Häufig ist die Jugendform oft nicht die Altersform, wie man auch bei manchen nachfolgenden Beschreibungen hier liest. Damit hält die vermeintliche Neuheit dann nicht, was sie anfangs verspricht. Der Zeitraum, dies herauszufinden, ist in der Regel ein Baumleben.
Ebenso lassen sich manche gute und neue Eigenschaften nicht dauerhaft festhalten, so dass die Begründung als Neuheit, manchmal auch schon nach einer längeren Prüfung, plötzlich nicht mehr sinnvoll erscheint. Viele Faktoren sind also über lange Zeiträume zu bewerten, um nicht nur irgendeine neue Sorte, sondern auch eine dauerhafte und damit wertvollere, mit wirklich verbesserten Eigenschaften, entstehen zu lassen.
Kleinkronige Sorten
Bei den nachstehend vorgestellten neuen Straßenbaumsorten wurde hauptsächlich nach dem Merkmal der für kleinere Straßen geeigneten Kronenformen ausgewählt, denn gute breitwachsende Sorten sind ausreichend auf dem Markt.
Bei diesen Sorten liegt die Erstbeschreibung bzw. Markteinführung in der Regel zehn bis zwanzig Jahre zurück. Trotzdem sind die meisten derzeit erst nur verstreut in wenigen europäischen Baumschulen in Kultur zu finden. Das ursprünglich zur Vermehrung zur Verfügung stehende Material ist anfangs immer noch knapp. Allerdings ist mit der Kultivierung neuer Sorten und ihrer Aufnahme ins Sortiment noch lange nicht der geschäftliche Erfolg für den Produzenten garantiert, denn es gilt abschließend immer noch, die Verwender (Architekten, Landschaftsgestalter oder Kommunen) vom Mehrwert der jeweiligen Neuheit gegenüber Hergebrachtem zu überzeugen.
Acer campestre 'Queen Elizabeth'
Form: breit-pyramidenförmig Höhe: 10–12 m, Breite: 6–8 m
Die 1985 in den USA selektierte Sorte besitzt im Vergleich zu 'Elsrijk' eine noch schmalere Kronenform. Das ist auf die fast überwiegend 45 Grad stehenden Seitenäste zurückzuführen. Die Wuchshöhe ist etwa die Gleiche wie 'Elsrijk'. Im Gegensatz ist die Mehltauanfälligkeit dieser Selektion in der Jugend ausgeprägter, im Laufe der Entwicklung aber wieder rückläufig und immer wesentlich geringer als bei der Art. Im Herbst zeigen die Blätter ein strahlendes Gelb.
Acer campestre 'Red Shine'
Form: schmal pyramidenförmig Höhe: 8–10 m, Breite: 4–6 m
Besonders die jungen Blätter haben eine leuchtendrotbraune Färbung, so dass diese Selektion beim Austrieb und kurz danach auffallend leuchtet. Ältere Blätter gehen ins grünlich-rot über und vergrünen in der Altersform wieder. Trotzdem bleibt durch die ständig nachwachsenden frischen Blätter bis zum Herbst ein roter Schimmer um den Baum, der durch seine moderaten Abmessungen für begrenzte Platzverhältnisse gut geeignet ist; ebenso zur Einzelstellung auf Hochbeeten und in Rabatten oder als geschnittene Sonderformen. Weiters spricht für ihn die Standorttoleranz, sofern es sich nicht gerade um arme, trockene Sandböden handelt. Es wird empfohlen, Selektionen aus guten, wurzelechten Klonen zu verwenden, um grüne Durchtriebe der Art zu vermindern.
Acer platanoides 'Fairwiev'
Form: oval, Höhe: 15 m, Breite: 8m
Diese amerikanische Selektion wächst noch schmaler als 'Deborah', bei etwa gleicher Höhe. Von der Belaubung her hat sie ebenfalls ähnliche Eigenschaften; in diesem Falle rötlichen Austrieb und bronzene Herbstfärbung. Die Windfestigkeit wird hervorgehoben.
Acer rubrum 'Scanlon'
Form: säulenförmig, Höhe: 10-12m, Breite: 4 m
Beim Rotahorn gehört diese amerikanische Sorte wohl derzeit zu den besten säulenförmigen. Während im Frühjahr nur die vor dem Austrieb erscheinenden Blüten rot sind und während des Sommers der Stiel des glänzenden Blattes, setzt erst mit der Herbstfärbung die Umfärbung der bis dahin grünen Blätter in purpurn und orange ein. Dieser Effekt ist, wie bei vielen Baumarten, umso intensiver, je feuchter der Standort ist. Kalkhaltiger Boden wird nicht gut vertragen.
Betula albosinensis 'Fascination'
Form: breit-pyramidenförmig Höhe: 10 m, Breite: 6 m
Durch seine optischen Eigenschaften kann dieser kleine Parkbaum künftig besonders in repräsentativen Bereichen Aufmerksamkeit erregen. Dafür sorgt hauptsächlich die rote bis rotbraune, sich bereits in der Jugend auffallend abrollende Rinde. Die Blätter treiben bei der lockerkronigen Sorte im Frühjahr zeitig aus und färben im Herbst besonders schön goldgelb. Durch das flache Wurzelsystem ließe sich diese Art auch für große Dachbegrünungen verwenden.
Fraxinus ornus 'Meczek'
Form: kugelig-oval, Höhe: je nach Veredlung, Breite: 3 m
Die Sorte 'Meczek' wurde in Ungarn selektiert. Als nur wenige Meter im Durchmesser werdende, leicht ovale Kugelform eignet sie sich zur Verwendung in kleinen Wohnstraßen besonders gut. Durch die notwendige Kronenveredlung lässt sich die Stammhöhe gut regulieren. Die 10–15 cm großen, glänzenden, etwas windempfindlichen Blätter verfärben sich im Herbst goldgelb. Im Mai/Juni erscheinen die typischen, oberständigen weißen Blütenrispen, entwickeln aber nur wenig Früchte. Obwohl Fraxinus ornus vielerorts als etwas frostempfindlich gelten, sind bei dieser Sorte noch keine Frostschäden bekannt geworden.
Fraxinus ornus 'Obelisk'
Form: säulenförmig, Höhe: 8 bis 10m, Breite: 2–3 m
Eine niederländische Selektion, die wegen dieser Herkunft frostempfindlicher ist als vorgenannte. Obwohl sie als die schmalste Sorte der Art gehandelt wird, verbreitert sich im fortgeschrittenen Alter die Krone noch etwas. Der Blütenreichtum nimmt während dieser Zeit zu. Darum, und dass sie fruktifiziert, ist sie wohl mehr für schmalere Alleen oder Verkehrsstreifen geeignet. Die Früchte haften übrigens bis zum Winterbeginn.
Ginkgo biloba 'Fastigiata Blagon'
Form: schmal-kegelförmig, Höhe: 15-20 m, Breite: 6 m
Dieser Zufallssämling wurde in Frankreich selektiert und von einer deutschen Baumschule in den Handel gebracht. Bei einem Jahreszuwachs von 40 cm erreicht diese männliche Form eine Höhe von 15–20 Meter. Mit seinen straff aufrecht strebenden, dicht stehenden Ästen bildet sie einen schmal-kegelförmigen Wuchs. Auffallend sind die viel tiefer liegenden Blattadern. Frischgrün austreibend, wird es im Laufe des Sommers mittelbis dunkelgrün und erstrahlt im Herbst lange in einem fast leuchtenden Goldgelb. Das gesamte Laub fällt danach fast gleichzeitig ab.
Ginkgo biloba 'Katlan'
Form: säulenförmig, Höhe: 7 bis 10m, Breite: 2 m
Eine ungarische Selektion von Dr.Barabits aus Sopron. Wächst schwächer als die Art, zuerst aufrecht, später trichterförmig, bis sich die Krone im Alter schirmförmig schließt. Guter neuer Alleebaum für kleinere Wohnstraßen, der allerdings auf der gewünschten Stammhöhe okuliert werden muss. Bisher ist keine Fruchtbildung bekannt.
Da alle Gingko hitzebeständig, stadtklimafest und frosthart sowie generell frei von Krankheiten sind, soll ihre stärkere Verwendung hier nochmals empfohlen werden.
Platanus acerifolia 'Alphens Globe'
Form: kugelig, Höhe: je nach Veredlung, Breite: 3 m
Eine neue niederländische Selektion, die durch ihren kugelförmigen Wuchs besonders für kleine Straßen geeignet ist. Ihre Wüchsigkeit wird auch für bepflasterte Standorte unterstrichen. Die Höhe wird durch die Veredlungshöhe bestimmt. Rückschnitt, selbst bis ins alte Holz, soll gut vertragen werden. Durch diese vielen positiven Eigenschaften wohl eine Selektion mit Zukunftschancen.
Prunus sargentii 'Rancho'
Form: schmal-säulenförmig, schmal-trichterförmig, Höhe: 8m, Breite: 3 m
Wie bei den japanischen Zierkirschen, wo ein eindeutiger Unterschied in den Wuchsformen der breitwachsenden Art und der säulenförmigen Sorte 'Amanogawa' besteht, sieht es auch zwischen P.sargentii und der Selektion 'Rancho' aus. Es ist von P. sargentii ebenfalls die Säulenform. Ausgelesen von einer amerikanischen Baumschule. Die Blüten Mitte April sind größer und in der Farbe in dunklerem Rosa als bei der Art. Zierwert hat dann im Herbst noch einmal die tiefrote Blattfärbung. Eine schöne Sorte, nicht nur für kleine Wohnstraßen, sondern auch für Eingangsbereiche.
Prunus serrulata 'Sunset Boulevard'
Form: schmal-trichterförmig, Höhe: 8-10 m, Breite: 4-6 m
Nicht ganz so schmal wächst eine Selektion der Nelken-Kirsche, die dem belgischen Kalmthout-Arboretum entstammt. 'Sunset Boulevard' zeigt einfache weiße, mit rosa umrandete Blüten. Die grünen Blätter haben beim Austrieb bronzene Spitzen. Früchte werden nicht gebildet. Zur Wuchsform gilt die gleiche Anmerkung wie vorher bei P. sargentii 'Rancho'. Zur Begrünung kleinerer Straßen eine empfehlenswerte Neuheit.
Pyrus calleryana 'Red Spire'
Form: schmal-pyramidenförmig/ oval, Höhe: 8-12 m, Breite: 6 m
Eine amerikanische Selektion mit gesunden, glänzenden Blättern, die im Herbst lange haften bleiben und vor Laubfall noch einen schönen gelben Färbeeffekt haben. Auffällig sind die im April/ Mai in Rispen angeordneten überschwänglichen weißen Blüten. Auch auf nährstoffarmen Böden wurden gute Ergebnisse erzielt.
Die Fruktifizierung und Winterhärte ist ähnlich der von 'Chanticleer'. Nach Expertenmeinung bleibt letztere aber nach wie vor die beste Art im Sortiment der chinesischem Wildbirnen (P. calleryana). Bei Verwendung aller Pyrus muss berücksichtigt werden, dass es Tiefwurzler sind.
Sophora japonica 'Regent'
Form: breit-oval, Höhe: 10-12 m, Breite: 5 m
'Regent' ist eine amerikanische Selektion, die gegenüber der Art mehrere Vorzüge hat, die sie zu einem geeigneten Straßenbaum avancieren lassen. Hauptsächlich sind es der wesentlich kompaktere Wuchs, aber verbunden mit einer hohen Wuchsleistung im Jugendstadium.
Weiters ist es der bei dieser Sorte bereits in jüngeren Jahren einsetzende Blütenbesatz, zudem in einer Zeit, in der nicht mehr viele Straßenbäume blühen (Juli-September). Die als Schnurbaum oder wegen der Tracht auch als Honigbaum vom Volksmund bezeichneten sind weitgehend frei von Krankheiten und stellen nur geringe Bodenansprüche.
Tilia cordata 'Rancho'
Form: schmal-kegelförmig, Höhe: 10-15 m, Breite: 4-6 m
Zwei schmale Formen der Winterlinde wurden etwa zur gleichen Zeit von zwei verschiedenen amerikanischen Baumschulen selektiert. Während 'Greenspiere' oval bis eiförmig wächst und wesentlich höher, entwickelt sich 'Rancho' zu einem schmal-pyramidalen Baum von geringerer Höhe. Diese Sorte macht auch einen dichteren Eindruck, da die Äste im schönen 45 Grad-Winkel stehen. Damit dürfte 'Rancho' für viele Standorte noch besser geeignet sein als die stark in Mode gekommene und deshalb oft schematisch verwendete 'Greenspire'.
Tilia cordata 'Roelvo' (syn. 'Cordaley')
Form: kegelförmig, Höhe: 12 bis 15m, Breite: 6-9 m
Diese niederländische Selektion ist durch ihre gleichmäßige kegelförmige bis straff-aufrechte Wuchsform und Aufbau ein empfehlenswerter Straßenbaum mit guten Wuchsund optischen Eigenschaften. Gleichzeitig wird ihr auch eine ausreichende Resistenz gegen Läusebefall bescheinigt.
Tilia platyphyllos 'Örebro'
Form: schmal-pyramidenförmig, Höhe: 12-18 m, Breite: 4-6 m
Von der Form her eine ebenfalls schmalwachsende Sorte ist diese Sommerlinde aus Schweden. Allerdings stehen die Äste bei zunehmendem Alter nicht mehr so gut aufrecht wie in jungen Jahren, so dass dann etwas die Eiform überwiegt. Sie blüht reicher als die Art und besitzt duftende Blüten. Obwohl sie auch nicht mehr zu den neuesten Züchtungen gehört, soll wegen ihrer Eigenschaften, die besser als bei der Art sind, noch einmal auf sie hingewiesen werden. Besonders verträglich für heißes Stadtklima.
Zelkova serrata 'Green Vase'
Form: breit-trichterförmig, Höhe: 15-18 m, Breite: 12 m
Die ursprünglich unter dem Namen 'Flekova' beschriebene tschechische Selektion wächst schmaler als die Art und lässt sich dadurch nicht mehr nur als Parkbaum, sondern auch als Straßenbaum verwenden.
Im ausgewachsenen Zustand bildet sie eine breit-trichterförmige, oben offene Krone (daher auch der Name). Das Laub verfärbt sich im Herbst bronzerot. Als ursprünglicher Waldbaum wünscht diese Art frische, lehmhaltig-humose Böden. Obwohl Zelkova zur Familie der Ulmaceae gehören, ist die Ulmenkrankheit bei diesen nicht beobachtet worden.
Zelkova serrata 'Village Green'
Form: trichterförmig Höhe: 10-12 m, Breite: 5-6 m
Diese amerikanische Selektion ist eigentlich die kleinere Ausgabe der vorher beschriebenen mit ähnlichen Eigenschaften und noch besserer Eignung für kleine Straßen. Typisch für diese Sorte ist ein stärkerer Zuwachs in den ersten Jahren beobachtet worden, der danach wieder nachlässt.
Schöne Eigenart aller Zelkoven ist, dass die graue Rinde am Stamm bald abblättert und die darunter befindliche orangebraune Innenrinde zum Vorschein kommt, was den Zierwert auf städtischen Straßen erhöht.
Gebrauchswertuntersuchung neuer Baumsorten in Holland
Ende 1995 gab es in den Niederlanden die Idee, neue Baumsorten auf ihren Gebrauchswert für städtische Bereiche zu untersuchen.
In Zusammenarbeit mehrerer im Lande arbeitender staatlicher Fachorganisationen unter Federführung der „Proefstation voor de Boomkwekerij Boskoop" (PPO) sowie der „Nederlandse Algemene Keuringsdienst voor Bloemisterijen Boomkwekerijgewassen" (NAKB), und die „Kultuurgroep laanbomen van de Nederlandse Bond van Boomkwekers" (NBvB) haben diese in Zusammenarbeit mit niederländischen Hochbaumschulen eine Sortenliste zu prüfender Baumarten zusammengestellt.
Aus dieser ursprünglich etwa 100 neue Straßen- und Parkbaumsorten umfassenden Liste sind im darauffolgenden Jahr etwa 70 Sorten ausgewählt und in den darauffolgenden drei Jahren in 18 geografisch unterschiedlich gelegenen niederländischen Gemeinden in größeren Stückzahlen und an verschiedenen Standorten, entsprechend ihrer Eigenschaften, gepflanzt worden. Zusätzlich je ein Exemplar in den Sortimentsgärten in Boskoop und Zundert. Dabei handelte es sich nicht nur um neue niederländische, sondern auch um internationale neue Selektionen.
In Zusammenarbeit der „Boomteeltpraktijkonderzoek" von der PPO und der "Technische Keuringscommissie" der NAKB wurden seitdem die Baumpflanzungen laufend hinsichtlich Aufbau, Belaubung, Blüte und Reaktionen auf Umwelteinflüsse (Krankheiten, Frost, Regenerationsvermögen, Standfestigkeit usw.) beobachtet und Ergebnisse protokolliert. Für die zweite, laufende Projektphase, die von 2000 bis 2010 dauert, stehen dafür insgesamt 750.000 Euro zur Verfügung. Beispielhaft ist, dass so ein komplexes Projekt aus der Taufe gehoben und realisiert werden konnte und nicht an der Finanzierung scheiterte. Der dahinter stehende Gedanke ist nicht zuletzt ein auch zukunftsweisendes erfolgreiches niederländisches Pflanzenmarketing. Ein verantwortlicher Beteiliger fasste dies mit den kurzen Worten zusammen: „Wir sind hier kein Liebhaberclub, der schöne Sorten ausprobiert".
Dass sich erst jetzt erste Ergebnisse, die lange noch nicht die endgültigen sein müssen abzeichnen, ist Fachleuten verständlich. Abschließende Ergebnisse sollen nach 2010 in einem Symposium vorgestellt und auch veröffentlicht werden.