer trat in die Fußstapfen der Eltern und stu-dierte nach seiner praktischen Ausbildung in Weihenstephan in der Fachrichtung Gartenbau.

2001 stieg er in das Unternehmen ein, das zu diesem Zeitpunkt dann in die „Manfred Fischer Gemüse GbR" umfunktioniert wurde.

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Stammkundschaft am Wochenmarkt
Für die Ausrichtung der Produktion war natürlich ein erfolgreicher Absatz ausschlaggebend. Zwei Absatzmöglichkeiten haben sich in der Gärtnerei Fischer bestens bewährt, und zwar der Verkauf der in größeren Mengen produzierten Gemüsearten über den Stuttgarter Großmarkt, aber auch der Absatz der Besonderheiten auf dem Stuttgarter Wochenmarkt. Gerade hier hat sich eine Stammkundschaft gebildet, die an exquisiten Gemüseprodukten ein besonderes Interesse hat. Das führte gerade in den letzten Jahren dazu, von einigen ausgewählten Gemüsearten nicht nur die konventionellen Sorten zu produzieren, sondern auf Besonderheiten umzusteigen.

Exquisite Neuzüchtungen
So bildeten sich Schwerpunkte an ausgefallenen Sortimenten bei Gurken, Tomaten, Paprika und Auberginen. Hier zeigte es sich, dass die Kundschaft diese Sorten-Variationen mit Begeisterung aufnimmt und sich dadurch eine beachtliche Kundenbindung entwickelt. Die Fischer Gemüse GbR war nach den Worten des Juniorchefs der erste Produzent, der bei Gurken gewisse Spezialitäten einführte und heute 90% dieser Produktion auf dem Stuttgarter Wochenmarkt absetzt.

Neue Minigurkensorte
Zu diesen Spezialitäten zählt zum Beispiel eine Minigurke, die auch als „raue Vespergurke" in einer Größe von 17–20 cm einen festen Kundenstamm gefunden hat. In diesem Jahr wurde mit Erfolg eine Cocktailgurke von Rijk-Zwaan produziert und auf den Markt gebracht, die auch als „Fingergurke" eingeführt wurde. Die Früchte dieser Sorte sollen bei der Ernte „fingerlang" sein und werden in diesem Fall in einer Länge von 8–10 cm geerntet und verkauft. Das Besondere an dieser Sorte 'Cocktail Queen' ist, dass sich in jeder Blattachsel 2–3 Fruchtansätze ausbilden.

Oliven und Eiertomaten
Auch bei den Tomaten hat sich das Sortiment beachtlich vergrößert. Speziell für den Verkauf auf dem Wochenmarkt wurden anstelle der üblichen rundfrüchtigen Tomaten die so genannten Oliventomaten mit Erfolg eingeführt. Sie unterscheiden sich von den herkömmlichen Sorten durch eine härtere Schale und einen deutlich besseren Geschmack. Die Früchte der Sorte 'Dasher' z.B., zeichnen sich durch ein ideales Zucker-Säure-Verhältnis aus.

Auch die so genannten Eiertomaten, die bisher überwiegend aus südeuropäischen Ländern importiert wurden, haben sich bestens eingeführt. Das Besondere an diesen Früchten ist, dass sie sich durch einen geringeren Saftund einen größeren Fruchtfleischanteil auszeichnen, und dass sie speziell dazu geeignet sind, in Scheiben geschnitten zu werden. Sie sind zum Verzehr zusammen mit Mozarella-Käse vorzüglich geeignet. Mit diesen Tomaten können auch Suppen mit bester Konsistenz produziert werden.

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Cocktailtomaten für Dekorationszwecke
Erfolgreich bewiesen haben sich auch gelbe Cocktail-Tomaten, die von Kunden wegen ihres guten Geschmacks gerne gekauft werden. Diese Tomaten, die heute von der Hild-Samen GmbH als F1-Neuheit (Sorte: Hi 06131 TO) angeboten werden, sind auch für Dekorationszwecke besonders beliebt.

Ochsenherztomaten zum Grillen
Schon zu den eigentlich älteren Sorten gehören die so genannten Ochsenherz-Tomaten, die als italienische Fleischtomaten mit der Sorte 'Cuore di Bue' schon länger bekannt sind. Heute spielt als neuere Sorte 'Arawak F1', die sogenannte Fleischtomate, eine besondere Rolle. Nach den Erfahrungen von Fischer nehmen die Früchte dieser Sorte durch den großen Fruchtfleischanteil relativ schnell eine weiche Konsistenz an, weshalb sie bereits in hellrotem Zustand geerntet werden müssen. Sie eignen sich vorzüglich zum Grillen.

Paprikaneuheiten
Auch bei Paprika werden neben den üblichen Sorten neuerdings einige Besonderheiten produ-ziert und angeboten, die sich rein verkaufstaktisch sehr gut eingeführt haben. Es handelt sich dabei um Sorten mit spitzen Früchten, die, so Markus Fischer, etwas süßer und geschmacklich verträglicher sind als die üblichen Paprikasorten. Dazu zählen zum Beispiel in rot die Sorte 'Atris F1' und in gelb die Sorte 'Palladio F1'.
Völlig anders verhält es sich mit den so genannten Jalapenos. Dies sind Paprikasorten, die in der Schärfe den Chilis gleichen. Zu diesen extra scharfen Sorten zählt die Neuheit 'Jalastar F1', die in diesem Jahr zum ersten Mal mit Erfolg angebaut wurde.

Auberginen als Pflanzenschutz
Bei einem Rundgang durch die Gärtnerei fällt auf, dass neben Tomaten, Paprika und Gurken immer wieder Auberginen produziert werden. Es handelt sich dabei um übliche Sorten, allen voran 'Fabiola'.
Markus Fischer erläuterte in diesem Zusammenhang, dass diese Auberginen aus pflanzenschutztechnischen Gründen in die übliche Produktion eingebaut werden. Es hat sich gezeigt, dass gerade diese Pflanzen bei Blattläusen außerordentlich beliebt sind und sie deshalb als Fangpflanzen für Blattläuse eingesetzt werden. So können sich Pflanzenschutzmaßnahmen auf die in geringer Anzahl vorhandenen Auberginenpflanzen beschränken, da dann Gurken, Tomaten und Paprika weitgehend von einem Läusebefall frei gehalten werden können.

Hummelkästen für die Bestäubung
In den Gewächshäusern werden kurz nach dem Pflanzen der erwähnten Gemüsearten Kästen mit Hummelvölkern aufgestellt, die sich zur Bestäubung der verschiedenen Gemüsearten bestens bewährt haben. Sie werden zunächst zugefüttert, damit sie sich an den neuen Standort gewöhnen, bis sie sich später ganz von dem Nektar der Blüten ernähren.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch Einführung eines recht umfangreichen, neuen Sortiments bei Gurken, Tomaten, Paprika und Auberginen der Absatz auf dem Wochenmarkt deutlich gestiegen ist und sich dadurch die Zahl der Stammkunden deutlich erhöht hat.
Heute sind in der Gemüsegärtnerei neben Markus Fischer und seinen Eltern sieben Arbeitskräfte in der Produktion sowie fünf Arbeitskräfte im Verkauf auf dem Wochenmarkt in Stuttgart und auf dem Großmarkt tätig.