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Sonnenschein im Land des Regens

Ein Artikel von Nicole Stöger | 06.06.2007 - 17:23
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Gärtner + Florist: Wie hat sich das Wetter im Vergleich zum vergangenen Jahr auf den Garten- und Gemüsebau in Salzburg ausgewirkt?
Pauline Trausnitz: Die Umsatzdefizite, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, können durch die heurige Saison sicher nicht sofort ausgeglichen werden. Wir bräuchten mindestens noch eine Frühjahrssaison wie heuer, um wieder aufzuholen. Trotzdem gibt es eine Umsatzsteigerung. Im Gemüsebau hat es keine nennenswerten Umschichtungen gegeben.

Wie sehen Sie die Entwicklung im Gartenbau zukünftig in Salzburg?
Der Trend geht sicher weg von der Produktion hin zum Endverkauf. Der Grund ist in der Geografie des Landes zu suchen – wir als Alpenland haben einfach nicht die optimalen Produktionsvoraussetzungen. Im Endverkauf wird es aber weiterhin Nischen geben, um wirtschaftlich gut überleben zu können.

Kämpft man in Salzburg mit der „großen Konkurrenz“ – sprich Discounter?
Der Salzburger Obmann Paul Fuchsberger achtet besonders auf Standortprüfung und Notwendigkeit von großen Gartencentern. So gesehen sind wir „ein gesegnetes Land“, da es kaum große Konkurrenten gibt. Wer sich allerdings in Salzburg ein großes Stück vom Kuchen abschneidet, sind die Baumärkte und Lagerhäuser mit ihren angeschlossenen Gartenmärkten. Das große Schnittblumenprojekt soll helfen, mit der Haltbarkeit zu punkten. Damit wir mit den Großen mithalten können, die sich ja auf Haltbarkeitsgarantien berufen.

Ist die Stimmung beim Konsumenten heuer positiver aufgrund des schönen Wetters?
Das sehe ich auf jeden Fall so. Die Menschen sind eher in Kauflaune als vergangenes Jahr. Man darf nicht vergessen, dass im April 2006 bei uns teilweise noch Schnee gelegen ist. Die Frühjahrsbepflanzung ist dadurch fast weggefallen. Das war heuer zum Glück nicht so und wirkt sich bereits positiv aus.

Hat der milde Winter die Schädlingspopulation begünstigt?
Im Gemüsebau hält sich der Schädlingsdruck die Waage, Probleme gab es eher im Zierpflanzenbau. Besonders bei Rosen wurden mehr Schädlinge vermerkt. Schnecken sind verstärkt aufgetreten.

Überlegen in Salzburg die Gärtner, auf alternative Energien umzusteigen?
Die Heizkosten waren vergangenes Jahr natürlich enorm und trugen stark zu den Ertragsrückgängen bei. Trotzdem heizen die Gärtner in der Stadt hauptsächlich mit Gas bzw. Heizöl im ländlichen Raum. Solange sich noch keine spezielle Alternative etabliert hat, ist es nicht unbedingt notwendig, umzusteigen.

Wie sieht es mit der Wasserversorgung aus?
Der Großteil der Unterglasanbauflächen im Zierpflanzenbereich verfügt über geschlossene Bewässerungssysteme und Bewässerungscomputer. Kleinere Gärtnereien sowie die Gemüsebaubetriebe nutzen Brunnenwasser, öffentliche Gewässer bzw. die Ortswasserleitung. Wennn es hart auf hart geht, dürfen auch die Hydranten in Wals angezapft werden. Die Gemeinde kommt den Gemüsebauern hier sehr entgegen.

Bewegt sich der Absatz hauptsächlich in Österreich oder wird auch das benachbarte Ausland genutzt?
Die Vermarktungsgenossenschaft „Salzburger Blumenhof" versucht, ihren Kunden immer ein komplettes Sortiment anzubieten. Da dies nicht immer durch die zehn heimischen Lieferanten abgedeckt werden kann, werden Pflanzen auch aus den Niederlanden, Dänemark, Italien und Deutschland zugekauft. Die Walser Gemüsebauern, die hauptsächlich Direktvermarkter sind, bedienen auch den bayerischen Raum.
Die Öffnung der Grenzen war für Salzburg eher eine Erleichterung, Schwierigkeiten gibt es etwa im Osten Österreichs.

Können Sie eine erste Analyse über Verkaufszahlen nach dem Muttertag geben?
Heuer fand zeitgleich zum Muttertag der Amref-Marathon in Salzburg statt. Dreiviertel der Stadt waren zu dem Zeitpunkt gesperrt – die Gärtnereien konnten dadurch erst gar nicht erreicht werden. Im Vorfeld gab es bereits Proteste zu dieser ungünstigen Terminverlegung. Im Umland gab es aber keine Einbußen.
Sehr positiv verlief der „Tag der offenen Gärtnerei“. Bis zu 10 % Umsatzplus erzielten die Gärtner trotz des frühen Termins (eine Woche vor dem österreichweiten Termin).

Vielen Dank für das Gespräch!