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Rendite-Check "Trauerkranz"

Ein Artikel von Norbert Elgner | 18.09.2006 - 14:58
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ibt es Methoden und Verfahren, die ein besonders günstiges Verhältnis zwischen Umsatz, Wareneinsatz und Arbeitszeit aufweisen? Was ist in anderen Betrieben machbar? Wie sehen die Vorgaben aus? Welche Orientierungswerte können herangezogen werden? Gibt es Kennzahlen als sogenannte Benchmarks?
Unternehmer, die an dieser Stelle nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern sich den betriebswirtschaftlichen Fakten stellen, erhalten hier einen interessanten Einblick über die Ertragsund Aufwandszahlen für das wichtige Werkstück „Trauerkranz", aktuell und praxisnah. Grundlage bildet die Deckungsbeitragsrechnung (DB-Rechnung). Eine feste Größe im betriebswirtschaftlichen Rechnungsund Controllingwesen.

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Die Vorteile der Deckungsbeitragsrechnung
Immer dann, wenn es um Werkstücke geht, die mit einem nicht unerheblichen Arbeitsaufwand verbunden sind, liefert die DB-Rechnung schnell, exakt und praktikabel genau die Ergebnisse, die letztlich Leistungsträger und Renditekiller im Sortiment enttarnen.

1. Vorteil: Ausgangsbasis ist der tatsächlich erzielte Verkaufspreis eines Produkts oder der Umsatz einer Warengruppe.
2. Vorteil: Die direkt zurechenbaren Kosten, wie Wareneinsatz und Arbeitszeit sind problemlos zu erfassen.
3. Vorteil: Eine – speziell bei der Vielzahl der Verkaufsprodukte – sehr problematische Fixkostenzuordnung kann unberücksichtigt bleiben.
4. Vorteil: Dem Ziel des Unternehmers, sich auf Produkte mit hoher Wertschöpfung zu konzentrieren, kommt die DB-Methode einen großen Schritt näher.
5. Vorteil: Leistungsschwache Produkte werden frühzeitig erkannt, neu justiert bzw. nur noch zur Auslastung von Kapazitäten berücksichtigt oder ganz aus dem Sortiment genommen.

Der DB-Topf
In jedem Unternehmen existiert, bildlich gesprochen, ein DB-Topf, der innerhalb von 12 Monaten randvoll zu füllen ist, möglichst noch mit einem Sahnehäubchen für Investitionen und Eigenkapitalverzinsung. Denn der gestrichen volle DB-Topf dient zur Abdeckung der Fixkosten einschließlich dem Lohnanspruch der nicht entlohnten Unternehmerfamilie.

Je größer die Anzahl der verkauften Produkte und Dienstleistungen mit fettem Deckungsbeitrag ist, um so schneller füllt sich dieser DB-Topf.
Deshalb haben Produkte mit hohen Deckungsbeiträgen, aufgrund ihrer Renditeträchtigkeit, absoluten Vorrang. Man spricht von ihrer relativen Vorzüglichkeit, die ein auf Ertragsoptimierung ausgerichtetes Unternehmen für sortimentspolitische Entscheidungen zu nutzen weiß. Um eine Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Produkten oder Warengruppen herzustellen, wird der DB als Relativgröße ausgedrückt. Die Schlüsselkennzahl ist der Deckungsbeitrag in Prozent vom Umsatz, sprich die Deckungsbeitragsquote.

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Wie hoch ist Ihr Betriebsdurchschnittslohn?
Ein DB-Check für aufwändige floristische Werkstücke funktioniert nicht, ohne die anteiligen Arbeitskosten mit zu betrachten. Allerdings nur die reinen Kosten, nicht etwa irgendwelche zusätzlichen Fixkostenumlagen. Hier unterscheidet sich der Betriebsdurchschnittslohn vom Betriebsstundensatz, der die gesamten Fixkosten mit einschließt und für Serviceleistungen herangezogen wird, die ohne nennenswerten Wareneinsatz durchgeführt werden, z.B. analog von Handwerkerrechnungen.

Wie sich der Betriebsdurchschnittslohn ermitteln lässt, zeigt die Tabelle „Ermittlung des Betriebsdurchschnittslohnes“, gegliedert nach den Sparten: Einzelhandelsgärtnereien, Friedhofsgärtnereien und Blumengeschäfte.
Unter Einbeziehung des kalkulatorischen Lohnansatzes für den Unternehmer, lässt sich daraus ein durchschnittlicher Lohnaufwand pro Voll-AK von rund 30.000,– Euro pro Jahr ermitteln.

Bei 1.640 tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden je Voll-AK und Jahr, unter Berücksichtigung von Urlaubs-, Krankheitsund Feiertagen sowie einer 40-Std.-Woche, ergibt sich schließlich ein Durchschnittslohn von 18,30 €/Std. bzw. 0,31 €/Min. (30.000,–:1.640 Std: 60 Min.).
Auch eigene, aktuelle Erhebungen in EHG's mit durchschnittlich 2.040,– Euro monatlichem Bruttogehalt für eine Floristin, einschließlich 26,25% Lohnnebenkosten, zeigen, dass die genannten Werte eine brauchbare Orientierungshilfe liefern.

So stellt sich die DB-Quote eines Trauerkranzes dar
Die Durchschnittswerte aus der Übersicht „Trauerkranz mit Schleife“ resultieren aus 16 Fallbeispielen, ermittelt im Dez. '05 und Jan. '06, in 15 Einzelhandelsbetrieben, aus verschiedenen Regionen des Bundesgebietes. Demnach liegt der durchschnittliche VK-Preis bei € 142,– brutto bzw. € 128,97 netto. Der dafür erforderliche Wareneinsatz beträgt € 58,44 oder 45,3 %.
Bei durchschnittlich € 8,68 Arbeitskosten (28 Min. x E0,31) ergeben sich € 67,12 an direkt zurechenbaren Gesamtkosten, woraus ein DB von € 61,85 bzw. von 47,95 % resultiert. Eine DB-Quote, die sehr gut als Richtwert für eigene Rendite-Checks herangezogen werden kann.

Fazit
Aus der Erhebung lassen sich folgende Rückschlüsse für die Praxis ziehen:
1. Die aktuelle DB-Quote für einen Trauerkranz mit Schleife im mittleren Preis-Genre liegt bei rund 48 % vom Verkaufspreis netto.
2. Diese Quote sollte allerdings als unteres Level angesehen werden.
3. Anzustreben wäre jedoch eine durchschnittliche Soll-DB-Quote zwischen 50–52 %, die in der genannten Erhebung immerhin in 53 % der Fälle erreicht wurde.
4. Höhere Werte sind freilich wünschenswert. Ob sie allerdings preisund marktpolitisch immer vernünftig sind, darf hinterfragt werden.
5. Eine Übertragung der hier angesprochenen Soll-DB-Quote auf andere floristische Werkstücke, so z.B. auf Adventgestecke oder Brautsträuße, ist nicht möglich. Vielmehr sind dazu gesonderte, spezifische Ermittlungen erforderlich.
6. In Fällen, in denen die DB-Quoten für Trauerkränze die 45%-Marke regelmäßig unterschreiten, besteht Handlungsbedarf, sowohl auf der Preisals auch auf der Kostenseite.
7. Bei fehlenden Alternativen leistet ihr Verkauf dennoch einen Beitrag zur Fixkostenabdeckung. Erst wenn sich die DB-Quote nahe 0% bewegt, ist ein sofortiger Stopp der Produktion und Vermarktung erforderlich.
8. Die Anwendung der DB-Rechnung im eigenen Betrieb, zumindest als stichpunktartiger Rendite-Check, fördert das Gefühl für betriebswirtschaftliches Denken im gesamten Team.
9. In Einzelhandelsgärtnereien, die steuerlich als landwirtschaftlicher Betrieb geführt werden, geht die Berechnung vom Brutto-Umsatz bzw. Wareneinsatz incl. MwSt. aus.