Im Idealfall währt die Freundschaft zwischen Mensch und Baum mehrere Generationen lang. In ländlichen Gegenden steht oft schon der Kinderwagen im Schatten eines Baumes, den die Urgroßeltern gepflanzt haben. Das Rauschen seiner Blätter begleitet die ersten Erfahrungen im Leben der Kinder. Später, wenn sie laufen können und die Welt entdecken, laden dicke Äste zum Klettern ein. Welch ein Vergnügen, wenn die Erwachsenen rufen und nicht merken, dass man im dichten Laub über ihren Köpfen verborgen sitzt.
Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft bekommen für die Menschen oft eine besondere Bedeutung. Man lebt mit ihnen und entwickelt zu ihnen eine innige Beziehung. Ihr Nutzwert und die ihnen nachgesagten Kräfte spielten eine wichtige Rolle.
Eichen sind Zeichen der Stärke und der Standhaftigkeit. Ähnliches gilt für die Rotbuchen, die – zu mächtigen Hecken gezogen – seit Generationen vor kalten Winden schützen. Eichen wie Buchen liefern nahrhafte bzw. ölhaltige Früchte und besitzen besonders hartes Holz zum Bauen und Fertigen von Geräten.
Im Süden überragen häufig mächtige Walnussbäume alte Häuser. Sie spenden nicht nur Nüsse in Hülle und Fülle, sie halten im Sommer auch lästige Insekten fern. Linden wurden früher in allen Regionen als Hausapotheke und Honiglieferant geschätzt. Allgegenwärtig sind auch heute noch alte Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Ihre Blütenpracht bildet den Höhepunkt des Frühjahrs, auf den die süßen Früchte im Sommer bzw. im Herbst folgen.
Aus Tradition
Viele der Bäume wurden nach altem Brauch bei der Geburt eines Kindes gepflanzt: Eiche oder Apfelbaum für die Jungen, Linde, Erle, Birn- oder Nussbaum für die Mädchen.
Gemeinsam wuchsen Kind und Baum heran. War das Kind erwachsen, hatte auch der Baum eine stattliche Größe erreicht. Langlebige Bäume wie Eiche und Linde überlebten häufig „ihren“ Menschen und erinnerten noch spätere Generationen an denjenigen, als dessen Lebensbaum sie einst gepflanzt wurden.
Einen Platz gibt es immer
Heute reicht leider in den meisten Gärten der Platz für derart mächtige Generationenbäume nicht mehr aus. Der Garten mag noch so klein sein, Platz für einen Hausbaum findet sich immer. Eine Möglichkeit besteht darin, kleinkronige Bäume zu wählen, die vor der Hauswand nur wenig Platz beanspruchen. Kugelahorn (Acer platanoides 'Globosus'), die Kugelige Zwergkirsche (Prunus fruticosa 'Globosa'), die Kugelrobinie (Robinia pseudoacacia 'Umbraculifera') oder der Zwerg-Trompetenbaum (Catalpa bignonioides 'Nana') mit seiner geschlossenen runden Form sind nur einige Vertreter aus dieser Gruppe. Geschickt neben die Terrasse gepflanzt, ermöglichen auch kleine Kronen sowohl Sonnen- und als auch Schattenpartien. Der Blick aus dem Haus geht ungehindert unter der Baumkrone hindurch und auch der Laubfall hält sich bei den kleinkronigen Vertretern in Grenzen.
Wenn der Platz die Pflanzung eines größeren Baumes zulässt, sollten Tief- oder Herzwurzler gewählt werden. Ihre Wurzeln gehen in die Tiefe statt dicht unter der Oberfläche zu bleiben – eine gute Nachricht für den gepflasterten Eingangsbereich. Geeignet sind zum Beispiel die Paulownie, der Taschentuchbaum (Davidia involucrata), der Rotahorn (Acer rubrum) oder Zierkirschen.
Lässt die Situation weder größere noch kleinkronige Bäume zu, bleibt immer noch die Möglichkeit, einen Spalierbaum ganz flach an der Hauswand zu ziehen oder dem Vorbild alter Bauernhäuser nachzueifern. Vor deren Front stehen oft ganze Reihen von Lindenbäumen. Gleichmäßig im Schnitt gehalten, bilden sie niedrige, kompakte Kronen oder flache Dächer, je nachdem, wie Fenster und Hauseingänge das verlangen. Haus und Baum bzw. Bäume verschmelzen so zu einer Einheit, die Jahrzehnte lang besteht.
Quelle: CMA/bearb. CE