Bei Gurken ist die Veredelung auf resistente Unterlagen schon lange Standard und als Schutzmaßnahme gegen bodenbürtige Krankheiten wie Fusarium nicht mehr wegzudenken. Auch bei Tomaten und Melanzani setzt sich die Verwendung kopfveredelter Pflanzen als Schutz vor Nematoden und Korkwurzelkrankheit immer weiter durch, zumal hier unabhängig vom Befallsdruck allein durch die Wuchskraft der Unterlagen deutlich höhere Erträge zu erzielen sind, die die höheren Jungpflanzenkosten wieder auffangen können.
Neue Unterlagen
Auch bei Paprika wird schon länger nach Unterlagen gesucht, die sowohl einen Schutz vor bodenbürtigen Krankheiten bieten als auch Ertrags- oder Qualitätssteigerungen ermöglichen. Bisherige Tastversuche mit besonders wuchsstarken Sorten als Unterlagen waren nicht sehr vielversprechend.
Durch intensive Züchtungsarbeit sind inzwischen auch hier neue Unterlagen-Sorten auf dem Markt, die neben starker Wuchskraft auch ein gewisses Resistenzspektrum aufweisen. Die Auswirkung dieser Unterlagen auf Gesundheit, Ertrag und Qualität bei Paprika wird derzeit an der Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan untersucht.
Im Versuch wurde die Sorte 'Plenty' (dRS) auf sieben verschiedene Unterlagen veredelt. Die Versuchsvarianten sind der Tabelle zu entnehmen. Der Versuch wird als Blockanlage mit vier Wiederholungen durchgeführt.
ErsteBeobachtungen
Das Sortensaatgut der Kontrollvariante und der Veredelungsvarianten wurde zum gleichen Zeitpunkt ausgesät. Durch den Veredelungsvorgang verloren die entsprechenden Varianten im Vergleich zur unveredelten Kontrolle etwa eine Entwicklungswoche.
Dementsprechend konnte bei der unveredelten Variante eine Woche früher mit der Ernte begonnen werden. Dieser Ertragsvorsprung hielt sich die ersten vier Erntewochen (KW 15 bis KW 18), dann begannen die Veredelungsvarianten aufzuholen. Die nächsten vier Erntewochen (KW 22 bis KW 25) waren zwischen Veredelungsvarianten und Kontrolle keine großen Unterschiede zu erkennen.
1 kg Ertragsvorsprung
Ab der neunten Erntewoche (KW 26) wurde eine deutlichere Ertragsdifferenzierung innerhalb der Veredelungsvarianten und im Vergleich zur Kontrolle ersichtlich. Derzeit bildet die unveredelte Variante das Ertragsschlusslicht, die vier Unterlagen 'Tresor', 'TM888', AX568 und 'Galaxy' weisen inzwischen einen Ertragsvorsprung von rund 1 kg/m² auf. Hinsichtlich Wuchsverhalten und Pflanzenentwicklung lassen sich bis jetzt noch keine optisch erkennbaren Unterschiede zwischen den Varianten feststellen.
Der weitere Versuchsverlauf wird zeigen, ob die neuen Unterlagen soviel Ertrags- und Resistenzpotenzial mitbringen, dass die Veredelung bei Paprika trotz Jungpflanzen-Mehrkosten als kulturtechnische Verbesserungsmaßnahme an Bedeutung gewinnen kann.
Variante | Unterlage | Herkunft |
---|---|---|
1 | unveredelt | |
2 | Snooker | S & G |
3 | DRO 3403 | drs |
4 | Tresor | Hild |
5 | AX 568 | Agro-Tip |
6 | TM 888 | Bruinsma |
7 | TM 999 | Bruinsma |
8 | Galaxy | Bruinsma |
Anbaudaten, Paprika-Sorte 'Plenty'
geheizter Unterglasanbau 2005
Aussaat: 21. 12. 2004, Unterlagen, Sorten
Pflanzung: 1. 3. 2005, in Doppelreihen 115/75 x 35 cm (3 Pfl/m2), 2-triebige Aufleitung an Schnüren
Erntebeginn: 12. 4. 2005 bis KW 18 Grünernte, ab KW 22 Roternte
Klimaführung: Heizung anfangs 20/19 °C Tag/Nacht; später schrittweise Absenkung auf 15 °C, Lüften anfangs 22 °C; später schrittweise absenken auf 18 °C
Bewässerung: nur mit Regenwasser;
System: Agro-Drip Tropfbewässerung, 30 cm Tropfabstand, Steuerung über Tensioschalter, 90 hP
Düngung: flüssig, nach Mengenkonzept
Pflanzenschutz: Schädlingsbekämpfung durch Einsatz von Amblyseius, Aphidius und Aphidoletes.