1188814203.jpg

© Seelmann

Slowenien und die Steiermark

Ein Artikel von DI Lydia Seelmann | 03.09.2007 - 00:51
1188814203.jpg

© Seelmann

Gärtner+Florist: Sie sind im steirischen Gartenbau aktiv tätig. Können Sie uns einen Einblick in Ihre Funktionen geben?
Nikolaus Leitner: Ich bin einerseits Obmann-Stellvertreter der steirischen Gärtner und Baumschulen und andererseits Obmann der Werbegemeinschaft der steirischen Blumenschmuckgärtner, die es seit drei Jahren gibt.

Seit einigen Jahren ist Slowenien, ein Nachbar der Steiermark, Mitglied der Europäischen Union, heuer führte das Land den Euro ein. Wie sehen Sie Slowenien?
Slowenien ist ein sehr aktives Land, das in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Aufschwung erlebt hat.

Sieht die Steiermark eine Chance, Waren nach Slowenien zu exportieren oder ist es eher umgekehrt, dass slowenische Waren auf den österreichischen Markt drängen?
Slowenien ist sehr fortgeschritten, aber die Produktionsstätten sind noch nicht bereit für den Export. Konkret ist mir nur ein einziger Orchideenbetrieb bekannt, der seine Waren auch nach Österreich und Holland liefert. Ich würde eher sagen, das Gegenteil ist der Fall. Derzeit sieht es so aus, dass österreichische Handelsketten mit steirischer Ware beliefert werden.

Wie können Sie dies erklären?
Einerseits sind Waren wie Blumen in Slowenien relativ teuer. Der Steiermark kommt die Ortsnähe zugute. Die österreichischen Betriebe können auch kurzfristig liefern. Die Handelsketten in Slowenien sind ähnlich aufgebaut wie unsere, sie wollen die Ware rasch bekommen.

Wie sieht es mit slowenischen Arbeitskräften in der Steiermark aus?
Im Grenzbereich gibt es slowenische Hilfskräfte, welche die Nähe als Möglichkeit zum Pendeln sehen. Im Raum Graz etwa, wo wir zu Hause sind, weniger. Dort kommen die Hilfskräfte eher aus den klassischen Ländern wie Rumänien, Polen, Slowakei oder der Türkei. Die slowenischen Fachkräfte sind ohnehin in ihrer Heimat geblieben.

Wenn man den Gartenbau in der Steiermark betrachtet, wie sieht es mit ihm aus?
Die Nachfrage nach heimischer Ware steigt. Es zeichnet sich ab, dass florierende Betriebe expandieren. In der Vermarktung hat sich in den vergangenen Jahren auch einiges getan, Regionalität ist gefragt. Und diese Ware muss auch von jemanden produziert werden.
Kleinere Betriebe haben aber eher Schwierigkeiten, mit den Kosten mitzuhalten. Substrate sind teuer, Mitarbeiter ebenso und außerdem schwierig zu finden, wenn deren Qualifikation gut sein soll. Hilfskräfte zu finden funktioniert auch bei kleineren Betrieben, fachlich ausgebildete Kräfte sind aber nicht so leicht zu bekommen und zu halten. Im Endverkauf gibt es v.a. in der Floristik eine bessere Situation. Dieser Berufsweg ist beliebter, kreativer, und die Menschen in dieser Branche oft aufgeschlossener. Hier lässt sich leichter Fachpersonal finden.

Wie sehen die Umsätze aus?
Die Steiermark kann heuer bisher mit den Umsätzen zufrieden sein, v.a. die Endverkaufsbetriebe. Das gute Wetter hat dazu beigetragen, dass die Geschäfte schon am Beginn der Saison gut gelaufen sind. Das Wetter hat die Produktion verfrüht.

Sie haben anfangs erwähnt, Obmann der Werbegemeinschaft Blumenschmuckgärtner zu sein. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Diese Gemeinschaft wurde vor drei Jahren mit dem Ziel gegründet, die Menschen in den Gärtnereien zu erreichen und die Bedeutung des Blumenschmuckes zu betonen. Eingebunden sind darin Veranstaltungen wie den Blumenschmuckwettbewerb, den es schon seit 48 Jahren vom Verband her gibt. Auch im ORF Steiermark gibt es jeden Dienstag zur besten Sendezeit einen Gartentipp, der vom Publikum gern angenommen wird und sehr gute Einschaltquoten verzeichnet.

Wie funktioniert der Blumenschmuckwettbewerb?
Dörfer, Städte, Gasthäuser oder Privatpersonen unterschiedlicher Gemeinden nehmen an einer Vorausscheidung teil. Die Sieger werden danach durch eine Landesjury ausgewählt. Ende August gibt es dazu immer eine Schlussveranstaltung, die einen halben Tag dauert und mit 1.200-1.500 Besuchern gut angenommen wird. Auch für den Tourismus ist der Blumenschmuckwettbewerb gerne gesehen.

Abschließend noch zum Thema Pflanzenschutz: Ist Feuerbrand ein Thema für den Gartenbau?
Eigentlich nicht. Am meisten war die Gartengestaltung betroffen. Sie hat aber alle Wirtspflanzen aus dem Verkauf genommen und damit gibt es momentan keine Schwierigkeiten. Das Verständnis der Gärtner für diese Maßnahme war groß.